Bei Ezra Clark war 2016 im Alter von vier Jahren das Burkitt-Lymphom, eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, diagnostiziert worden. Clarks Mutter hatte die Krebserkrankung auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup zurückgeführt, den sie über mehrere Jahre auf ihrem Grundstück versprüht hatte.

"Wir haben großes Mitgefühl für Ezra Clark und seine Familie, die Geschworenen haben aber die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Fall sorgfältig abgewogen und sind zu dem Schluss gekommen, dass Glyphosat nicht die Ursache seiner Krankheit ist", erklärte der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern in der Nacht auf Mittwoch in einer Stellungnahme. Das Urteil entspreche sowohl der Einschätzung der zuständigen Regulierungsbehörden weltweit als auch umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Ein Anwalt der Klägerin Destiny Clark, der Mutter des Kindes, erklärte, man prüfe eine Berufung. Bayer-Aktien profitierten von dem Urteil: Sie stiegen im frühen Handel zeitweilig um bis zu 2,7 Prozent.

Das Urteil ist das vierte dieser Art im Zuge der Klagewelle in den USA wegen Glyphosat. Bislang hat Bayer drei Prozesse in erster Instanz mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen verloren und in zwei der Berufungsverfahren Niederlagen erlitten. In einem dieser Fälle zogen die Leverkusener inzwischen vor den Obersten Gerichtshof der USA und reichten dort Berufung ein. Sollte der Supreme Court den Fall annehmen, rechnet Bayer mit einem Urteil im Laufe des kommenden Jahres. Eine Entscheidung zugunsten Bayers würde nach Einschätzung von Vorstandschef Werner Baumann mögliche künftige Rechtsstreitigkeiten im Grunde beenden.

Der Bayer-Chef sieht dafür gute Gründe, da die US-Umweltbehörde EPA selbst Warnhinweise vor möglichen Krebsgefahren verboten hat. Aus Sicht der EPA stellt Glyphosat kein bedenkliches Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Bei einer Niederlage vor dem Supreme Court will Bayer ein Programm zum Umgang mit künftigen Ansprüchen aufsetzen, das voraussichtlich eine Laufzeit von 15 Jahren hat. Der Konzern muss sich dann auch langfristig noch auf mögliche Klagen von Glyphosatnutzern in den USA einstellen. Um vorzusorgen, bildete Bayer zusätzliche Rückstellung über 4,5 Milliarden Dollar.

Die Klagewelle hatte sich Bayer mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des amerikanischen Glyphosat-Entwicklers Monsanto ins Haus geholt. Sie hat den Aktienkurs schwer gebeutelt und lässt Management und Investoren schon seit 2018 keine Ruhe. Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Auf diese Einschätzung beriefen sich die Kläger.

rtr