Mit dem rund 63 Milliarden Dollar schweren Zukauf steigt der Konzern zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf. Doch der Mega-Deal mit dem Glyphosat-Hersteller stieß auch auf Unverständnis. Baumann kündigte an, Kritikern zuhören und den Dialog mit der Gesellschaft vertiefen zu wollen.

Der Erfolg der Transaktion hänge davon ab, dass eine gemeinsame Unternehmenskultur entsteht, betonte er. Bayer sei sich der gestiegenen Verantwortung, die mit einer führenden Position in der Landwirtschaft einhergehe, bewusst. "Wir werden mit derselben Entschlossenheit an unseren Nachhaltigkeitszielen arbeiten wie an unseren Finanzzielen", sagte Baumann. Während der 117 Jahre alte Name Monsanto verschwinden soll, sollen die zugekauften Produkte ihre Namen behalten. Dazu gehören etwa das Breitband-Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" mit dem Wirkstoff Glyphosat und das darauf abgestimmte gentechnisch veränderte Saatgut. Glyphosat wird von Kritikern für das Artensterben und die Entstehung resistenter Unkräuter verantwortlich gemacht. Es steht zudem in Verdacht, krebserregend zu sein.

Für den Zukauf liegen Bayer inzwischen alle behördlichen Freigaben vor. Die entscheidende Hürde hatten die Leverkusener in der vergangenen Woche mit der Genehmigung des US-Justizministeriums genommen, die der Übernahme unter Auflagen grünes Licht gegeben hatte. Bei anderen großen deutschen Deals steht dagegen die Freigabe durch die Wettbewerbshüter noch aus. So warten die Gasehersteller Linde und Praxair noch auf die Genehmigung ihrer Fusion. Und auch die Telekom-Tochter T-Mobile US muss sich bei der geplanten Übernahme des kleineren Rivalen Sprint noch gedulden.

STARTSCHUSS FÜR DIE KAPITALERHÖHUNG

Auch die Finanzierung der Monsanto-Übernahme hat Bayer inzwischen angeschoben. Die Rheinländer wollen für den Zukauf sechs Milliarden Euro frisches Kapital einsammeln, wie Bayer am Sonntagabend ankündigte. Die Kapitalerhöhung fällt damit etwa so hoch aus, wie Analysten zuletzt erwartet hatten. Sie ist die letzte Eigenkapitalmaßnahme zur Finanzierung der Monsanto-Übernahme. Darüber hinaus sind Anleihe-Platzierungen geplant, deren Gesamtvolumen sich auf bis zu 20 Milliarden Euro belaufen soll.

Bayer gibt für Monsanto praktisch sein eigenes Saatgutgeschäft auf, das Unkrautvernichtungsmittel Glufosinat sowie seine Digital-Farming-Aktivitäten. Insgesamt gehen Geschäfte mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro für 7,6 Milliarden Euro an den Chemiekonzern BASF - der große Nutznießer der Transaktion, der damit selbst ins Saatgutgeschäft einsteigen kann. Das Bayer-Agrargeschäft wird durch Monsanto verdoppelt und künftig etwa gleich groß wie das Gesundheitsgeschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, rezeptfreien Gesundheitsprodukten sowie Tierarzneimitteln sein.

Das Pharmageschäft soll unter der Monsanto-Übernahme nicht leiden, wie Baumann versprach. Es soll durch Partnerschaften oder kleinere Zukäufe weiter gestärkt werden. Die bereits im vergangenen Herbst angekündigte Bündelung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Pharmabereich habe nichts mit Monsanto zu tun und es gebe keine Diskussionen über die Auswirkungen dieser Umstrukturierung, sagte er. Die "Wirtschaftswoche" hatte in der vergangenen Woche berichtet, Mitarbeiter fürchteten, dass in Deutschland bis zu 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden könnten.

Baumann äußerte sich nicht, wie viele Stellen den erwarteten Einspareffekten durch die Monsanto-Übernahme zum Opfer fallen könnten. Darüber werde erst zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr Klarheit herrschen. Ab 2022 rechnet Bayer mit jährlichen Beiträgen zum bereinigten Ergebnis (Ebitda) von 1,2 Milliarden Dollar durch Synergien.

rtr