Das BayerMaterialScience dank gesunkener Rohstoffkosten deutlich mehr Gewinn ein als Analysten prognostiziert hatten. Die Vorbereitungen für den angekündigten Börsengang verliefen planmäßig, sagte Bayer-Vorstandschef Marijn Dekkers am Mittwoch zur Quartalsbilanz. Von April bis Juni gaben ein starkes Arzneimittelgeschäft und Währungseffekte dem Leverkusener Traditionskonzern Rückenwind. Der bereinigte operative Gewinn legte um gut ein Drittel auf 2,89 Milliarden Euro zu und Dekkers bekräftigte das Ergebnisziel für das Gesamtjahr.

Analysten und Anleger feierten den Gewinnanstieg. Bayer-Aktien kletterten in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf 136,95 Euro und waren mit Abstand größter Gewinner im Dax. UBS-Analyst David Evans nannte das zweite Quartal eine erfreuliche Überraschung. Berenberg-Experte Alistair Campbell betonte, Bayer habe seine Prognose trotz des schlechteren Marktumfelds für die Agrarchemie bekräftigt. "Das sollte gut ankommen."

Neue Informationen zum Zeitplan für den Börsengang von MaterialScience, das künftig den Namen Covestro trägt, gab es vom Vorstand nicht. Die wirtschaftliche und rechtliche Trennung soll bis zum 1. September abgeschlossen sein. Bayer will die Sparte bis spätestens Mitte 2016 an die Börse bringen. Noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen, ob dies über einen klassischen Börsengang oder einen Spin-off geschieht, bei der die Bayer-Aktionäre Covestro-Aktien ins Depot gebucht bekämen. Insidern zufolge ist im Sommer eine Werbetour geplant, um das Interesse von Investoren auszuloten.

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KONZERNUMBAU KOSTET MEHR GELD



Im zweiten Quartal steigerte MaterialScience den bereinigten operativen Gewinn vor allem wegen gesunkener Rohstoffkosten um 87 Prozent auf 506 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt nur mit 420 Millionen Euro gerechnet. Die Sparte ist mit einer operativen Umsatz-Marge von fast 16 (VJ: 9,4) Prozent deutlich rentabler als noch vor einem Jahr. Für den Konzernumbau muss Vorstandschef Dekkers nun aber mehr Geld in die Hand nehmen: Für das Börsendebüt des Kunststoffgeschäfts, die Integration des 2014 übernommenen Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten vom US-Pharmakonzern Merck & Co und Restrukturierungsprojekte fallen 2015 Sonderaufwendungen von etwa 900 Millionen Euro an. Bislang war von 700 Millionen die Rede gewesen.

Auch die Umsatzprognose änderte Dekkers. Nach dem kürzlich angekündigten Verkauf der Diabetes-Sparte mit einem Jahresumsatz von zuletzt gut 900 Millionen Euro rechnet er nun mit etwa 47 Milliarden Euro statt bisher 48 bis 49 Milliarden. Dazu kommen auch niedrigere als bislang erwartete positive Währungseffekte. Der bereinigte operative Gewinn soll unverändert im oberen Zehner-Prozentbereich zulegen.

Im zweiten Quartal kletterte der Gewinn unter dem Strich um fast 21 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich um 18 Prozent auf 12,09 Milliarden Euro. Das Geschäft des Konzerns wird derzeit vor allem von fünf neueren Arzneien angetrieben: das Schlaganfallmittel Xarelto, das Augenpräparat Eylea, die Krebsmedikamente Stivarga und Xofigo sowie die Lungenhochdruckarznei Adempas. Im zweiten Quartal steuerten diese Mittel einen Umsatz von 1,05 Milliarden Euro bei, ein Plus von fast 50 Prozent. Bayer kam zudem die Übernahme der Merck-Sparte zugute. Das Ergebnis der Gesundheitssparte HealthCare stieg um mehr als 27 Prozent auf 1,675 Milliarden Euro.

Im Agrarchemiegeschäft CropScience mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut stieg das Ergebnis vor allem dank Währungseffekte um 19 Prozent auf 733 Millionen Euro. Zu schaffen machten Bayer das Marktumfeld in Lateinamerika und ein stark rückläufiges Geschäft mit Insektiziden. Für das Gesamtjahr senkte der Vorstand daher seine Ergebnisprognose für CropScience.

Reuters