Seit ihrem jüngsten Kursrutsch Mitte November hält sich die Aktie des Agrar- und Pharmakonzerns Bayer nur noch knapp über der 30-Euro-Marke. Eine erfolglos abgebrochene Studie eines wichtigen Medikamenten-Hoffnungsträgers und erneute Rückschläge bei den US-Glyphosatprozessen hatten den Kurs schwer belastet. Sollten Sie die Aktie jetzt lieber aus dem Depot werfen?
Die Hoffnung der Investoren ruht nun auf einem Konzernumbau, der die Leverkusener aus ihrer Lethargie befreien und neues Ertrags- und Kurspotenzial freisetzen könnte. Demnach ist Bayer mit seinen drei Kernbereichen Pharma, Consumer Health (verschreibungsfreie Gesundheitsprodukte) und Agrar zu breit aufgestellt und sollte sich von mindestens einem der Bereiche trennen. Aktivistische Investoren wie Bluebell Capital fordern sogar eine Zerschlagung.
Einer solchen Aufteilung in drei selbstständige Unternehmen hatte der neue Konzernchef Bill Anderson Anfang November bereits eine Absage erteilt. Nun sorgt ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg für Verunsicherung, wonach auch eine isolierte Abspaltung der Consumer-Health- oder der Agrarspalte nicht ohne Weiteres umzusetzen sei.
Bayer – Aktivisten-Attacke als Planspiel
Demnach soll Bayer zwei Teams aus Bankern damit beauftragt haben, die Vor- und Nachteile einer Aufteilung durchzuspielen. Ein Team habe die Rolle von Aktivisten eingenommen, die eine Aufteilung forderten, das andere die Rolle von Beratern, die darauf reagieren sollten. Ergebnis: Der Verkauf der Consumer-Health-Sparte könne zu erheblichen steuerlichen Belastungen führen, die die Vorteile zunichtemachten. Bei der Agrarsparte wiederum sei das Interesse von Käufern nach den Glyphosat-Rückschlägen eher gering.
Wie Bloomberg mit Bezug auf Insider weiter schreibt, sei man bei Bayer zu dem Ergebnis gekommen, nicht auf mögliche Abspaltungsforderungen zu reagieren, bevor man nicht die eigene strategische Untersuchung abgeschlossen habe. Nicht ausgeschlossen sei, bei Consumer Health eine steuerlich günstigere Struktur zu finnden, wie das beispielsweise beim Verkauf der Aufzugsparte 2021 der Fall gewesen sei.
Bayer-Aktie – auch die Analysten sind zurückhaltend
Die Analysten von UBS und Jefferies haben ihre Empfehlungen für Bayer kürzlich von „Kaufen“ auf „Halten“ heruntergestuft. Berenberg hat seine Halte-Empfehlung bekräftigt. Kaufempfehlungen für die Bayer-Aktie gibt es unter anderem von Bernstein Research und von der DZ Bank. Die jüngsten Kursreaktionen seien demnach übertrieben. Die Bayer-Führung müsse aber die Neuausrichtung dazu nutzen, proaktiver zu kommunizieren.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.