Pharma-Aktien haben einfach einen Lauf. Ablesen lässt sich das beispielsweise am S&P Pharmaceuticals Select Industry Index, der sich seit Jahren kontinuierlich nach oben schraubt. Allerdings hat das auch seinen Preis. Die darin enthaltenen US-Branchenvertreter kommen inzwischen auf ein KGV von im Schnitt gut 22 und das Kurs-Buch-Wert-Verhältnis beträgt 4,6. Günstig sieht eindeutig anders aus.

Doch noch gibt es keine Anzeichen für ein Abwenden der Investoren von dem Sektor. Unter anderem werden sie angelockt von dem sich auch in diesem Sektor immer schneller drehenden Übernahme-Karussell. Außerdem hofft die Anlegergemeinde auf Fortschritte in der Medikamentenforschung, etwa im Bereich Krebs, was zusätzliche Umsatzpotenziale erschließen würde.

Trotzdem räumen auch die Analysten vom US-Finanzdienstleister Jefferies ein, dass bei einigen Pharma-Aktien einiges von diesen Chancen bereits in den Kursen zu stecken scheint. Zudem bezeichnen sie die Bewertung im Vergleich zum Gesamtmarkt verglichen mit der üblichen Relation in den vergangenen Jahren als relativ anspruchsvoll.

Die Jefferies-Analysten finden aber nach wie vor Gefallen an einigen großen Pharma-Unternehmen. Wir haben darunter die fünf Titel mit dem größten Abstand zu den Kurszielen herausgefiltert und stellen diese Werte auf den nachfolgenden Seiten etwas näher vor. Die Kurspotenziale sind damit nicht unerheblich, bewegen sie sich doch zwischen 22 und 30 Prozent. Eine Aktie stammt dabei übrigens aus Deutschland. Um welches Unternehmen es sich handelt erfahren Sie gleich mit dem nächsten Klick.

Auf Seite 2: Jefferies Pharma-Favorit Nummer eins: Bayer AG





Jefferies Pharma-Favorit Nummer eins: Bayer AG (WKN: BAY 001, 130,30 Euro)

Der deutsche Branchenvertreter, der es bei Jefferies unter die Top 5 Pharma-Aktien weltweit geschafft hat, ist Bayer. Dem Dax-Vertreter werden als Kursziel 159 Euro zugebilligt. Daraus ergibt sich ein Kurspotenzial von 22,0 Prozent. Der Abstand zum Kursziel hat sich zuletzt vergrößert, nachdem der Titel zuletzt im Gleichschritt mit dem Dax in eine Konsolidierungsbewegung übergegangen ist. Diese Entwicklung konnte auch nicht durch die jüngsten Quartalszahlen verhindert werden, obwohl Deutschlands größter Pharmahersteller für die ersten drei Monate 2015 laut Jefferies die hauseigenen Schätzungen leicht geschlagen hat. Zudem sei die Jahresprognose von dem Unternehmen auch dank günstiger Währungseffekte spürbar angehoben worden.

Von 2014 bis 2020 wird der Gesellschaft von Jefferies ein Umsatzwachstum von im Schnitt 6,4 Prozent zugetraut. Der Gewinn je Aktie soll gleichzeitig sogar um 11,7 Prozent p.a. steigen. Auf Basis der Konsensschätzungen der Analysten bewegt sich das KGV für 2015 bei 18,2 und die Dividendenrendite liegt bei geschätzten 1,9 Prozent.

Zu den großen Hoffnungsträgern von Bayer zählt der Thrombosehemmer Xarelto. Im Bereich der venösen und arteriellen Thromboembolien ist Xarelto inzwischen in sieben Indikationen zugelassen und in mehr als 125 Ländern auf dem Markt. Ihm traut das Unternehmen einen Spitzenumsatz von 3,5 Milliarden Euro zu. Im Vorjahr erzielte Bayer mit dem Medikament Erlöse von knapp 1,7 Milliarden Euro.

Ein wichtiger Meilenstein für die Ausrichtung des Leverkusener Konzerns ist zudem die geplante Trennung von der Kunststoffsparte MaterialScience, die bis spätestens 2016 an die Börse gebracht werden soll. Hintergrund dafür ist die Annahme des Vorstands, wonach das Life-Science-Geschäft (Pharma und Agrarchemie) exzellente Wachstumsperspektiven bietet. Analysten taxieren den Unternehmenswert des Teilkonzerns auf acht bis elf Milliarden Euro. Gerüchte gibt es außerdem zu einem möglichen Verkauf des Geschäfts mit Diabetes-Messgeräten Diabetes Care.



Auf Seite 3: Jefferies Pharma-Favorit Nummer zwei: Roche Holding GS





Jefferies Pharma-Favorit Nummer zwei: Roche Holding GS (WKN: 855 167, 279,70 Schweizer Franken, 272,10 Euro)

Aus dem deutschen Nachbarland Schweiz kommt mit Roche der zweite Pharma-Favorit. Für Jefferies wird die Pipeline der Schweizer an der Börse noch nicht ausreichend gewürdigt. Im Dezember musste die Gesellschaft zwar zwei Mal ein Scheitern bei Produktkandidaten in Phase-III-Tests hinnehmen und zusammen mit der Freigabe des Schweizer Franken führte das zu deutlichen Kursverlusten.

Doch die Genussscheine sind dabei, diese Scharte wieder auszumerzen und die Notiz nähert sich langsam wieder dem Rekordhoch von 294,60 Franken an. Jefferies geht davon aus, dass die Pechsträhne auf der Produktebene endet und in den kommenden zwölf Monaten einige Erfolge gemeldet werden können. Jüngst wurde am Markt jedenfalls bereits die Meldung zu positiven Studienergebnissen zum immunonkologischen Medikament MPDL3280A aufgenommen, das zur Behandlung von Lungenkrebs dient. Auch bei der Konferenz America Society of Clinical Oncology wurden jüngst positive Studiendaten präsentiert.

Geholfen hat dem Aktienkurz zuletzt außerdem die Nachricht, wonach der Umsatz im ersten Quartal mit plus drei Prozent auf 11,8 Milliarden Franken etwas besser ausgefallen ist als die von Analysten erwarteten 11,5 Milliarden Franken. Zudem bestätigten die Schweizer die Ziele für das Gesamtjahr. Demnach rechnet Roche weiterhin mit einem Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Der Kerngewinn je Aktie soll dabei stärker ausfallen als das Umsatzwachstum. Außerdem sollen die Aktionäre wieder eine höhere Dividende erhalten.

Im Schnitt taxieren Analysten die Dividendenrendite auf rund drei Prozent und das KGV für 2015 auf 19,6. Jefferies sieht den Umsatz von 2014 bis 2020 im Schnitt um 4,7 Prozent wachsen und den Gewinn je Aktie um 8,7 Prozent p.a. Als Kursziel werden 340 Franken genannt, was der Notiz theoretisch 21,6 Prozent Luft nach oben lässt.



Auf Seite 4: Jefferies Pharma-Favorit Nummer drei: AstraZeneca PLC





Jefferies Pharma-Favorit Nummer drei: AstraZeneca PLC (WKN: 886 455, 43,665 britische Pfund, 61,22 Euro)

Wenn die Berechnungen von Jefferies aufgehen, dann ist bei AstraZeneca sogar noch etwas mehr drin als bei Roche. Denn bei dem britischen Pharmakonzern beträgt das Kursziel 56,00 Pfund, was einer Differenz zur aktuellen Notiz von 28,5 Prozent entspricht.

Mehrheitlich begegnen die Marktteilnehmer diesem Wert seit geraumer Zeit aber etwas reserviert. Zum Ausdruck kommt das an einem Aktienkurs, der seit mehr als einem Jahr nicht mehr vorwärts kommt und aktuell sogar eher nach unten abzudriften droht. Das hat mit Druck aufgrund auslaufender Patente, anhaltendem Investitionsbedarf und der Angst vor zu optimistischen Erwartungen hinsichtlich künftiger Produkte zu tun.

Auch die jüngsten Geschäftszahlen wussten nicht wirklich zu überzeugen. Belastet vom stärkeren Wettbewerb im Pharmageschäft musste die Gesellschaft im ersten Quartal einen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Das Nettoergebnis sank um sieben Prozent auf 1,37 Milliarden Dollar und der Umsatz verringerte sich um sechs Prozent auf 6,06 Milliarden Dollar.

Jeferries zählt AstraZeneca dennoch zu den Favoriten im weltweiten Pharmasektor, weil nach hausinterner Einschätzung die Medikamentenpipeline das beste Chancen-Risiko-Verhältnis aufweist. Auch unterschätze der Markt den Wert der Respiratory, Inflammation and Autoimmunity- sowie der Immuno-Oncology-Aktivitäten. Als Kursstütze sollte sich außerdem auch die Bewertung erweisen. Analysten beziffern das KGV für 2015 im Schnitt auf 15,75 und die Dividendenrendite wird auf 4,22 Prozent taxiert.



Auf Seite 5: Jefferies Pharma-Favorit Nummer vier: AbbVie Inc.





Jefferies Pharma-Favorit Nummer vier: AbbVie Inc. (WKN: A1J 84E, 66,93 Dollar, 61,30 Euro)

Ähnlich wie AstraZeneca ist auf KGV-Basis für 2015 mit einer Kennziffer von 15,6 AbbVie bewertet. Bei der Dividendenrendite hängt der US-Bio-Pharmakonzern, der innovative Arzneimittel sowie Produkte in den Bereichen Ernährung, Diagnostik und Medizintechnik für Menschen weltweit bereitstellt, dem britischen Konkurrenten mit geschätzten 3,03 Prozent aber etwas hinterher.

Die Analysten von Jefferies hindert dies aber nicht daran, der Aktie von a AbbVie sogar etwas mehr zuzutrauen. Bei einem Kursziel von 86 Dollar beträgt das Kurspotenzial noch 28,5 Prozent, obwohl die Notiz seit Anfang April schon um fast 17 Prozent zugelegt hat.

Die zuletzt demonstrierte Kursstärke passt zu den Geschäftszahlen, denn trotz ungünstiger Wechselkurse hat das Unternehmen im ersten Quartal die Analystenerwartungen übererfüllt. Zu verdanken ist das vor allem dem Arthritis-Medikament Humira. Hier schnellte der Umsatz um 18 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar nach oben. Mit Viekira Pak für die Behandlung von Hepatitis C setzte der Konzern im ersten vollständigen Handelsquartal 231 Millionen Dollar um und lag damit leicht über den Schätzungen der Analysten. Insgesamt wurden 5,0 Milliarden Dollar erlöst, was einem Plus von 10,5 Prozent entspricht. Der angepasste Gewinn je Aktie kam gleichzeitig um 32,4 Prozent auf 0,94 Dollar voran.

Sehr aktiv ist das Unternehmen auch an der Übernahmefront. So wurde im März für 21 Milliarden Dollar der Kauf des US-Biotechnologiekonzern Pharmacyclics eingefädelt. Bei Jefferies wird dieser Schritt begrüßt und es wird mit positiven Nachrichten aus der Pipeline gerechnet. Stark lesen sich zudem die Prognosen für die kommenden Jahre. So soll der Umsatz von 2014 bis 2020 im Schnitt um 10,5 Prozent zulegen und den Gewinn je Aktie sogar um 17,3 Prozent p.a.



Auf Seite 6: Jefferies Pharma-Favorit Nummer fünf: Pfizer Inc.





Jefferies Pharma-Favorit Nummer fünf: Pfizer Inc. (WKN: 852 009, 34,56 Dollar, 31,75 Euro)

Das Dow Jones Industrial Average-Mitglied Pfizer steckt sogar schon seit Februar in einer Konsolidierungsphase. Grundsätzlich ist der mehrjährige Aufwärtstrend aber auch hier nach wie vor intakt. Anders als bei Bayer musste der US-Pharmakonzern jüngst seine Jahresprognose nach unten korrigieren. Den Umsatz für 2015 sieht Pfizer jetzt eine halbe Milliarde niedriger bei 44 bis 46 Milliarden Dollar und die Prognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie wurde um fünf Cent auf 1,95 bis 2,05 Dollar gesenkt.

Auch im ersten Quartal sank der Umsatz um vier Prozent auf 10,86 Milliarden Dollar und das bereinigte Ergebnis je Aktie verringerte sich um elf Prozent auf 0,51 Dollar. Analysten hatten hier aber sogar nur mit 0,49 Dollar gerechnet und beim Umsatz mit 10,7 Milliarden Dollar. Folglich wurden die Prognosen geschlagen, Pfizer leidet aber nach wie vor unter dem Auslaufen von Patenten bei angebotenen Medikamenten. Neuerdings macht außerdem der starke Dollar zu schaffen.

Jefferies hält die Aktie aber dennoch für aussichtsreich. So wird beim Brustkrebs-Mittel Ibrance eine zügigere Zulassung erhofft und noch in diesem Jahr sei eine größere Übernahme denkbar. Zur Erinnerung: 2014 war Pfizer mit einem Versuch gescheitert, AstraZeneca zu übernehmen. Außerdem seien auch bei anderen Medikamenten Fortschritte denkbar.

Als Vorzug wird ansonsten die moderate Bewertung herausgestellt. Laut dem Analystenkonsens bewegen sich das geschätzte KGV für 2015 bei rund 17 und die Dividendenrendite bei 3,22 Prozent. Allerdings fällt auch das von Jefferies von 2014 bis 2020 erwartete Umsatzwachstum von im Schnitt 4,2 Prozent und ein Gewinnplus je Aktie von 6,6 Prozent p.a. eher dürftig aus.

Jefferies sieht den Wert des Unternehmens derzeit aber bei 45 Dollar je Aktie und bei einer sinnvollen Übernahme könnte dieser Wert auch weiter zulegen. Das Kurspotenzial beträgt damit aktuell 30,2 Prozent. Damit wird dieser Aktie von Jefferies am meisten zugetraut.