Am deutschen Aktienmarkt dürfte in der neuen Woche kaum Langeweile aufkommen: Das Abschneiden der europäischen Banken beim Stresstest der EZB, die Bilanzen zahlreicher Dax -Werte und der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed könnten für heftige Kursausschläge sorgen. Nach Einschätzung von Jens Klatt vom Brokerhaus FXCM ist eine nächste Abwärtswelle im Dax in den kommenden Wochen nicht auszuschließen. "Das gilt besonders dann, wenn die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am Mittwoch erneuten Geldgeschenken an den Markt eine Absage erteilt", sagte der Experte.
Seit Mitte September hat der Dax rund acht Prozent und der US-Leitindex Dow-Jones drei Prozent verloren. An den Börsen herrschte Furcht vor einer deutlichen Konjunkturabkühlung. In der abgelaufenen Woche haben sie dies- und jenseits des Atlantiks allerdings wieder etwas Boden gutgemacht.
Auf Seite 2: FED DÜRFTE ANLEIHENKAUFPROGRAMM EINSTELLEN
FED DÜRFTE ANLEIHENKAUFPROGRAMM EINSTELLEN
Mit Spannung warten die Anleger nun darauf, wie die Fed auf die Konjunktursorgen reagiert. Zuletzt hatten Spekulationen die Runde gemacht, die US-Notenbank könnte bei der Drosselung ihrer Wertpapierkäufe eine Pause machen. Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner geht allerdings davon aus, dass die Fed ihr Anleihenkaufprogramm zur Stützung der US-Wirtschaft wie erwartet einstellen wird. Zuletzt hatte die Notenbank noch Papiere im Umfang von monatlich 15 Milliarden Dollar gekauft. Eine Erhöhung der Zinsen wird für Mitte 2015 erwartet.
Neben der Fed dürfte auch der Bankenstresstest der EZB für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Nach den am Sonntag veröffentlichten offiziellen Ergebnissen sind 25 der 130 untersuchten wichtigsten Geldhäuser durchgefallen. Dazu zählten vor allem Institute aus Italien, Griechenland und Zypern. An den Märkten war die Nervosität zuletzt groß, vor allem die Bankwerte in Südeuropa schwankten stark. Mit der größten Banken-Prüfung aller Zeiten will die EZB sicherstellen, dass die Geldhäuser besenrein und für Krisen gewappnet sind, wenn die Zentralbank im November die Aufsicht über die wichtigsten Finanzinstitute der Euro-Zone übernimmt.
Auf Seite 3: DEUTSCHE BANK UND LUFTHANSA LEGEN ZAHLEN VOR
DEUTSCHE BANK UND LUFTHANSA LEGEN ZAHLEN VOR
Auf Unternehmensseite dürfte es allerdings auch unabhängig von den Bankenstresstests hoch hergehen. Dax-Werte wie die Deutsche Börse (Montag nach Börsenschluss), Deutsche Bank (Mittwoch), Bayer und Lufthansa (jeweils Donnerstag) legen ihre Zahlen vor. Bei der Fluggesellschaft dürften die Investoren vor allem die Frage interessieren, welche Auswirkungen die Piloten-Streiks auf das Gewinnziel haben könnten. Aus der zweiten und dritten Reihe lassen sich unter anderem die Online-Bank Comdirect, der Anlagenbauer Gea, der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki, und Wacker Chemie in die Bücher schauen.
Aus den USA stehen unter anderem die Zahlen der Chemiefirma DuPont und von Facebook auf der Agenda. Besonders im Blick stehen auch die Zahlen von Energiekonzernen wie Exxon Mobil, Chevron und ConocoPhillips. Analysten zeigten sich mit den Bilanzen der amerikanischen Unternehmen bislang zufrieden: Die Berichtssaison sei besser gestartet als erwartet, hieß es in einem Kommentar der DZ Bank.
Auf der Konjunkturseite dürften vor allem neue Daten zur US-Wirtschaft im Fokus stehen. Beim Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal (Donnerstag) rechnet Commerzbank-Analyst Christoph Weil mit einem kräftigen Wachstum von 3,5 Prozent. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft dürfte sich dagegen weiter verschlechtert haben. Experten gehen davon aus, dass der Ifo-Index (Montag) auf 104,3 von 104,7 Zählern zurückgegangen ist.
Reuters