Geplant ist eine "Fusion unter Gleichen", aus der ein neuer Konzern mit dem Namen DowDuPont mit einem Börsenwert von rund 130 Milliarden Dollar entstehen soll. Der bislang weltgrößte Chemiekonzern BASF hat aktuell einen Börsenwert von gut 65 Milliarden Euro. "Diese Transaktion ist bahnbrechend für unsere Branche", sagte Dow-Chemical-Chef Andrew Liveris. Der bislang größte reine Chemie-Deal war die Übernahme des US-Konzerns Lyondell durch die niederländische Basell 2007 für fast 19 Milliarden Dollar.

Zwar überholen die Amerikaner BASF nicht nur beim Börsenwert, sondern auch beim Umsatz: Zusammen kamen Dow Chemical und DuPont 2014 auf Erlöse von rund 92,9 Milliarden Dollar (84,8 Milliarden Euro), BASF setzte 74,3 Milliarden Euro um. Lange werden die Ludwigshafener voraussichtlich aber nicht um den Titel des weltgrößten Chemiekonzerns trauern müssen. Der neue Chemiegigant soll wieder in drei verschiedene börsennotierte Unternehmen aufgespalten werden. Diese sollen sich auf die Bereiche Agrarchemie, Kunststoffe und Spezialchemikalien konzentrieren. Die Aufspaltung wird "so bald wie möglich", voraussichtlich aber 18 bis 24 Monate nach Abschluss der Transaktion angepeilt. Damit gerechnet wird im zweiten Halbjahr 2016.

Für den Zusammenschluss ist mit hohen regulatorischen Hürden zu rechnen, vor allem im Agrarchemiegeschäft mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Dort gehören Dow und DuPont zu der Gruppe von nur einer guten handvoll Unternehmen, die den Markt dominieren. In der Agrarchemiebranche dürfte wegen der Pläne das Übernahmefieber jetzt wieder steigen. "Jeder hat Angst, dass jemand den ersten Schritt macht. Keiner will auf der Strecke bleiben", beschreibt ein Kenner den Zustand der Branche. Analysten rechnen damit, dass der US-Saatgutriese Monsanto wieder den Schweizer Rivalen Syngenta ins Visier nehmen wird, bei dem er sich im Sommer mit seiner 47 Milliarden Dollar schweren Übernahmeplänen die Zähne ausgebissen hatte.

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DAS NEUE DREAM-TEAM



Mit dem Schritt beugen sich Dow und DuPont jahrelangem Druck von Investoren, die vom Management eine Abspaltung von Geschäftsteilen gefordert hatten. Zugleich können die beiden US-Unternehmen damit ihre Geschäfte neu aufstellen und folgen dem Trend hin zu fokussierten Unternehmen und weg von schierer Größe. Diesen Weg hatte in Deutschland bereits etwa Bayer mit der Abspaltung von Lanxess und der Kunststofftochter Covestro beschritten. Analysten hatten den Plänen, über die die Nachrichtenagenur Reuters bereits zu Wochenmitte berichtet hat, bereits applaudiert. Nach Einschätzung der Experten des US-Investmenthauses Bernstein kommt ein "Dream Team" zusammen.

Die Aktionäre von Dow und DuPont sollen an dem neuen Konzern je rund 50 Prozent halten. DuPont-Chef Edward Breen soll Vorstandschef werden, der langjährige Dow-Chef Andrew Liveris soll den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bekommen. Breen, der erst kürzlich bei DuPont das Ruder von Vorstandschefin Ellen Kullman übernommen hatte, hatte sich bereits mit der Aufspaltung des US-Mischkonzerns Tyco International einen Namen gemacht. Die Anteilseigner von Dow Chemical sollen eine DowDuPont-Aktie für jede Dow-Aktie erhalten, die DuPont-Aktionäre 1,282 DowDuPont-Papiere für jede ihres Unternehmens. Die beiden US-Chemiekonzerne rechnen aus dem Zusammenschluss mit Kosteneinsparungen von rund drei Milliarden Dollar. DuPont will zudem 2016 seine Kosten um 700 Millionen Dollar senken - davon könnten zehn Prozent seiner weltweit 54.000 Mitarbeiter betroffen sein.

Reuters