Am Goldmarkt hellt sich die Stimmung deutlich auf. Es gibt gute Gründe, dass der Preis auch künftig weiter nach oben tendieren sollte. Ein wichtiger Faktor ist eine Serie schwacher Konjunkturdaten aus den USA, wie etwa das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal. Inzwischen dämmert es selbst dem Finanzausschuss des US-Kongresses, dass der Verfall des Ölpreises die Wirtschaft belastet, weil die Ölfirmen ihre Investitionen zusammenstreichen und Branchen wie der Hausbau, die am Energiesektor hängen, auf die Bremse treten.

Der Finanzausschuss hat daher zuletzt die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2015 von 3,4 Prozent auf 2,9 Prozent gesenkt. Wie sehr sich die Konjunkturperspektiven eingetrübt haben, ist an den Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen zu sehen, die sich rasant dem Rekordtief von 1,5 Prozent vom Juni 2012 nähern. Einige Investoren erwarten zwar, dass die Fed Mitte des Jahres die Zinsen anheben wird, doch immer mehr Experten warnen auch vor einer Zinserhöhung. Gut möglich, dass sich die lockere Geldpolitik in den USA länger fortsetzt.

Das sollte den Goldpreis beflügeln. Der zweite wichtige Treiber für das Edelmetall ist das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), die für 720 Milliarden Euro pro Jahr Staatsanleihen und andere Wertpapiere kaufen will. Das Volumen beläuft sich auf 7,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone. Durch die Anleihekäufe sollte der Euro gegenüber dem Dollar weiter fallen und die Nachfrage nach physischem Gold in der Eurozone ankurbeln. Verstärken sich die Ängste vor einem möglichen Schuldenschnitt Griechenlands, könnte der Druck auf den Euro steigen.

Auf Seite 2: Energische Restrukturierung



Energische Restrukturierung

Auf der anderen Seite stehen die Goldförderer. Wegen des schwierigen Umfelds senken sie die Kosten, verkaufen Vermögenswerte und kürzen die Investitionen. In diesem Umfeld sollten sich Anleger in erster Linie auf die Großen der Branche fokussieren. Der gemessen am Börsenwert von 17,4 Milliarden Euro weltgrößte Goldförderer ist Goldcorp. Die Kanadier haben Mitte Januar angekündigt, den heimischen Konkurrenten Probe Mines für 526 Millionen kanadische Dollar (440 Millionen US-Dollar) zu übernehmen. Goldcorp-Chef Chuck Jeannes bekommt damit Zugriff auf das Borden-Goldprojekt im Norden von Ontario, das als eines der vielversprechendsten in Kanada betrachtet wird.



Goldcorp kann sich den Deal locker leisten, belaufen sich die Schulden des Konzerns doch auf lediglich 16 Prozent des Eigenkapitals - ein sehr niedriger Verschuldungsgrad. Jeannes will die Förderung 2015 um knapp 20 Prozent auf 3,3 bis 3,6 Millionen Unzen steigern. Zu dem Plus sollen nicht nur Minen in Kanada, sondern auch in Argentinien und Mexiko beitragen. Die konzernweiten Vollkosten sollen auf 875 bis 950 Dollar je Unze gegenüber dem 2014er-Wert von 950 Dollar gedrückt werden. Die Investitionen sinken um fast 40 Prozent auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Dollar. "Selbst in diesem Umfeld sind wir mit unserer starken Bilanz, der Kostenstruktur und dem Produktionswachstum gut positioniert, um langfristig erfolgreich zu sein", sagte Jeannes. Angesichts des erwarteten starken Gewinnanstiegs bietet die Aktie noch deutliches Potenzial, wenngleich die Ergebnisschätzungen wegen der hohen Volatilität beim Goldpreis mit einem hohen Unsicherheitsfaktor behaftet sind.

Während die Aktie von Goldcorp auf dem Weg zum 52-Wochen-Hoch ist, hinkt jene von Barrick Gold noch hinterher. Das Problem: Die Schulden der Kanadier belaufen sich auf fast 100 Prozent des Eigenkapitals. Für Barrick Gold spricht allerdings, dass die Kosten im abgelaufenen Jahr mit angepeilten 880 bis 920 Dollar je Unze die niedrigsten unter den größten Förderern sind. Zudem sind die Reserven des Konzerns mit 104 Millionen Unzen doppelt so groß wie die von Goldcorp. Bei der Vorlage der 2014er-Geschäftszahlen am 18. Februar werden Investoren genau darauf achten, welche ambitionierten 2015er-Ziele das Management für die Kosten und die Produktion ausgibt. 2014 soll sie 6,1 bis 6,4 Millionen Unzen erreicht haben.



Auf Seite 3: Deutlicher Anstieg nach kurzer Produktionssenkung



Die Pläne für 2015 und 2016 hat Newmont Mining bereits veröffentlicht. Die Amerikaner prognostizieren zwar, dass die Produktion im laufenden Jahr leicht auf 4,5 bis 4,75 Millionen Unzen sinken wird. Im nächsten Jahr soll sie aber wieder deutlich steigen. Gleichzeitig sollen die Kosten bis 2016 weiter auf 985 bis 1085 Dollar je Unze gedrückt werden. Für 2015 plant der Vorstand mit einem Goldpreis von 1200 Dollar. Würde er um 100 Dollar über dem Niveau liegen, soll das laut Management dem Konzern einen zusätzlichen Cashflow von 300 Millionen in die Kasse spülen.

Risikobereitere Anleger setzen auf Randgold Resources. Der Konzern ist vor allem in Mali aktiv. Vorstandschef Mark Bristow hat große Zukäufe vermieden. Der schuldenfreie Konzern hat bis zu 700 Millionen Dollar in der Kriegskasse, um Vermögenswerte von strauchelnden Rivalen zu kaufen. Anleger, die statt auf Einzelwerte lieber auf die gesamte Branche spekulieren, können in einen ETF investieren, der die Entwicklung des Branchenindex NYSE Arca Gold Bugs abbildet. Das Barometer mit den Schwergewichten Goldcorp, Barrick und Newmont notiert etwa auf dem Niveau von vor zehn Jahren und hat gegenüber Gold Nachholbedarf.

Auf Seite 4: Vier Goldriesen im Überblick