Der Wintershall-Miteigner Letter One, eine Investorengruppe des russischen Milliardärs Mikhail Fridman, will keinen kurzfristigen Börsengang des Öl- und Gasunternehmens. Das berichtete die "Financial Times" in ihrer Montagsausgabe. Die Zeitung berief sich auf eine Erklärung der Investorengruppe. Wintershall fördert einen Teil seines Gases und Öls in Russland. Angesichts der Marktstimmung gegenüber Vermögenswerten in Russland sei für einen Börsengang derzeit kein guter Zeitpunkt. Dieser könnte zu einer Bewertung führen, die das Potenzial des Unternehmens nicht widerspiegelt. Dem Zeitungsbericht zufolge erklärte Letter One außerdem, dass der "ausschließliche Fokus von BASF auf einen Börsengang" Wintershall daran hindert, wertsteigernde Aktivitäten wie etwa Zukäufe zu verfolgen. BASF habe angedeutet, diese nicht zu unterstützen. Letter One werde wiederum einen Börsengang unterstützen, wenn dieser wirtschaftlich sinnvoll sei.

Da der Chemiekonzern BASF seinen Anteil an Wintershall Dea über den Börsengang veräußern will, belastete die Nachricht über den erneuten Aufschub die Stimmung der Aktionäre zum Wochenstart. "Wir sind nach wie vor fest entschlossen, unseren Anteil an der Wintershall Dea zu veräußern, und wir halten einen Börsengang weiterhin für den besten Weg, unseren Anteil zu vermarkten", erklärte ein BASF-Sprecher mit Blick auf den Zeitungsbericht. Zuletzt war der Börsengang für die zweite Hälfte des vergangenen Jahres geplant. Im Juni hatten die Anteilseigner BASF und Letter One diesen aber wegen der damaligen Marktbedingungen auf Eis gelegt.

Über Wintershall Dea


Wintershall Dea entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. Der Ludwigshafener Chemieriese BASF ist mit 67 Prozent beteiligt. Die Investorengruppe Letter One hält an dem Gemeinschaftsunternehmen 33 Prozent. Letter One war auch die ehemalige Dea-Eignerin.

Unsere Einschätzung zur BASF-Aktie


Spekulationen auf Verzögerungen beim geplanten Börsengang des Öl- und Gasförderers Wintershall setzen dem Mutterkonzern BASF zu. Die Aktien des Chemiekonzerns gaben am Montag gegen den Trend um mehr als ein Prozent auf 67,48 Euro nach.

BASF werde sich nun wohl auf Dividendenzahlungen oder den Schuldenabbau des Öl- und Gaskonzerns konzentrieren, prognostiziert Analyst Chris Counihan von der Investmentbank Jefferies. Er hat die Aktie von BASF auf "Buy" belassen. Die Blockierung des Börsengangs durch Letter One unterstreiche die anhaltenden Herausforderungen für BASF, die gehaltenen Anteile abzutrennen. Die Erwartungen der Investoren dürften aber ohnehin begrenzt sein.

Unserer jüngsten Kaufempfehlung tut dies jedoch keinen Abbruch. BASF ist einer der größten Dividendenzahler Europas. 2020 wurden etwa 3,30 Euro pro Aktie gezahlt, die Dividendensumme betrug drei Milliarden Euro. Für das abgelaufene Geschäftsjahr dürfte die Dividende erneut zumindest auf diesem Niveau liegen. Aktionäre erzielen damit eine Dividendenrendite von knapp 4,9 Prozent.

Positiv zu werten ist außerdem der Aktienrückkauf, der am 11. Januar startete. Dieser dürfte sich nicht nur vielversprechend auf den Gewinn pro Aktie auswirken, sondern auch die Chance auf höhere Dividenden anheben. Vor dem Hintergrund einer positiven Geschäftsentwicklung sowie verschiedenen Veräußerungen, die dem Konzern Geld einbrachten, will BASF bis Ende 2023 eigene Aktien für drei Milliarden Euro zurückkaufen.

Außerdem hat der Konzern, der sich auch in Krisenjahren bewährt hat, ein solides Geschäftsmodell. Die chemischen Erzeugnisse von BASF kommen in den Produktionen zahlreicher Firmen und Branchen zum Einsatz. Den jüngsten Kursrücksetzer können Anleger zum Einstig nutzen.

iw/rtr/dpa-AFX