Zwar sorgt der Bauspezialist mit technischen Meisterleistungen für Aufsehen, doch die geschäftliche Entwicklung kann seit Jahren nicht mithalten. Das zeigt sich deutlich im Aktienkurs. Weil die Oberbayern 2020 wieder rote Zahlen schreiben werden, notieren die Anteilscheine in Sichtweite historischer Tiefstkurse.
Allerdings wurden solche Baissephasen in der Vergangenheit immer wieder von heftigen Gegenreaktionen abgelöst, in denen risikobereite Anleger ihren Einsatz - wie 2017 geschehen - vervielfachen konnten. Einiges spricht dafür, dass 2021 ein ähnliches Kunststück nicht ausgeschlossen ist. Bauer hat drei Geschäftsbereiche. Erstens sind die Schrobenhausener im Spezialtiefbau aktiv. Zweitens entwickeln und vermarkten sie die dafür nötigen Maschinen selbst. Und drittens gibt es den Bereich Resources, der auf Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Wasser, Umwelt und Energie ausgerichtet ist.
Hohe Schulden drücken den Kurs
2006 ging Bauer an die Börse. Im Umfeld der damaligen Rohstoffhausse stieg der Kurs der Aktie massiv. Das Unternehmen investierte dann allerdings zu viel und konnte vor allem den Maschinenpark nicht effizient verwerten. Darunter leidet der Bauspezialist noch heute. Die Kapitalbindung ist viel zu hoch, die Nettofinanzschulden in der Bilanz beliefen sich Ende September trotz Verbesserungen immer noch auf mehr als 600 Millionen Euro. Das ist viel zu viel, sagen Analysten. Allerdings liegt hier auch der Hebel für die Aktie. Sollte es gelingen, die Schulden abzubauen, müsste der Börsenwert von aktuell nur 208 Millionen Euro deutlich zulegen können.
Mit der gerade abgeschlossenen kleinen Kapitalerhöhung ist ein erster Schritt getan. Das gilt umso mehr, als Doblinger Beteiligung die Aktien im Alleingang übernommen hat. Der Münchner Bauunternehmer Alfons Doblinger hat seinen Anteil auf fast 20 Prozent ausgebaut und ist nach der Familie Bauer zweitgrößter Aktionär. Der Branchenkenner sieht offensichtlich Potenzial.
Neben der Verschlankung der Bilanz und der Senkung der Kosten könnte auch vom Markt Rückenwind kommen. Viele Länder legen umfangreiche Infrastrukturprojekte auf, die sich zunehmend auch positiv im Auftragseingang der Bayern zeigen müssten.