Die GroKo wirft den Betonmischer an: Im 175 Seiten starken, zwischen CDU/CSU und SPD vereinbarten Koalitionsvertrag tauchen die Begriffe "Bau" und "Infrastruktur" zusammen mehr als 150 Mal auf. So möchte die Regierung den Bau von 1,5 Millionen Wohnungen und Eigenheimen fördern. Das große Problem der Wohnungsknappheit soll angegangen werden, und die Große Koalition schreibt sich auch den Ausbau und die Modernisierung der Verkehrswege auf die Fahnen. Für die deutsche Bauwirtschaft könnte der politische Stimulus gerade rechtzeitig kommen. Euroconstruct rechnet in einer Prognose vom vergangenen November damit, dass sich das Wachstum in dem Sektor 2019 erstmals seit Jahren abschwächt (siehe rechts "Auf einen Blick"). Europaweit betrachtet ist kein Ende des Baubooms in Sicht - die Wissenschaftler rechnen bis 2020 mit stetigem Wachstum.

Ein Blick in die Orderbücher der international agierenden Branchenvertreter bestätigt die Prognose. Beispiel Hochtief: 2017 erhöhte der Bauriese den Auftragsbestand um vier Prozent auf 44,6 Milliarden Euro. Damit ist das Unternehmen rein rechnerisch für nahezu zwei Jahre ausgelastet. Hochtief münzt die Großprojekte in steigende Gewinne um. Im vergangenen Jahr legte der Überschuss bei einem Umsatzwachstum von 13,7 Prozent um annähernd ein Drittel zu. Die Aktionäre des MDAX-Konzerns dürfen sich über eine um 30 Prozent erhöhte Dividende von 3,38  Euro je Anteilschein freuen.



An der Börse stand bei Hochtief zuletzt weniger das operative Momentum als vielmehr der Milliardenpoker um Abertis im Fokus. Zunächst wollten die Essener den spanischen Autobahnbetreiber selbst übernehmen. Allerdings buhlte auch der Infrastrukturriese Atlantia um Abertis. Ehe das Bieterrennen richtig losgehen konnte, schloss sich Hochtief-Großaktionär ACS mit den Italienern kurz: Atlantia bekommt eine knappe Mehrheit an Abertis und steigt überdies bei Hochtief ein. Während der heimische Baukonzern ein Fünftel am spanischen Autobahnbetreiber halten soll, landen knapp 30 Prozent bei ACS. Die komplexe Transaktion kam bei den Investoren gut an. Zum einen bleibt Hochtief eine teure Übernahmeschlacht erspart. Zum anderen möchten die beteiligten Parteien untereinander Synergien heben. Auf diese Weise könnten sich für den heimischen Baukonzern in Südeuropa lukrative Aufträge ergeben.

Auf Seite 2: Viel zu tun auf dem Heimatmarkt





Viel zu tun auf dem Heimatmarkt



Schon jetzt macht Hochtief gemeinsame Sache mit Vinci. Die Essener und der französische Konkurrent planen und bauen in Kopenhagen eine 4,4 Kilometer lange U-Bahn-Strecke. Hochtief übernimmt bei dem auf sechs Jahre ausgelegten und 460 Millionen Euro schweren Konsortium die technische Federführung. Am Heimatmarkt ist Vinci ins derzeit größte Infrastrukturprojekt in Europa involviert. Die Bausparte des Konzerns, der auch Flughäfen und Autobahnen betreibt, arbeitet am Grand Paris Express mit. Unter diesem Namen erweitert die französische Metropole bis 2030 ihr U-Bahnnetz. Insgesamt erhöhte Vinci den Auftragsbestand in Frankreich voriges Jahr um 13 Prozent. Neben dem Aufschwung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone spricht die Dividendenrendite von über drei Prozent für den Large Cap.

Rund um den Globus zieht das Geschäft von HeidelbergCement an. "Das ist ein absoluter Ausnahmefall", sagt Vorstands-chef Bernd Scheifele. 2017 verzeichnete das Unternehmen beim Absatz von Beton, Zement und Zuschlagsstoffen prozentual zweistellige Wachstumsraten. Dadurch konnte HeidelbergCement den Gewinn um 27 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro verbessern. Ein Cashflow von mehr als zwei Milliarden Euro ermöglicht die achte Dividendenerhöhung in Folge.

Für das laufende Jahr stellt Bernd Scheifele eine "deutliche Steigerung des Jahresüberschusses" in Aussicht. Dabei setzte er neben dem globalen Bauboom auf Kosten-einsparungen. Börsianern ging die Pro-gnose nicht weit genug - die Aktie sackte nach der Bilanzpräsentation auf ein Verlaufstief ab. Wir sehen in der Korrektur des Mid Caps zwar eine Einstiegschance. Allerdings lassen wir den Stoppkurs zunächst unverändert.

Auf Seite 3: Bagger und Lader für die ganze Welt





Bagger und Lader für die ganze Welt



Die Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen gingen auch an Wacker Neuson nicht vorüber. Gegenüber dem im Januar markierten Hoch gab der Bau- und Landmaschinenhersteller um 16 Prozent nach. Dem Optimismus von Vorstandschef Martin Lehner tut das keinen Abbruch. "Die Märkte sind intakt, es sieht für 2018 und auch für 2019 sehr positiv aus", sagte er vor Kurzem. Gegenüber dem Niveau des vergangenen Jahres möchte Lehner den Umsatz bis 2020 um ein Drittel auf über zwei Milliarden Euro steigern. Zugleich soll die operative Marge von zuletzt 8,6 Prozent auf über elf Prozent steigen. Lehner setzt auf die wachsende Nachfrage nach kleineren Baumaschinen. An der Börse geht es für Wacker zunächst darum, dass der Unterstützungsbereich bei 27,50/28,00 Euro hält - er könnte das Fundament für einen Anlauf in Richtung Allzeithoch bilden.



Auf Seite 4: Auf einen Blick - Bauindustrie





Auf einen Blick - Bauindustrie