Mit dem Zukauf hatte sich der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern jedoch zahlreiche Klagen wegen angeblich gesundheitlicher Schäden des Unkrautvernichters Roundup von Monsanto ins Haus geholt. Vorstandschef Werner Baumann betonte, Condon verlasse Bayer auf eigenen Wunsch. "Er stellt sich einer neuen beruflichen Herausforderung." Sein Nachfolger soll der Agrarexperte Rodrigo Santos (48) werden, der seit Juni das operative Geschäft der Sparte verantwortet und nach der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 die Agrargeschäfte im wichtigen Markt Lateinamerika leitete.
Condon arbeitete mehr als 30 Jahre für Bayer beziehungsweise bei dem Arzneimittelhersteller Schering, den die Leverkusener 2006 übernommen hatten. Das Agrargeschäft CropScience verantwortete er neun Jahre lang. Seit 2016 war der 53-Jährige Mitglied des Vorstandes und wurde als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Konzernchef Baumann gehandelt, der 2024 das Unternehmen verlässt.
Doch seit dem Zukauf des US-Agrarchemiekonzerns kommt Bayer aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus und die Agrargeschäfte liefen nicht wirklich rund. Investoren forderten auf der Hauptversammlung im Frühjahr, dass der Leverkusener Konzern die Klagerisiken und Altlasten von Monsanto abschließend in den Griff bekommen müsse. Denn mit der Übernahme hatte sich Bayer eine Klagewelle wegen des glyphosathaltigen Pestizids Roundup ins Haus geholt, die den Konzern bis heute beschäftigt und für Milliardenbelastungen sorgt. Die Kläger unterstellen Roundup, krebserregend zu sein.
Gerüchte über eine Ablösung Condons hatten bereits die Runde gemacht. Intern liefen Wetten, wie lange Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann Condon noch halten wird, denn er verliere die Geduld mit seinen Agrarleuten, hatte das "manager magazin" im September berichtet. "Das Crop-Science-Geschäft von Bayer ist hervorragend positioniert, um in puncto Innovation und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe zu setzen. Nun geht es darum, auf dieser Basis in den kommenden Jahren das riesige Wertsteigerungspotenzial voll auszuschöpfen", erklärte Winkeljohann nun. "Wir danken Liam Condon herzlich für seine Leistungen in den mehr als 30 Jahren seiner Karriere bei Bayer."
QUARTALSERGEBNIS LEGT DEUTLICH ZU
Im dritten Quartal steigerte der Leverkusener Konzern sein Ergebnis überraschend deutlich, denn das Agrargeschäft und das Segment mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten legten stärker zu als von Analysten erwartet. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) kletterte um mehr als 16 Prozent auf 2,089 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich um 15 Prozent auf 9,78 Milliarden, währungsbereinigt stand ein Plus von 14,3 Prozent zu Buche. Dabei profitierte Bayer von Wachstum in allen drei Geschäftsbereichen. Während das Ergebnis bei den Gesundheitsprodukten und Crop Science zulegte, musste der Konzern im Pharmageschäft allerdings wegen hoher Marketingkosten und Forschungsaufwendungen einen Rückgang verdauen.
Für 2021 erwartet Bayer unverändert einen Umsatz von etwa 43 Milliarden Euro. Währungsbereinigt entspreche das nun aber einem Zuwachs von etwa sieben statt sechs Prozent. Die um Sondereinflüsse bereinigte Ebitda-Marge soll sich jetzt auf etwa 25,5 (bisher: etwa 25) Prozent belaufen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern bei einem Umsatz von 41,4 Milliarden Euro ein bereinigtes Ergebnis von 11,46 Milliarden Euro erzielt.
rtr