Die Übernahme von Monsanto brachte Bayer in den vergangenen Wochen wenig positive Meldungen, dennoch half der US-Saatgutriese jetzt über Schwächen im zweiten Quartal hinweg. Von April bis Juni stieg das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um 3,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro an. Aber der starke Euro belastete das Ergebnis, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz von Bayer erhöhte sich währungsbereinigt um 8,5 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro.

Diese Zahlen hatte Bayer auch der neuen Tochter Monsanto zu verdanken. Erst Anfang Juni kauften die Leverkusener den Agrarchemiekonzern für 63 Milliarden Dollar und sind jetzt alleiniger Eigentümer des US-Konzerns. Die Geschäfte von Monsanto sind in den letzten drei Wochen des Quartals voll enthalten.

Ausblick angehoben



Für das Geschäftsjahr hob Bayer-Chef Werner Baumann die Prognosen an - auch dank der Tochter Monsanto mit einem Beitrag von mehr als fünf Milliarden Euro. Für 2018 rechnet der DAX-Konzern jetzt mit einem Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro, bisher waren unter 35 Milliarden Euro angepeilt. Da die Leverkusener im Zuge der Fusion auch Geschäftsteile an den Konkurrenten BASF abgegeben hatten, ist ein Umsatzminus von etwa einer Milliarden Euro berücksichtigt.

Für das bereinigte Betriebsergebnis erwartet Bayer nun einen Anstieg im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich nach knapp 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2017. Zuvor ging das Unternehmen von einem Rückgang aus.

Experten zeigten sich wenig begeistert. Sie rechneten im Mittel mit einem Umsatz von 39,5 Milliarden Euro sowie ein Ebitda von 9,8 Milliarden Euro. Der neue Ausblick erscheine auf den ersten Blick wenig inspirierend, erklärte Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff.

Monsanto-Übernahme eher ein Übel



Die Übernahme von Monsanto brachte Bayer bisher wenig Glück. 289 Millionen Dollar - so hoch ist die Schadenersatzsumme, die die Bayer-Tochter an einen an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Mann zahlen soll. Ein Geschworenengericht in Kalifornien hatte den US-Saatgutkonzern wegen angeblich verschleierter Risiken des Unkrautvernichters "Roundup" dazu verurteilt. Der Kläger behauptete, ein Monsanto-Produkt habe seine Erkrankung verursacht.

Bayer kündigte gegen das Urteil Berufung an. Allerdings sorgte der Entscheid Mitte August für massive Unsicherheit unter Investoren. Monsanto ist mit mehr als 8700 ähnlichen US-Klagen konfrontiert.

800 wissenschaftlichen Studien zufolge - darunter auch unabhängige Untersuchungen - würden bestätigen, dass Glyphosat nicht krebserregend und dass seine bestimmungsgemäße Anwendung sicher sei, sagte Bayer am Mittwoch. Der Konzern würde sich in allen Verfahren entschieden zur Wehr setzen. Auf Grundlage der derzeit vorliegenden Informationen habe man angemessene bilanzielle Vorsorgemaßnahmen für erwartete Verteidigungskosten getroffen, so der DAX-Konzern weiter.

Nur die Agrarspalte überzeugt



Die Ergebnisse in den größeren Geschäftsfeldern von Bayer sind durchwachsen. Lediglich in der Agrarsparte Crop Science konnte der DAX-Konzern das Ergebnis ordentlich ausbauen - mit 631 Millionen Euro verdoppelte es sich nahezu. Im Vorjahresquartal hatten Probleme im Brasilien-Markt stark belastet. Daneben ist das kleine Geschäft mit den Tierarzneien ein Lichtblick. Hier stieg das bereinigte Ergebnis um mehr als zehn Prozent auf 128 Millionen Euro.

Die Pharmasparte musste aufgrund von hohen Forschungsausgaben einen Verlust von acht Prozent auf 1,4 Milliarden Euro hinnehmen. Das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten brach mit mehr als 18 Prozent auf 256 Millionen Euro am stärksten ein.

Unter dem Strich verdiente der Pharmakonzern 799 Millionen Euro und damit ein Drittel weniger als im Jahr davor. Damals floss in das Ergebnis allerdings noch die ehemalige Kunststofftochter Covestro mit ein, die mittlerweile verkauft ist.

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Einschätzung der Redaktion



Anleger zeigten sich von den Halbjahreszahlen wenig begeistert. Zum Mittag rutschte die Bayer-Aktie um über zwei Prozent auf 78 Euro ans DAX-Ende. Seit Anfang des Jahres verlor das Papier 22 Prozent. Der deutsche Leitindex gab im vergleichbaren Zeitraum rund 5,48 Prozent nach.

Nach dem Urteil Mitte August brach das Bayer-Papier auf ein Mehrjahrestief bei 75,50 Euro ein.

Anleger sollten weiterhin auf der Hut sein. Auf dem Weg nach unten könnte sich die Aktie zwischen 70 Euro und 80 Euro stabilisieren. Unseren Stopp setzen wir deshalb bei 75 Euro. Allerdings sind das sehr geringe Unterstützungszonen, welche im Worst Case-Szenario fallen könnten. Das könnte die Aktie auf 55 Euro bis 60 Euro zurückfallen lassen.

Wir bleiben bei unserer Empfehlung: Halten. Bereits investierten Anlegern raten wir die Bayer-Aktie weiterhin zu beobachten. Neuinvestoren sollten das Papier meiden.

Zielkurs: 93,00 Euro
Stoppkurs: 75,00 Euro