Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF von einer guten handvoll Firmen kontrolliert. Instabile Märkte in den Schwellenländern, Wechselkurseffekte und fallende Getreidepreise machen den Konzernen zu schaffen, deshalb suchen sie ihr Heil in Zusammenschlüssen: Syngenta geht für mehr als 43 Milliarden Dollar in bar an ChemChina. In den USA haben Dow Chemical und Dupont eine Megafusion angekündigt, aus der unter anderem das Agrarchemiegeschäft beider Konzerne als eigenständiges Unternehmen abgespalten werden soll. Die Konkurrenz gerät unter Zugzwang, Übernahmespekulationen schießen ins Kraut.
Vor allem Monsanto steht unter Druck, nachdem sich der Konzern im vorigen Jahr mit seinen Übernahmeavancen bei Syngenta die Zähne ausgebissen hat. Bayers Geschäft, das sich auf Pflanzenschutzmittel und Saatgut konzentriert, hat sich in einem schwachen Jahr vergleichsweise gut geschlagen. Deshalb können die Leverkusener ganz entspannt sein. "Wir sehen Bayer nicht in irgendeiner Eile, seine Agrarchemiesparte zu verkaufen", erklärten die Analysten der Deutschen Bank. Insidern zufolge will Bayer in den Gesprächen mit Monsanto herausfinden, wie stark das Interesse der Amerikaner ist. Der Konzern habe derzeit keine Pläne, einen Verkauf der Sparte, die 2015 mehr als zehn Milliarden Euro umsetzte, zu forcieren.
"Das ist nur Monsantos Wunsch. Bayer verkauft nicht", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Bayer hatte die Sparte erst Ende vergangenen Jahres als integralen Bestandteil des Konzerns bezeichnet. Sie gehört nach der Trennung vom Kunststoffgeschäft Covestro mit der Pharmasparte und dem Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten zu den drei Säulen des Unternehmens. Crop-Science-Chef Liam Condon hatte zuletzt im Reuters-Gespräch einen Ausbau des Saatgutgeschäfts durch Zukäufe in Aussicht gestellt.
HOHE WETTBEWERBSHÜRDEN
Monsanto und Bayer könnten zusammen ein breites Angebot im Pflanzenschutz und Saatgut auf die Beine stellen. Sollten sie sich einig werden, sei wegen wettbewerbsrechtlicher Hürden eine Vertriebskooperation zwischen beiden Unternehmen wahrscheinlicher als eine Übernahme, urteilte etwa UBS-Analystin Alexandra Hauber. Mit einem Verkauf seiner Agrarchemiesparte würde Bayer zudem selbst zu einem attraktiveren Übernahmeziel für größere Pharmakonzerne, die sich das Arzneimittelgeschäft der Leverkusener dann ohne die für sie eigentlich überflüssige Crop-Science-Sparte sichern könnten. "Wir erwarten nicht, dass Bayer die Sparte verkauft, ohne nicht einen anderen Zukauf in petto zu haben", erklärten die Analysten der Deutschen Bank. Denkbar sei etwa, dass sich der Konzern dann im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten weiter verstärkt oder in der Tiergesundheit.
Ein Gebot von Monsanto für das komplette Agrarchemiegeschäft von Bayer müsste sich nach Einschätzung von Branchenkennern zwischen 40 und 50 Milliarden Dollar bewegen - rund 47 Milliarden wollte der US-Saatgutriese im vergangenen Sommer für Syngenta auf den Tisch legen. Ob die Amerikaner noch so viel stemmen können, ist aber fraglich. Schließlich sollte ein Großteil des Syngenta-Kaufpreises in Monsanto-Aktien beglichen werden. Doch seitdem haben die Papiere rund 30 Prozent an Wert verloren. Der Konzern kündigte zudem den Abbau von 3600 Arbeitsplätzen bis 2018 an, was 16 Prozent der Belegschaft entspricht, und senkte seine Gewinnprognose.
Reuters