Auch in Zeiten der Corona-Krise muss die jährliche Pflichtaufgabe des Fiskus bis zum 31. Juli erfüllt sein. Mit welchen Programmen Anleger die Steuererklärung schnell und bequem erledigen - und optimal Abgaben sparen. Von Stefan Rullkötter

Steuerstundungen für Selbstständige, 1500 Euro Bonus-Freibetrag für angestellte Corona-Helfer - Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat aktuell eine Reihe von Steuererleichterungen eingeführt, die wirtschaftliche Folgen der Epidemie in Deutschland etwas abfedern sollen. Beim Abgabetermin für die anstehende Einkommensteuererklärung 2019 kennt der Fiskus dagegen bisher kein Pardon: Wer die jährliche Pflichtaufgabe ohne Hilfe von Steuerberatern oder Lohnsteuerhilfevereinen erledigt, muss die ausgefüllten Formulare bis auf Weiteres zum - 2019 eingeführten - gewöhnlichen Stichtag 31. Juli bei seinem Wohnsitzfinanzamt einreichen.

Nur noch eine Minderheit von sieben Millionen Steuerpflichtigen nutzt die Papierformulare, während bereits rund 24 Millionen ihre Steuerklärung vergangenes Jahr in elektronischer Form abgaben.

Um die Deklaration "authentifiziert" zu übermitteln, müssen Sie nur ein kostenloses Elster-Zertifikat beantragen, das drei Jahre gültig bleibt. Die Finanzverwaltung punktet mit dem Portal elster.de in Bezug auf Schnelligkeit und Bequemlichkeit. Über das Tool "Mein Elster" können Steuerdaten direkt im Browser eingegeben werden. Alternativ können Steuerpflichtige für das Veranlagungsjahr 2019 letztmalig das Programm "Elsterformular" herunterladen und ihre Deklaration online an ihr Finanzamt senden. Rund drei Millionen Mal wurde dieser Service vergangenes Jahr noch genutzt.

So schön die fiskalische Unterstützung bei der Online-Erklärung ist: Konkrete Spar- und Gestaltungstipps dürfen Bürger auch künftig nicht von der Finanzverwaltung erwarten. Fakt ist aber, dass sie die Formularfelder in vielen Fällen nicht optimal ausfüllen oder aus Bequemlichkeit überhaupt keine Steuererklärung abgeben. Dadurch verzichten sie auch dieses Jahr auf geschätzt 500 Millionen Euro an Steuererstattungen.

Rund 1000 Euro im Durchschnitt

Doch die Mühe, eine sorgfältige und ausgefeilte Erklärung zu erstellen, lohnt sich in den meisten Fällen. Mit jedem Steuerbescheid gab es vom Fiskus durchschnittlich rund 1000 Euro zurück. Wer kommerzielle Steuerprogramme nutzt, kann sich in der Regel über zusätzlich etwa 100 Euro Erstattung freuen.

Welche neuen Programme Anlegern die besten Steuerspartipps und den höchsten Bearbeitungskomfort bieten, hat BÖRSE ONLINE in einem Produkttest ermittelt. Am stärksten gewichtet wurde die Qualität der individuellen Steuertipps (40 Prozent). Der Komfort beim Einpflegen der Daten wurde mit 30 Prozent bewertet. Die Qualität des Handbuchs, die sachliche Richtigkeit der Berechnung und die elektronische Hilfe beim Datenabgleich mit dem Steuerbescheid und für einen Einspruch flossen mit je zehn Prozent ein.

Gesamtergebnis: Die besten Softwareprodukte für diese Zielgruppe sind "WISO Steuer:Sparbuch 2020", "Tax 2020" und "Steuersparerklärung 2020".

Diese Programme setzten die Anforderungen von Anlegern am besten um. Besonderes Augenmerk lag darauf, dass sie beim Ausfüllen des Formulars "Anlage KAP" (Kapitaleinkünfte) optimal unterstützt werden. Diese muss bei Bedarf um zwei zusätzliche Bestandteile ergänzt werden. Wer Fondsanteile im Depot hat, auf deren Erträge 2019 noch keine Abgeltungsteuer gezahlt wurde, muss diese Erträge in der Anlage KAP-INV angeben. Das betrifft vor allem Investoren, die ihre Investmentfondsanteile bei ausländischen Depotbanken verwahren lassen. Die Anlage KAP-BET ist nur von Anlegern auszufüllen, die an einer Personengesellschaft oder einer Erbengemeinschaft beteiligt sind, die im vergangenen Jahr Kapitalerträge ausgeschüttet hat.

Abschied vom Formularmodus

Möglichst verständlich und auf das jeweilige Formularfeld bezogen sollten die Ratschläge des virtuellen Steuerhelfers auch bei anderen Einkunftsarten sein, etwa bei sämtlichen vom Fiskus akzeptierten Pauschalbeträgen bei Werbungskosten oder individuellen Steuergestaltungsmöglichkeiten, zum Beispiel bei Mietverträgen mit Angehörigen. "Kein Schnickschnack" sollte das generelle Motto lauten: Zu viele Optionen verwirren die Anwender.

Das Ideal: Nutzer sollen von der Software so bequem durch die Steuererklärung geführt werden, dass sie den lästigen Formularmodus nicht mehr bemerken. Sie sollten möglichst keine Daten mehr von Hand eingeben, sondern diese nur noch per Klick bestätigen müssen. Diesem Ziel kommt Buhl Data, mit den Reihen "WISO Steuer" und "TAX" Marktführer in Deutschland, am nächsten: Clevere Schnittstellen sammeln Daten, bereiten sie auf und sollen sie intelligent zusammenführen. Nutzer müssen ihre Angaben nur noch per Mausklick oder per Bildschirmberührung bestätigen. "Damit ist die Steuererklärung in vielen Fällen schon fertig vorausgefüllt, kann komfortabel ergänzt und nach Prüfung beim Finanzamt abgegeben werden", sagt Peter Schmitz, Geschäftsführer von Buhl Tax Service.

In einem ersten Schritt werden via Datenimport alle Vorjahresangaben fortgeschrieben. Anschließend ergänzt ein sogenannter Steuerabruf der Software aktuelle Daten, die im Rahmen der "vor- ausgefüllten Steuererklärung" von der Finanzverwaltung jedes Jahr bis spätestens Ende März bereitgestellt werden.

Das lästige Abtippen der Kontoauszüge entfällt auf Wunsch des Anwenders in vielen Fällen. Ein Unterprogramm, das auf Girokontoumsätze zugreifen kann, ordnet steuerlich relevante Buchungen direkt den richtigen Feldern in der Steuererklärung zu. "Mit der Deutschen Bank, der DKB und rund 60 Sparkassen bestehen bereits Kooperationen beim Datentransfer, weitere Geldinstitute werden bald dazukommen", erklärt Schmitz.

Belege einfach via Smartphone einfügen

Auch Rechnungen und Belege lassen sich von allen getesteten Programmen mühelos importieren. Ein Foto mit dem Smartphone genügt, die Inhalte der Dokumente werden nach dem Hochladen von der Software ausgelesen und in der Steuererklärung entsprechend zugeordnet.

Während bei den Steuerprodukten von WISO ein Wechsel zwischen Desktop- und Onlinebearbeitung direkt im Internet möglich ist, bietet der Konkurrent Akademische Arbeitsgemeinschaft sein Flaggschiffprogramm "Steuersparerklärung" nicht als Onlineversion an. "Unsere Nutzer bevorzugen dafür eindeutig Box-Editionen und Downloads", sagt Roman Schmidt, Entwicklungschef bei der Akademischen AG. Das bisher auch als Onlineversion verfügbare Programm "Steuer Easy" gibt es ab sofort nur noch zum Download oder als Box-Edition.

Auch Haufe Lexware setzt auf eine strikte Trennung von Offline- und Online-Steuerprogrammen. Die traditionellen Produktreihen "Taxman" und "Quicksteuer" werden weiterhin als Box-Editionen mit CD und zum Herunterladen aus dem Netz angeboten.