Partystimmung bei BASF: Am 6. April feiert der weltgrößte Chemiekonzern seinen 150. Geburtstag. Zu dem feierlichen Anlass hat sich das Unternehmen auch gleich ein neues Motto gegeben: Seit Anfang 2015 ist "We create chemistry" ins Logo eingebaut statt bislang "The chemical Company". "Mit der ,We create chemistry‘-Strategie haben wir uns noch stärker darauf ausgerichtet, unseren Kunden funktionale Produkte und Lösungen anzubieten, die auf einer intelligenten Kombination chemischer Verbindungen basieren", sagte Vorstandschef Kurt Bock bei der Bilanzpressekonferenz im September 2014. Und: Das neue Motto beziehe sich nicht nur auf die Wissenschaft, sondern auch auf die Chemie zwischen Menschen.
Bock und die mehr als 113 000 Mitarbeiter haben allen Grund, auf die Erfolge des Unternehmens stolz zu sein. Hatte doch das Management in den vergangenen Jahrzehnten die massiven Veränderungen in der Branche früh erkannt und mit mutigen Entscheidungen die Basis für kräftiges Wachstum gelegt.
Wie robust das Geschäft der Ludwigshafener ist, sollte die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr einmal mehr zeigen - trotz des Gegenwinds, den der niedrige Ölpreis verursacht. Doch während der sich positiv auf die Margen der Chemiesparte auswirkt, drückt er gleichzeitig massiv auf das Ergebnis der Öl- und Gassparte, die rund ein Viertel des bereinigten operativen Ergebnisses ausmacht.
Aufgrund eines guten Endspurts im vierten Quartal hat BASF im Gesamtjahr 2014 trotz abgesacktem Ölpreis den Umsatz leicht auf 74,3 Milliarden Euro gesteigert. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um vier Prozent auf 7,4 Milliarden Euro zu. "Wir haben unser Chemiegeschäft weiter gestärkt und die Margen wiederum verbessert", sagte Bock Ende Februar in Ludwigshafen.
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Stabiles Ergebnis
Die Chemiesparte profitiert nicht nur von den gesunkenen Ölnotierungen, sondern auch von einer besseren Auslastung von Großanlagen. Im laufenden Jahr will Bock den bereinigten operativen Gewinn des Konzerns auf dem Vorjahresniveau halten. "Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2015 ist mit besonders hohen Unsicherheiten behaftet", sagte der Vorstandschef. "Öl- und Rohstoffpreise sowie Währungen entwickeln sich volatil, die Schwellenländer wachsen langsamer, und geopolitische Konflikte dämpfen die Weltwirtschaft."
Das bereinigte operative Ergebnis stabil zu halten - allein das wäre eine enorme Leistung. Immerhin geht Bock davon aus, dass das Ergebnis der Öl- und Gassparte deutlich sinken wird. Für dieses Jahr rechnet BASF mit einem Preis von 60 bis 70 Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent, nachdem er im vergangenen Jahr im Durchschnitt noch bei 99 Dollar gelegen hatte. Eine Veränderung von einem Dollar je Barrel Brent beeinflusst das Ebit der Sparte um 20 Millionen Euro. Bei einem Rückgang um 35 Dollar je Barrel fehlen also 700 Millionen Euro.
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Die Chemie bringt’s
Große Erwartungen hat Bock hingegen an das hauseigene Chemiegeschäft. Es besteht aus den drei Sparten Chemicals, Performance Products und Functional Materials& Solutions. Zwar soll das bereinigte Ergebnis des Segments Chemicals - es umfasst Basischemikalien, Lösungsmittel, Farben und Lacke - wegen der Kosten für die Inbetriebnahme etlicher neuer Anlagen um 150 bis 200 Millionen Euro leicht sinken. Hingegen sollen die anderen beiden Segmente ihre Profitabilität deutlich steigern. Performance Products stellt Vitamine, Lebensmittelzusätze und Inhaltsstoffe für Pharmazeutika und Kosmetik her. Functional Materials & Solutions wiederum umfasst Katalysatoren, Batteriematerialien sowie Zusätze für Beton und Zement. Für 2015 erwartet Bock hier eine starke Nachfrage aus der Auto- und der
Bauindustrie.
Ein kräftiges Ergebnisplus peilt er für das Agrochemiegeschäft an. Die Sparte erfreut sich starker Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln oder Saatgut. Gestützt werden soll der Gewinn von BASF im Jubiläumsjahr auch durch ein 2011 angestoßenes Sparprogramm. Bis Jahresende sollen die Kosten um rund 1,3 Milliarden Euro unter denen von 2011 liegen. Die ursprünglich angepeilte Summe von einer Milliarde Euro hatte BASF bereits 2014 erreicht.
Von der Währungsseite dürfte der Konzern allerdings weniger profitieren, als viele Investoren derzeit erwarten. Zwar kommt BASF der starke Dollar zugute. Aber: "Berücksichtigen Sie bitte, dass andere Währungen, die für uns wichtig sind, wie der Russische Rubel, der Brasilianische Real und der Japanische Yen, einen negativen Einfluss haben werden, weshalb der Währungseffekt insgesamt nur leicht positiv sein wird", machte Bock auf einer Analystenkonferenz klar.
"Wir streben an, erneut eine erhebliche Prämie auf unsere Kapitalkosten zu verdienen, wenn auch unter dem 2014er- Niveau, als wir eine Reihe von Sondereffekten hatten", so Bock. So hatte unter anderem der Verkauf des Anteils an der Kunststofffirma Styrolution 1,1 Milliarde Euro eingebracht. Die Eigenkapitalrendite, die mit 19,7 Prozent auf dem Niveau der beiden Vorjahre lag, übertraf den Durchschnitt der DAX-Konzerne von rund 13 Prozent bei Weitem.
Enttäuscht zeigte sich der Firmenlenker allerdings, dass das milliardenschwere Tauschgeschäft mit dem russischen Energiekonzern Gazprom wegen des schwierigen politischen Umfelds Ende 2014 abgesagt werden musste.
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Hervorragende Perspektiven
In den vergangenen Jahrzehnten hatte das Management mit der frühzeitigen Expansion nach Asien und etlichen Übernahmen die Basis für ein kräftiges Wachstum geschaffen. So hatte BASF im Juni 2006 die US-Firma Engelhard gekauft, die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte. Seit 2005 hat der Konzern Geschäfte mit einem Umsatzvolumen von 14 Milliarden Euro akquiriert.
Die langfristigen Perspektiven von BASF sind hervorragend, denn eine wachsende Weltwirtschaft wird für eine steigende Chemienachfrage sorgen. Die Ludwigshafener forschen derweil in attraktiven Wachstumsfeldern, beispielsweise an neuen Kathodenmaterialien oder Elektrolyten für Batterien von Elektroautos. Oder nach Faserverbundkunststoffen, um Bauteile von Autos leichter zu machen. Starke Perspektiven bietet auch das Agrochemiegeschäft.
Die gute Geschäftsentwicklung spiegelt sich in der Dividende wider. Die Ausschüttung für 2014 steigt um 3,7 Prozent auf 2,80 Euro je Aktie, die Dividendenrendite liegt damit aktuell bei gut drei Prozent. "Wir stehen zu unser Politik, die Dividende jedes Jahr zu erhöhen oder sie mindestens auf dem Vorjahresniveau zu halten", sagt Bock. "In den vergangenen zehn Jahren haben wir die Dividende im Schnitt um fast zwölf Prozent pro Jahr angehoben."
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Profitabler Dividendenzahler
Für 2015 geht BÖRSE ONLINE von einem Anstieg auf drei Euro aus. Wegen der glänzenden
Profitabilität sollten die Ausschüttungen in den nächsten Jahren weiter zulegen, zumal die Bilanz von BASF mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent stark ist. Nachdem die DAX-Aktie auf neue Rekordhochs geklettert ist, liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 3,4 deutlich über dem Schnitt der vergangenen 19 Jahre von rund zwei. Das zeigt, wie hoch die Erwartungen der Investoren sind. Bei dieser Kennzahl wird der Börsenwert durch das Eigenkapital dividiert. Mit einem 2016er- KGV von 15,4 ist die Aktie angesichts der hervorragenden Eigenkapitalrendite aber nicht zu teuer. Sie dürfte daher weiter haussieren. Wir heben Kursziel und Stoppkurs an. Auch Aktionäre haben also Grund, BASF zu feiern.