Der starke Euro wird für Bayer immer mehr zum Bremsklotz. Konzern-Chef Marijn Dekkers kürzte wegen der Wechselkursbelastungen das Umsatzziel für das Gesamtjahr. Der Leverkuser Traditionskonzern rechnet nun lediglich mit einem minimalen Umsatzanstieg auf 41 Milliarden Euro (2013: 40,16) Milliarden Euro, wie Bayer am Mittwoch mitteilte. Bislang wurden 41 bis 42 Milliarden angepeilt. Im zweiten Quartal zog zwar die Nachfrage nach Bayer-Medikamenten an und auch Agrarchemie-Produkte des Konzerns waren stark gefragt. "Allerdings musste das Unternehmen erneut erhebliche negative Währungseffekte verkraften", räumte Dekkers ein.

An der Börse wurde gleichwohl positiv aufgenommen, dass Bayer trotz der Belastungen an seinem Gewinnziel für dieses Jahr festhielt. Die Bayer-Aktie legte in der Spitze gut drei Prozent zu und war damit größter Gewinner im Leitindex Dax.

Die Leverkusener wollen 2014 wie bisher ihren bereinigten operativen Gewinn um eine untere bis mittlere einstellige Prozentzahl erhöhen. Bayer erwartet aber nun Belastungen durch den starken Euro von 550 Millionen Euro - bislang hatte Dekkers mit 450 Millionen Euro gerechnet. Mit seiner Klage über die Euro-Stärke steht der Hersteller von Aspirin und Bepanthen-Wundsalbe nicht alleine. Industriegrößen wie der Chemiekonzern BASF und der Münchener Industriegase-Hersteller Linde setzte der Kursanstieg der Einheitswährung ebenfalls zu. Bayer macht unter anderem der Kursgewinn zum Yen, zu wichtigen Schwellenländer-Währungen wie dem brasilianischen Real und auch zum Dollar zu schaffen. Allein zum Yen gewann der Euro auf Jahressicht mehr als sieben Prozent, zum Real mehr als vier, zum Dollar mehr als fünf Prozent.

Im zweiten Quartal baute Bayer seinen bereinigten operativen Gewinn um 1,0 Prozent auf 2,22 Milliarden Euro aus. Analysten hatten etwas mehr erwartet. Der Konzern setzte von April bis Juni 10,46 Milliarden Euro um - ein leichtes Plus von 0,9 Prozent. Währungsbelastungen sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet hätte der Anstieg 6,3 Prozent betragen. Treiber waren die Gesundheitssparte HealthCare und der Agrochemiebereich CropScience. "Dabei entwickelten sich unsere neueren Pharma-Produkte sowie unser CropScience-Geschäft in Nord- und Lateinamerika sehr erfreulich", sagte Dekkers. Den Konzerngewinn erhöhte Bayer um 13,3 Prozent auf 953 Millionen Euro.

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UMSATZSCHUB MIT NEUEN ARZNEIEN

In der Bayer-Gesundheitssparte sticht momentan das Geschäft mit fünf neuen Arzneien heraus - das Thrombosemittel Xarelto, das Augenmittel Eylea, die Krebsmedikamente Stivarga und Xofigo sowie das Lungenhochdruckmittel Adempas. Zuletzt eilte Bayer von Zulassung zu Zulassung . Im zweiten Quartal steuerten diese Medikamente einen Umsatz von 702 Millionen Euro bei - mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Xarelto ist das wichtigste Medikament: Die Analysten der Deutschen Bank trauen der Tablette einen Spitzenumsatz von bis zu sieben Milliarden Euro im Jahr zu. Im zweiten Quartal war Xarelto mit 381 Millionen Euro das Top-Medikament von Bayer. Auf Jahresicht bis Juni 2014 fuhr es bereits Umsätze in Milliardenhöhe ein und gilt damit als "Blockbuster". Beflügelt durch seine neuen Arzneien will Bayer in naher Zukunft wieder zu den weltweit zehn größten Pharmakonzernen zählen. Zuletzt lag der Konzern auf Platz 14.

Der starke Euro nagte aber erheblich am Geschäft der Gesundheitssparte: Der Segmentumsatz legte nur um 0,9 Prozent zu - währungsbereinigt sowie Zu- und Verkäufe ausgeklammert wären es 6,3 Prozent gewesen. Im Agrochemiegeschäft erzielte Bayer deutliche Wachstumsraten mit Mitteln gegen Pilzbefall und Insekten im zweiten Quartal. In Europa stagnierte allerdings der Umsatz. Insgesamt nahmen die Agrochemie-Umsätze im Quartal um 3,3 Prozent zu. Im Kunststoffgeschäft lag der der Quartalsumsatz auf Vorjahresniveau.

Reuters