Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer stärkt seine finanzielle Schlagkraft mit dem Verkauf seiner Diabetes-Sparte. Das Geschäft mit Blutzucker-Messgeräten werde an den langjährigen japanischen Partner Panasonic Healthcare für 1,022 Milliarden Euro veräußert, teilte das Leverkusener Unternehmen am Mittwoch mit. Das Geschäft umfasst neben Messgeräten auch Stechhilfen für Diabetiker, mit denen das Blut für die Blutzuckermessung gewonnen werden kann. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch grünes Licht geben. Der Abschluss wird für das erste Quartal 2016 erwartet.
An der Börse wurde der Verkauf positiv aufgenommen: Bayer-Aktien legten um 1,2 Prozent auf 125,75 Euro zu und gehörten damit zu den größten Gewinnern im Dax. Zwar scheine der Preis, der gut dem 1,1-fachen des Umsatzes entspreche, niedrig, kommentierten die Analysten der Berenberg Bank. Der Verkauf der unter Preisdruck stehenden Sparte dürfte aber die Margen verbessern. Die Experten gehen davon aus, dass Bayer den Erlös zunächst zur Entschuldung nutzen dürfte. Zusammen mit der geplanten Trennung von der Kunststoffsparte MaterialScience dürfte dieser Schritt aber auch für mehr Flexibilität bei Übernahmen in den nächsten Jahren sorgen. Unter Analysten gilt Bayer als möglicher Interessent, sollte Monsanto bei einer Übernahme des Schweizer Agrochemiekonzerns Syngenta Bereiche verkaufen müssen, um kartellrechtliche Bedenken aus dem Weg zu räumen.
Bayer und Panasonic HealthCare arbeiten bereits seit mehr als 20 Jahren im Diabetesgeschäft zusammen. Hinter Panasonic HealthCare stehen der japanischen Elektronikkonzern Panasonic mit einem Anteil von 20 Prozent und der Finanzinvestor KKR mit einer Beteiligung von 80 Prozent. Die Bayer-Sparte Diabetes-Care setzte im vergangenen Jahr 909 Millionen Euro um. Die gesamte Gesundheitssparte HealthCare kam auf einen Umsatz von 19,975 Milliarden Euro und machte damit gut 47 Prozent des Konzernumsatzes aus.
Bereits 2012 hatte Bayer einen Käufer für das Geschäft gesucht, dann aber entschieden, es zunächst zu behalten. Der Konzern ist seit einiger Zeit dabei, sich von Randbereichen in seiner Gesundheitssparte zu trennen. Das Geschäft mit Blutzucker-Messgeräten steht schon seit einiger Zeit unter Preisdruck. Die Zahl der Diabetes-Kranken steigt zwar weltweit an, bei den Geräten zur Messung des Zuckerspiegels gibt es inzwischen aber viele Anbieter.
Reuters