Der Bauwerk- Capital-Chef über den Markt für Luxusimmobilien in Deutschland Von Stefan Rullkötter
Jürgen Schorn: Die Preise für Neubauwohnungen werden insbesondere in guten Lagen weiter steigen - wenn auch nicht ganz so rasant wie in den vergangenen zehn Jahren. Das gilt für sämtlich deutsche Metropolregionen. Denn der Zuzug in die Ballungsgebiete ist ungebrochen, Bauland wird hier immer knapper. Auch Grundstückspreise werden an begehrten Standorten weiter in die Höhe schießen.
Sehen Sie hier noch weitere Preistreiber?
Auch Material- und Lohnnebenkosten, Umwelt- und Brandschutzauflagen sowie mit der Digitalisierung verknüpfte Anforderungen an die technische Ausstattung von Wohngebäuden schlagen sich auf die Baukosten nieder. Ein weiterer Preistreiber ist der Fachkräftemangel im ausführenden Gewerbe. Die Gesamtkosten für Neubauten klettern seit 2013 stetig.
Gibt es auch Faktoren, die sich negativ auf die Nachfrage nach Luxus-Immobilien auswirken können?
Das Brexit-Drama, US-Zollstreit und mögliche globale Konjunkturschwächen werden mittelfristig den Arbeitsmarkt und damit die Investitionslaune der Verbraucher unter Druck setzen. Das müssen Immobilien-Entwickler in ihre Preisprognosen einbeziehen - durchaus zu Lasten der eigenen Marge.
Europäische Großstädte wie Wien knüpfen die Genehmigung von Luxus-Neubauten daran, dass Bauträger in den Gebäudekomplexen auch Sozialwohnungen schaffen. Ist das ein Modell für deutsche Metropolen?
In München gibt es bereits ein Instrument, das auf den Ausgleich zwischen gehobenen Wohnungen und Sozialwohnungen achtet: Nach Vorgaben der Stadt zur Sozialgerechten Bodennutzung werden 30 Prozent des neu geschaffenen Wohnbaurechts für den sozial gebundenen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt. Das garantiert in Neubauquartieren die soziale Mischung.
Mit ihrem aktuellen Projekt kupa-Quartier in München-Pasing investieren Sie in ein großes denkmalgeschütztes Gebäude-Ensemble. Welche Erfahrungen machen Sie dabei mit den zuständigen Behörden?
Die Zusammenarbeit ist zielgerichtet und kooperativ. Denkmalschutzrechtliche Genehmigungen wurden rasch erteilt. Die ehemalige Kuvertfabrik ist ein bauhistorisches Juwel, das wir zu schätzen wissen. Ohne Frage schlägt sich die aufwändige Revitalisierung auf die Bauzeit und die Baukosten nieder. Aber das Gebäude hat eine Historie. Und ebenso wie die Denkmalschutzbehörde wollen wir diese Geschichte lebendig halten und mit einer neuen gewerblichen Nutzung in die Zukunft führen.
Rechnet sich eine Investition in gehobenen Wohnobjekte deutscher Metropolen angesichts der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Kaufpreise derzeit noch?
Für Anleger, die nicht auf kurzfristige Gewinne spekulieren, die ihr Geld vor Negativzinsen sichern oder die eigene Altersvorsorge absichern wollen, ist die Immobilie damit weiterhin eine Investition, die sich rechnet. Insbesondere, wenn sie als langfristiges Anlageprodukt oder für die Eigennutzung erworben wird. Käufer sollten allerdings nicht mehr nur auf eine exklusive Lage setzen.
Was ist sonst noch entscheidend, um bei einem späteren Verkauf der Luxus-Immobilie einen Gewinn realisieren zu können?
Auch Architektur, Design, hochwertige Materialien und die Ausstattung spielen hier eine starke Rolle. Darüber hinaus fließt zunehmend auch das Konzept eines Projektes in die Bewertung ein. Zudem machen sich Add-Ons wie Concierge-Services, Sharing- und Mobilitätsangebote und E-Ladestationen in der Verkaufsrendite bemerkbar.
Zur Person: Jürgen Schorn, Jahrgang 1968, ist gelernter Bankkaufmann und gründete 2002 mit Christoph Lemp den Immobilien-Dienstleister Bauwerk Capital. Das Unternehmen ist einer der führenden Projektentwickler sowie Berater und Vermarkter von anspruchsvollen Wohnungen in München, Berlin und Frankfurt.