Doch seitdem ist die Luft draußen und am Montagabend notierte der STOXX Europe 600 Chemicals Kursindex mit 753,61 Punkten deutlich unter dem damals erreichten Niveau. Im laufenden Bullenmarkt, der im März 2009 aufgenommen wurde, schneidet der Chemieindex zwar noch besser ab als der STOXX Europe 600 Kursindex, in letzter Zeit reichte es aber nur noch zu einer marktkonformen Entwicklung.
Ob sich daran bald etwas ändert, bleibt abzuwarten. Wenn die deutsche Chemieindustrie als Richtschnur herangezogen wird, könnte es zunächst bei der Kursentwicklung etwas holprig bleiben. Denn wegen eines schärferen Preisdrucks rechnet die drittgrößte Industriebranche Deutschlands im laufenden Jahr mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent auf 187 Milliarden Euro. Die Exporte in wichtige Märkte wie die USA, China, Russland oder Brasilien liefen schwächer. Zudem setze sich der Preisrückgang fort. Das alles spreche gegen eine kurzfristige Belebung, ließ der Verband der Chemischen Industrie im Mai wissen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch daran, dass der Verband bereits im März die Prognose gesenkt hatte. Trotz einer um 2,2 Prozent zum Vorquartal gesteigerten Produktion sank der Umsatz in den ersten drei Monaten um 0,9 Prozent.
Unabhängig davon hat das Fusionskarussell in der Branche zuletzt Fahrt aufgenommen. So wurde der Zusammenschluss von Dow Chemical und DuPont verkündet, ChemChina will Syngenta übernehmen, Evonik hat eine Übernahme in den USA für 3,8 Milliarden Dollar angekündigt und Bayer strebt den Kauf von Monsanto für 62 Milliarden Dollar an. Bei einem Zustandekommen diese Deals wäre das die größte Übernahme aller Zeiten in Deutschland.
Es tut sich also etwa in der Branche, doch richtig in Schwung kommen dürften die Kurse der Branchenvertreter erst dann wieder, wenn sich die Wirtschaft in Europa wieder stärker belebt. Als Lieferant für die Auto-, Bau- und Konsumgüterindustrie hängt der Sektor jedenfalls stark an der Konjunktur. Doch die schwachen Rahmendaten haben auch dazu geführt, dass immer mehr Chemieunternehmen zu Selbsthilfemaßnahmen greifen, um mit dem Umfeld zurechtzukommen. Dazu gehören Restrukturierungen, Einsparungen oder der bereits erwähnte Konsolidierungsprozess.
Die Deutsche Bank ist zuversichtlich, dass alles das Wirkung zeigen wird und man liegt auch deshalb bei den hauseigenen Gewinnschätzungen für die Sektor-Vertreter oft über dem Analysten-Konsens. Dabei vertraut man aber mehr auf Margen- als auf Umsatzwachstum. Die Bewertungen werden als vernünftig eingestuft und die Analysten finden einige interessante Anlagemöglichkeiten. Fünf der Deutsche Bank-Kaufempfehlungen für den europäischen Chemiesektor werden auf den nachfolgenden Seiten etwas näher vorgestellt. Die Kurspotenziale reichen dabei bis zu 36 Prozent.
Auf Seite 2: Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer eins
Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer eins: Arkema S.A. (WKN: A0JLZ0, 71,109 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 20. Juni)
Zu den Top-Picks der Deutschen Bank aus dem europäischen Chemie-Sektor zählt Arkema. Dieses Urteil bezieht sich auf eine rein fundamentale Einschätzung. Wird die Charttechnik berücksichtigt, muss hier allerdings festgehalten werden, dass dieser Titel nun schon seit fünf Jahren in einem relativ breit gefächerten Seitwärtstrend festhängt. Charttechnische Kauf- oder Verkaufssignale gibt es erst bei einem Ausbruch aus dieser Spanne nach oben oder nach unten.
Bei Arkema handelt es sich um ein führendes Chemieunternehmen aus Frankreich mit einer gut diversifizierten globalen Aufstellung, das über Standorten in Asien, Europa und Nordamerika verfügt. Die Gesellschaft wurde 2006 von der Muttergesellschaft Total abgespaltet. Im Vorjahr habe eine erfolgreiche Übernahme des Klebstoffspezialisten Bostik GmbH, interne Selbsthilfe, Verzicht auf Kapazitätserweiterungen und stabile Preise bei einigen wichtigen Produkten zu einem laut Julius Bär soliden Resultat geführt. Darüber hinaus erfolgte der Nettoschuldenabbau schneller als erwartet.
Die Deutsche Bank ist für die Aktien des Konzerns, der unter anderem in der Herstellung verschiedener petrochemischer Produkte tätig ist, schon länger zuversichtlich gestimmt. In der Kaufempfehlung für den Titel wird sieben Quartale in Folge mit positiven Ergebnisüberraschungen verwiesen. Das ist ein Trend der nach Ansicht der Analysten anhalten sollte. Dafür würde anhaltender Rückenwind durch die Botik-Übernahme ebenso sprechen wie Selbsthilfemaßnahmen und zyklischen Verbesserungen im Umfeld.
Man rechnet in den kommenden Jahren mit steigenden Ergebnissen und vor dem Hintergrund dieser Annahme wird die Bewertung als niedrig bezeichnet. Konkret wird der Gewinn je Aktie in diesem Jahr bei 5,39 Euro gesehen nach 4,24 Euro im Vorjahr. 2017 sollen es dann 6,55 Euro werden und 2018 sogar 7,34 Euro. Auf dieser Basis ergeben sich für das kommende und das übernächste Jahr KGVs von 10,9 und 9,7.
Das Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen wird für 2016 auf 6,3 beziffert. Das ist ein Wert, der als niedrig bezeichnet wird, wobei die Relation für 2017 und 2018 mit noch tieferen 5,5 und 4,8 angegeben wird. Das Kursziel wird auf 85,00 Euro veranschlagt, was der Notiz theoretisch 19,5 Prozent Luft nach oben lässt.
Als potenzielle Risiken wird auf ein schwächer als erwartet ausfallendes Wirtschaftswachstum verwiesen, auf stärkere Kapazitätsausweitungen in Teilbereichen des Geschäftes als derzeit angenommen, auf Fehler bei der Integration von Bostik oder auf Probleme an der Devisenfront.
Auf Seite 3: Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer zwei
Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer zwei: Akzo Nobel N.V. (WKN: 914188, 59,45 Euro)
Als sehr schwankungsfreudige Aktie hat sich in den vergangenen Jahren Akzo Nobel entpuppt. Nach einem häufigen Auf und Ab schien es 2015 bei einem im April bei 74,81 Euro markierten Rekordhoch so, als ob der Titel endlich einen dauerhaften Aufwärtstrend etablieren könnte. Doch diese Hoffnung wurde durch einen sich anschließenden kräftigen Kursrücksetzer enttäuscht und aktuell bewegt sich der Titel in einem mittelfristig intakten Abwärtstrend.
Der niederländische Konzern mit einem Hauptsitz in Amsterdam sieht sich als ein führendes Unternehmen in der Farben- und Lackindustrie und als ein bedeutender Hersteller von Spezialchemikalien. Es werden rund 46.000 Mitarbeiter in 80 Ländern beschäftigt. Operativ ist man in den drei Geschäftsbereichen Performance Coatings, Spezialchemie und Decorative Paints tätig. Das Produktsortiment umfasst Marken wie Dulux, Sikkens, International, Interpon und Eka.
Für das erste Quartal berichtete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von vier Prozent auf 3,43 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte aber um 17 Prozent auf 357 Millionen Euro und vor Sondereffekten um neun Prozent auf 334 Millionen Euro. Zurückgeführt wurde das vor allem auf niedrigere Rohstoffkosten sowie Effizienzgewinne aus den Restrukturierungsmaßnahmen. Die operative Konzernmarge erhöhte sich auf bereinigter Basis von 8,5 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 9,7 Prozent.
Der Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr wurde wie traditionell üblich nur unkonkret formuliert. Es war von einem unsicher bleibenden Marktumfeld die Rede sowie deflationären Druck und Gegenwind von der Währungsseite die Rede. Die mittelfristigen Ziele, die für die nächsten beiden Jahre eine operative Konzernmarge in einer Spanne von neun bis elf Prozent vorsehen, wurden aber bestätigt. Das gilt auch für den Return on Investment, der sich in einer Bandbreite von 13,00-16,5 Prozent bewegen soll, nachdem hier für 2015 14 Prozent angestrebt worden waren.
Die Deutsche Bank sieht Akzo Nobel in der zweite Phase seit der im Jahr 2012 erfolgte Übernahme des Vorstandstuhles durch Ton Büchner angekommen. Der von ihm eingeleitete Kulturwandel dürfte sich fortsetzen und weiterhin Früchte tragen. Wie die Beispiele von BASF oder von Linde gezeigt hätten, könnten daraus einige Jahre mit einer starken Performance resultieren. Die Analysten bei der Deutschen Bank rechnen jedenfalls mit einem weiter steigenden Cash Flow und positiven Ergebniseinflüssen durch die Portfolio-Umbildung.
Akzo Nobel wird als einer der Hauptfavoriten im Chemie-Sektor bezeichnet. Die Ergebnisse hätten dabei das Potenzial für mittelfristig deutliche Verbesserungen. Die Vorhersagen für die Gewinne in den Jahren 2016 bis 2018 lauten wie folgt: 5,12 Euro, 5,61 Euro, 6,12 Euro. Das vergleicht sich mit 4,38 Euro für 2015. Das KGV für 2017 bewegt sich damit bei 10,6. Gegenüber der europäischen Konkurrenz stelle das einen deutlichen Abschlag dar und die Aktie wird auch deshalb als werthaltig bezeichnet. Die Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 81,00 Euro versehen. Eine Vorgabe, die um immerhin 36,2 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen liegt.
Auf Seite 4: Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer drei
Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer drei: Covestro AG (WKN: 606214, 41,43 Euro)
Deutlich geringer fällt verglichen mit Akzo Nobel das Kurspotenzial bei Covestro aus. Das Kursziel wird hier auf 43,00 Euro beziffert, was nur noch rund vier Prozent Luft nach oben lässt. Das weitere Aufwärtspotenzial wird in diesem Fall begrenzt durch eine sehr starke Kursentwicklung in den vergangenen Wochen. Denn nachdem am 11. Februar bei 25,48 Euro noch ein Zwischentief markiert wurde, ging es anschließend ziemlich kontinuierlich bis auf das aktuell gültige Rekordniveau von 41,43 Euro nach oben.
Diese positive Kursentwicklung ist auch deshalb bemerkenswert, weil über dem Titel immer das Damoklesschwert schwebt, dass sich Mehrheitsaktionär Bayer "zügig" ganz aus der an Covestro gehaltenen Beteiligung zurückzuziehen könnte. Diese Spekulationen hatten im Zuge der von Bayer angepeilten Übernahme von Monsanto zuletzt sogar noch zugenommen, wobei die Bayer-Verantwortlichen zuletzt aber auch betonten, die Covestro-Aktien nicht verscherbeln zu wollen.
Der erst im Vorjahr aus dem Bayer-Verbund abgespaltene Chemiekonzern Covestro hat aber als gut eingestufte Quartalszahlen vorgelegt. Der Umsatz spielte bei einem Minus von knapp sechs Prozent auf 2,88 Milliarden Euro zwar nicht ganz mit. Aber höhere Absatzmengen in den Kerngeschäften und niedrigere Rohstoffpreise verhalfen dem MDAX-Konzern dennoch zu einem Gewinnsprung. Konkret wurde in den ersten drei Monaten das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) um gut 22 Prozent auf 508 Millionen Euro verbessert und das Konzernergebnis stieg um 58 Prozent auf 182 Millionen Euro.
Die Deutsche Bank reagierte auf die Zahlenvorlage positiv und der zuständige Analyst sprach von sehr gut ausgefallen Ergebnissen. Gelobt wurde unter anderem, dass es dem Managementteam gelungen sei, die Ertragskraft in einem volatilen konjunkturellen Umfeld zu verbessern. Das Kursziel wurde damals von 39,00 auf 41,00 Euro angehoben, wobei diese Vorgabe nach dem im Mai abgehaltenen ersten Kapitalmarkttag um zwei weitere Euro auf die aktuell gültigen 43,00 Euro angehoben wurde. Nach dieser Veranstaltung hieß es, den Teilnehmern sei das kurz- und langfristige Potenzial der Bayer-Abspaltung in Erinnerung gerufen worden. Auch mit Angaben zum Verlauf des zweiten Quartals zeigte man sich zufrieden. Der Fokus des Managements liege auf der Barmittelgenerierung, die Investitionsausgaben sollten bis 2019 niedrig gehalten werden.
Wegen moderater Fortschritte bei Angebot und Nachfrage wurde die Gewinnschätzung um drei Prozent angehoben. Aktuell wird für 2016 von 3,06 Euro beim Ergebnis je Aktie ausgegangen, nach 2,66 Euro im Vorjahr. Für 2017 und 2018 werden dann 3,26 und 3,65 Euro prognostiziert. Bei einem rund sechsfachen Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen wird die Bewertung als zu günstig erachtet. Als potenzielle Risiken werden aber eine Abkühlung der Weltkonjunktur, höhere Rohstoffpreise oder ein aggressiver Konkurrenzkampf genannt.
Auf Seite 5: Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer vier
Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer vier: Symrise AG (WKN: SYM999, 57,00 Euro)
Eine wirklich tolle Kursentwicklung hat in den vergangenen Jahren Symrise auf das Parkett gezaubert. Ausgehend von einem noch Anfang März 2009 gültigen Stand von 7,07 Euro hat die Notiz bis Ende November 2015 bis auf 64,06 Euro zugelegt. Allerdings muss auch gesagt werden, dass seitdem etwas die Luft draußen ist und sich der Kurs aktuell nur auf einem bereits Anfang 2015 gültigem Niveau bewegt. Nach einem langfristigen Aufwärtstrend hat sich somit ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht.
Die insgesamt starken Kurssteigerungen in den vergangenen Jahren sind auf den ebenfalls starken Wachstumskurs zurückzuführen, den das Unternehmen eingeschlagen hat. Die Gesellschaft gilt inzwischen als weltweite Nummer zwei in der Duft- und Aromenbranche. Man agiert dabei mit rund 30.000 angebotenen Produkten global als Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen, funktionalen Inhaltsstoffen sowie von Produktlösungen für verbesserte Sensorik und Ernährung. Der Marktanteil für 2015 wird auf zwölf Prozent beziffert.
Keine neuen Impulse für den Aktienkurs brachten die am 10. Mai gemeldeten Geschäftszahlen für das erste Quartal. Dabei stieg der Umsatz in diesem Zeitraum um zehn Prozent auf knapp 732 Millionen Euro und währungsbereinigt sogar um 14 Prozent. Allerdings ist dabei auch der zu Jahresbeginn erfolgte Kauf des US-Unternehmens Pinova zu berücksichtigen, das im Quartal erstmals konsolidiert wurde. Das um Einmaleffekte aus der Pinova-Übernahme bereinigte operative Ergebnis kam um sechs Prozent auf 158,5 Millionen Euro voran. Das EBITDA erreichte knapp 154 Millionen nach 149 Millionen Euro im Vorjahr. Nach Steuern und bereinigt verdiente Symrise 70,8 Millionen Euro, nach 68 Millionen Euro im Vorjahr. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden bestätigt. Sie sehen ein stärkeres Wachstums als in der Branche vor, das auf zwei bis drei Prozent taxiert wird. Zudem wird weiter eine EBITDA-Marge von rund 20 Prozent prognostiziert.
Analysten hatten insgesamt etwas mehr erwartet, doch die Deutsche Bank sprach von starken Zahlen. Hervorgehoben wurden solide Margen und ein organisches Wachstum von 7,3 Prozent. Auch wenn das EBITDA leicht unterhalb der Markterwartungen ausgefallen sei, habe das Management die Jahresprognose bestätigt und gehe weiterhin von einer EBITDA-Marge von rund 20 Prozent aus. Aus Sicht der Analysten ist dies sogar noch konservativ angesetzt, da der Konzern im ersten Quartal bereits eine Marge von 21,7 Prozent ausgewiesen habe.
Das Kursziel wurde damals dennoch leicht von 71,00 auf 70,00 Euro gesenkt. Beim Gewinn je Aktie wird für 2016 mit 2,29 Euro nach 2,09 Euro im Vorjahr kalkuliert. Für 2017 sollen es 2,61 Euro werden und 2018 dann 2,94 Euro. Die optische hohe Bewertung lasse sich rechtfertigen durch die Qualität des Unternehmens, einer einzigartigen Marktstellung und das erwartete Wachstum. Das genannte Kursziel der Deutschen Bank verspricht ein Aufwärtspotenzial von fast 23 Prozent.
Auf Seite 6: Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer fünf
Europäische Chemie-Aktien-Top-Picks der Deutschen Bank, Nummer fünf: BASF SE (WKN: 936785, 69,58 Euro)
Etwas in der Versenkung verschwunden ist in den vergangenen Jahren der Aktienkurs von BASF. Nachdem es von 1996 bis 2015 fast zu einer Verzehnfachung gereicht hat, geht seit April 2015 nichts mehr und das Rekordhoch von 96,72 Euro wurde dabei aus den Augen verloren. Aktuell muss der vor gut einem Jahr aufgenommene Abwärtstrend noch als nicht nachhaltig geknackt bezeichnet werden, wobei zuletzt kräftig daran gerüttelt und ein ernsthafter Ausbruchsversuch nach oben unternommen wurde. Solange aber der Gesamtmarkt nicht mitspielt, könnte es zunächst schwierig bleiben, dieses Unterfangen zügig zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Der DAX-Vertreter gilt als das weltweit führende Unternehmen in der chemischen Industrie. Das breite Portfolio reicht von Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas. BASF erzielte 2015 einen Umsatz von 70 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von etwa 6,7 Milliarden Euro. Aufgeteilt ist der Verbund in die Segmente Chemicals, Performance Products, Functional Materials & Solutions, Agricultural Solutions und Oil & Gas. Der Konzern ist mit gut 112.000 Mitarbeitern in fast allen Ländern weltweit aktiv.
Die erwähnte Kursflaute lässt sich natürlich nicht zuletzt damit erklären, dass es für die Ludwigshafener geschäftlich zuletzt nicht immer rund gelaufen ist. Auch im ersten Quartal musste wegen einem starken Ölpreisverfall und einem schwachen Marktumfeld ein operativer Gewinnrückgang hingenommen werden. Zumindest aber fielen die Einbußen deutlich moderater aus als Marktbeobachter befürchtet hatten. Auch die Jahresprognosen wurden bestätigt. Konkret fiel das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis um acht Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Die Konzernerlöse verringerten sich bedingt durch Devestitionen und dem niedrigen Ölpreis um 29 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro.
Von der Deutschen Bank wurde das Zahlenwerk als gut bezeichnet. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen habe sich um acht Prozent reduziert und liege damit fünf Prozent über den Konsenserwartungen. Die Aktie sei attraktiv bewertet und verfüge auch über eine interessante Dividendenrendite. Die erwartete Ergebnisreihe von 2016 bis 2018 lautet wie folgt: 5,27 Euro, 5,63 Euro und 6,21 Euro. Für 2018 bewegt sich damit das KGV bei gut elf. Bei der Dividende wird für das Geschäftsjahr 2016 mit 3,05 Euro kalkuliert. Das würde einer Rendite von 4,4 Prozent entsprechen.
Das Kursziel wurde nach der Vorlage der Erstquartalszahlen deutlich von 78,00 Euro auf 85 Euro angehoben. Eine Vorgabe, die auch aktuell Bestand hat und um gut 22 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen liegt. Erwähnenswert mit Blick auf BASF ist auch noch, dass vergangenen Freitag ein milliardenschwerer Zukauf gemeldet wurde. Und zwar soll das Coatings-Geschäft durch den Anbieter von Oberflächentechnik Chemetall verstärkt werden. Dieses Unternehmen gehört bisher dem US-Konzern Albemarle. Als Kaufpreis wurden 3,2 Milliarden Dollar genannt, was einigen Marktteilnehmern als relativ anspruchsvoll erscheint.