"Der Schwung aus dem ersten Quartal setzt sich fort", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Das zweite Quartal dürfte deutlich besser als im Vorjahr ausfallen. Im Vorjahreszeitraum war im Zuge der ersten Corona-Welle der Umsatz deutlich zurückgegangen. Unter dem Strich stand damals wegen Abschreibungen auf die Beteiligung am Energiekonzern Wintershall Dea ein Verlust. Allerdings warnte BASF-Chef Martin Brudermüller nun: Die Risiken blieben im laufenden Jahr bestehen. Deshalb gebe es weiter eine große Spanne bei den Prognosen.
Für das laufende Jahr erwartet der Konzern nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5,0 bis 5,8 Milliarden Euro und einen Umsatz von 68 bis 71 Milliarden Euro. Zuvor hatte BASF beim bereinigten Ebit 4,1 bis 5 Milliarden angepeilt nach knapp 3,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Bei den Erlösen hatte das Unternehmen 61 bis 64 Milliarden auf dem Zettel nach rund 59 Milliarden Euro im Vorjahr.
Die BASF-Aktien legten nur zu Handelsbeginn zu, tauchten aber bereits früh ins Minus ab und verloren zuletzt 0,5 Prozent. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hatte am Morgen die Befürchtung geäußert, dass Anleger positive Überraschungen im Verlauf dazu nutzen würden, um nach dem starken Kursanstieg seit November Kasse zu machen.
Der Chemiekonzern hat im ersten Quartal laut Mayer beim Umsatz, dem bereinigten operativen Gewinn (Ebit) und dem Gewinn je Aktie die Erwartungen übertroffen. Die Prognoseerhöhung ist aus Sicht des Baader-Experte in einem "deutlichen Maß" erfolgt. Seiner Einschätzung nach liegen die neuen Ziele im Mittelwert auch etwas über den Markterwartungen.
Experte Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan sah all dies in einem ersten Kommentar ähnlich: BASF habe deutliche Verbesserungen gezeigt und das operative Gewinnziel "deutlich angehoben". Angesichts der gestiegenen Erwartungen und der Tatsache, dass zuletzt schon andere Branchenwerte trotz übertroffener Erwartungen unter Druck gerieten, reichten die BASF-Ergebnisse wohl nicht aus, um den Markt zu begeistern. Er zeigte sich auch enttäuscht vom Barmittelabfluss, der deutlich höher gewesen sei als von ihm gedacht.
Im ersten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Experten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Vor allem im Tagesgeschäft lief es besser. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen legte um 42 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Dazu trugen vor allem die Segmente Basischemikalien, Materials und Surface Technologies bei.
Schlechter entwickelte sich das Geschäft mit Aromainhaltsstoffen und Tiernahrung in der Sparte Nutrition & Care. Im Bereich Industrial Solutions belastete vor allem das Geschäft mit Kunststoffadditiven das Ergebnis. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 1,7 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel wie im Vorjahr.
BASF engagiere sich weiter stark in China, sagte Brudermüller. "Das Land bestimmt den Weltmarkt für Chemie. Heute sind es mehr als 40 Prozent. Bis 2030 wird der Marktanteil auf mehr als 50 Prozent anwachsen. Bis dahin werden knapp 70 Prozent des globalen Chemiemarktwachstums aus China kommen." Daran wolle man teilhaben.
Brudermüller kündigte mehr Transparenz bei Emissionen an. "Kunden fordern: Reduziert den CO2-Fußabdruck eurer Produkte für uns. Daher machen wir die CO2-Emissionen unserer Produkte transparent. Als weltweit erstes Unternehmen in der Chemie werden wir unseren Kunden den CO2-Fußabdruck aufzeigen. Für alle unsere 45 000 Verkaufsprodukte."
Die Weltwirtschaft werde sich von dem pandemiebedingten Einbruch erholen, sagte der Konzernchef. Ein deutliches Plus erwarte er zum Beispiel für die Autoindustrie. "Für die globale Chemieproduktion rechnen wir mit fünf Prozent Wachstum. Die Unsicherheiten bleiben aber dennoch. Die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Das berücksichtigen wir in unserer Prognose", betonte Brudermüller.
BASF hatte 2020 wegen der coronabedingten Probleme den Sparkurs verschärft. Bis zu 2000 Stellen weltweit will das Unternehmen in seiner Dienstleistungseinheit Global Business Services bis Ende 2022 abbauen. Mit den Stellenstreichungen will BASF von 2023 an mehr als 200 Millionen Euro jährlich sparen. Bei der Einheit arbeiten weltweit rund 8400 Beschäftigte, davon rund 1400 in Ludwigshafen. Die Einheit kümmert sich unter anderem um Finanzen, Logistik und Personal.
dpa-AFX