Noch im Juli zählte Bayer etwa 18.400 Kläger wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids Glyphosat. Nun wird der DAX-Konzern von einer immer größeren Prozesslawine wegen des Unkrautvernichters überrollt. In den USA schnellte die Zahl der Kläger sprunghaft in die Höhe, auch weil die auf solche Klagen spezialisierten Kanzleien ihre Fernsehwerbung zuletzt deutlich hochfuhren. Bis Mitte Oktober wurden den Leverkusenern Klagen von etwa 42.700 Klägern zugestellt, wie Bayer am Mittwoch mitteilte.
Bislang hat der Konzern in den USA drei Prozesse in erster Instanz verloren und wurde von den Geschworenen zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt. Die letzten drei angesetzten Prozesse in den USA waren zuletzt verschoben worden. Der Mediator Ken Feinberg versucht, eine außergerichtliche Einigung zwischen Bayer und US-Klägern zu erreichen. Bayer hat die Vorwürfe gegen die angeblich krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters stets zurückgewiesen. Der Konzern hat sich darauf berufen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerten.
Ihren Ursprung hat die Klagewelle in der mehr als 60 milliardenschweren Übernahme Monsanto. Der US-Saatgutriese hat Glyphosat entwickelt. Mit dem Zukauf im Sommer 2018 wurde das Agrargeschäft deutlich ausgebaut und Bayer zum weltweit größten Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.
Ebitda um 7,5 Prozent gestiegen
Das bereinigte Betriebsergebnis im Geschäft mit Saatgut kletterte im dritten Quartal um fast ein Viertel auf 527 Millionen Euro. Grund dafür waren höhere Preise im wichtigen lateinamerikanischen Markt, Einsparungen und ein positiver Währungseffekt. Im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten setzte sich die Erholung fort. In der Pharmasparte musste Bayer hingegen einen Ergebnisrückgang verzeichnen.
Insgesamt kam Bayer im dritten Quartal auf ein bereinigtes Ergebnis von 2,29 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 7,5 Prozent. Damit lag Bayer 2,2 Prozent über den Analystenschätzungen. Der Konzerngewinn sank um fast 64 Prozent auf 1,036 Milliarden Euro. Allerdings verbuchte das Unternehmen durch den Verkauf von Teilen des Saatgutgeschäfts an die BASF im Vorjahr hohe Sondererträge. Der Umsatz legte um rund sechs Prozent auf 9,83 Milliarden zu. Währungsbereinigt lag der Zuwachs bei gut fünf Prozent. Für 2019 rechnet Bayer unverändert mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von etwa vier Prozent auf rund 43,5 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis soll sich auf etwa 11,5 Milliarden belaufen. Darin hat Bayer nun den Verkauf seines Tiergesundheitsgeschäfts und seiner Anteile am Chemieparkbetreiber Currenta berücksichtigt.
Die Konzernprognose hat Bayer insgesamt bestätigt. Für 2019 prognostiziert Bayer ein Ebitda vor Sondereinflüssen von rund 11,5 Milliarden Euro.
Unsere Einschätzung:
Die Ergebnisse des dritten Quartals haben der Bayer-Aktie einen Aufschwung um mehr als zwei Prozent beschert. Anleger sollten das Papier dennoch mit Vorsicht genießen, da es wegen drohender Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe zu Rückschlägen kommen kann. Da sich die Klägeranzahl in den vergangenen drei Monaten mehr als verdoppelt hat, ist das Risiko dafür weiter angestiegen. Wir empfehlen, die Aktie weiter zu beobachten.