Es war ein ordentlicher Schreck, den der deutsche Industrie- und Chemieriese BASF den Anlegern bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen einjagte. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn und beim Ausblick verfehlten die im Dax notierten Ludwigshafener, wie in Ausgabe 44/14 berichtet, die Erwartungen, was zum Kurseinbruch auf bis zu 64 Euro führte - ein Abschlag, der einigen Marktbeobachtern, wie etwa den Analysten der Commerzbank, dann doch übertrieben erschien. Zwar hat das Institut das Kursziel für BASF von 93 auf 85 Euro gesenkt, die Einstufung aber bei "Kaufen" belassen. Laut Commerzbank sähen Investoren offenbar das makroökonomische Bild eingetrübt, aber der größte Chemiekonzern der Welt sollte die Herausforderungen meistern.

Womit sich die Frage stellt, wie sich die Konkurrenz in diesem Umfeld schlägt. Einen ersten Indikator liefern die jüngsten Ergebnisse von Evonik. Der Spezialchemiekonzern sieht sich dank starker Nachfrage und nachlassenden Preisdrucks auf Kurs zu seinen Jahreszielen. "In einem zunehmend schwierigen konjunkturellen Umfeld hat sich Evonik gut behauptet", sagte Konzernchef Klaus Engel. Die Produkte seien trotz der Abschwächung des globalen Wachstums "gut nachgefragt". Somit stieg der Umsatz im dritten Quartal um ein Prozent auf 3,24 Milliarden Euro. Beim bereinigten Gewinn ergab sich im Jahresvergleich ein Plus von drei Prozent auf 213 Millionen Euro.

Analysten und Händler zeigten sich zufrieden. Der Ausblick sei robust, heißt es seitens der Citigroup. Die Erholung dürfte sich 2015 fortsetzen. Auch die Preise der vielfach verwendeten Aminosäure Methionin, bei deren Herstellung Evonic Weltmarktführer ist, erholten sich. Dies dürfte das operative Ergebnis laut Citigroup antreiben. Die Essener selbst rechnen im laufenden Jahr unverändert mit einem leichten Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahreswert von 12,7 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda dürfte eher im unteren als im oberen Bereich der Spanne von 1,8 bis 2,1 Milliarden Euro liegen, erklärte Engel. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern hier zwei Milliarden Euro erwirtschaftet.

Vergleicht man aus Anlegersicht die Ergebnisse der beiden deutschen Chemieriesen, könnte man schnell zu dem Schluss kommen: Evonik kaufen, BASF verkaufen. Das wäre aber voreilig, denn BASF hat noch das eine oder andere Wachstums-Ass im Ärmel. Erst vergangene Woche meldeten die Ludwigshafener, wegen steigender Nachfrage werde die Produktion von Substanzen für die Reifenherstellung erhöht.

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Mit Übernahmefantasie

Zudem wird über eine mögliche Übernahme des Schweizer Mitbewerbers Clariant spekuliert. Dieser ist im dritten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt. Unterm Strich verbuchte das Unternehmen einen Überschuss von 59 Millionen Franken (48,9 Millionen Euro). Im Vorjahr hatten Buchverluste aus der Veräußerung von Geschäftsbereichen und weitere Kosten in Zusammenhang mit dem inzwischen abgeschlossenen Konzernumbau zu einem Verlust von 204 Millionen Franken geführt. Ab kommendem Jahr peilen die Basler eine Rendite von 16 bis 19 Prozent an. Im dritten Quartal lag sie bei 14 Prozent. Keine schlechten Zahlen - man könnte sagen, BASF würde im Fall der Fälle eine attraktive Braut hofieren. Vor diesem Hintergrund schließen wir uns der Meinung an, dass die Abverkäufe bei BASF übertrieben waren. Operativ bleiben derzeit jedoch Zweifel, weshalb wir die Empfehlung "Beobachten" beibehalten.

Apropos Brautwerbung: Diese hat der US-Konzern Eastman Chemical de facto abgeschlossen. Er will für 2,8 Milliarden Dollar die Spezialchemiefirma Taminco übernehmen. Mit dem Zukauf kann Eastman seine Geschäfte in der Lebensmittel- und Agrarindustrie ausbauen und das Wachstum in anderen Bereichen wie der Öl- und Gasindustrie vorantreiben. Der Deal soll noch im vierten Quartal stattfinden.

Taminco Hauptaktionär Apollo Global Management habe dem Gebot bereits zugestimmt. Positives Feedback gab es auch von der Ratingagentur Moody’s. Diese hat sowohl ihr "Baa2"-Rating als auch den Ausblick "stabil" beibehalten. Aufgrund der mittelfristig interessanten Übernahmefantasie, der im Branchenvergleich günstigen Bewertung und der positiven makroökonomischen Rahmenbedingungen kommt Eastman auf die Kaufliste. Das konjunkturell gute US-Umfeld macht auch Dow Chemical zum Kauf.

Gleiches Urteil, komplett andere Ausgangslage - das gilt für den Agrar- und Chemiekonzern DuPont. Der hat seinen operativen Gewinn im Jahresvergleich des dritten Quartals um 20 Prozent auf 0,54 US-Dollar gesteigert und damit die Analystenprognose knapp übertroffen. Im Gesamtjahr will das Unternehmen ein operatives Ergebnis von 4,00 bis 4,10 Dollar je Aktie einfahren.

Dem umtriebigen Aktionärsaktivisten Nelson Peltz reicht das aber nicht. Er setzt das Management unter Druck, den Konzern aufzuspalten und somit die Profitabilität der einzelnen Sparten zu erhöhen. Die Konzernleitung hält dagegen, was für Anleger vorteilhaft ist. Denn erfahrungsgemäß führt der Druck von Aktivisten zu einer Outperformance der bedrängten Unternehmen. Diese müssen in solchen Situationen einen verstärkten Fokus auf Effizienz und Shareholder-Valuesetzen. Der Anteilschein bleibt deshalb trotz strategischer Unsicherheiten ein Kauf.

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