289 Millionen Dollar - so hoch ist die Schadenersatzsumme, die die Bayer-Tochter Monsanto an einen an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Mann zahlen soll. Ein Geschworenengericht in Kalifornien hatte den frisch von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzern wegen angeblich verschleierter Risiken des Unkrautvernichters Roundup dazu verurteilt. Das Unternehmen habe es versäumt, Verbraucher vor den Krebsrisiken seiner Unkrautvernichter zu warnen, entschied das Gericht am Freitag.

Monsanto kündigte gegen das Urteil Berufung an. Allerdings sorgte der Entscheid für massive Unsicherheit unter den Investoren. "Es geht nicht so sehr um die Summe, die gezahlt werden muss, sondern mehr darum, dass jetzt noch viel mehr Klagen erwartet werden", sagte ein Händler. Monsanto ist mit mehr als 5000 ähnlichen US-Klagen konfrontiert. Damit drohen dem Konzern weitere erhebliche Strafzahlungen.

Das Investmenthaus Mainfirst stufte die Bayer-Aktie herunter und senkte das Kursziel von 135 Euro auf 90 Euro. Und auch in Australien waren Schockwellen des Urteils zu spüren. Aktien des Agrarchemiekonzerns Nufarm Ltd sackten zeitweise um fast 17 Prozent ab. Der australische Konzern verwendet in einigen seiner Produkte Glyphosat.

Der Einsatz von Glyphosat ist hochumstritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Chemikalie 2015 als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die US-Umweltschutzbehörde hatte dagegen 2017 eine jahrzehntelange Studie der Chemikalie beendet und erklärt, dass Glyphosat wahrscheinlich nicht krebserregend sei. Die EU verlängerte Ende 2017 die Zulassung und den Einsatz von Glyphosat auf weitere fünf Jahre. In Deutschland will Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Gebrauch aber einschränken.

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Einschätzung der Redaktion



Erst Anfang Juni kaufte Bayer den Agrarchemiekonzern für 63 Milliarden Dollar und ist jetzt alleiniger Eigentümer des US-Konzerns. Um diese enorme Summe stemmen zu können, hatte Bayer eine Kapitalerhöhung von sechs Milliarden Euro durchgezogen. Aus kartellrechtlichen Gründen gab Bayer sein Saatgutgeschäft mit einem Umsatzvolumen von 2,2 Milliarden Euro an den Konkurrenten BASF ab. Der Monsanto-Kauf sehe im Licht des Urteils weder zeitlich optimal noch sonderlich klug aus, warnte Analyst Stephen McGarry von der britischen Bank HSBC. Spannend werde nun bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal Anfang September auch, wie hoch Bayer das finanzielle Risiko durch die Glyphosat-Klagen einschätzte.

Die Bayer-Aktie brach nach Mittag um mehr als zwölf Prozent auf rund 81,60 Euro ein - das ist der tiefste Stand seit September 2013. Der Börsenwert des DAX-Schwergewichts schmolz zeitweise um mehr als zehn Milliarden Euro. Bis Klarheit über den Ausgang weiterer Prozesse herrsche, werde das Thema auf den Aktien lasten, glaubt Analyst Keyur Parekh von Goldman Sachs.

Zuletzt hatte sich die Bayer-Aktie etwas gefangen und auch die Kapitalerhöhung gut weggesteckt. Nach dem Urteil droht dem Papier nun eine Fortsetzung des übergeordneten Abwärtstrends.

Seit Bekanntgabe der Übernahme von Monsanto im Mai 2016 erlebte die Aktie einen wechselhaften Verlauf. Seit dem Zwischenhoch bei fast 124 Euro im Juni 2017 ging es für das Papier wieder nach unten.

Anleger sollten auf der Hut sein. Auf dem Weg nach unten könnte sich die Aktie zwischen 70 Euro und 80 Euro stabilisieren. Unseren Stopp setzen wir deshalb bei 75 Euro. Allerdings sind das sehr geringe Unterstützungszonen, welche im Worst Case-Szenario fallen könnten. Das könnte die Aktie auf 55 Euro bis 60 Euro zurückfallen lassen.

Bereits investierten Anlegern raten wir die Bayer-Aktie weiterhin zu beobachten. Neuinvestoren sollten das Papier meiden. Wir bleiben bei unserer Empfehlung und lassen die Bayer-Aktie auf Beobachten. Passen allerdings unseren Stopp und Zielkurs entsprechend an.

Zielkurs: 93 Euro
Stoppkurs: 75 Euro