Die Unsicherheit über die weitere Geldpolitik der USA, wo die Fed im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen angehoben hatte, macht den Anlegern seit Wochen zu schaffen. Hinzu kommt das näher rückende Referendum der Briten über ihre Mitgliedschaft in der EU. Vor so entscheidenden Terminen wolle sich niemand zu weit aus dem Fenster lehnen, sagte ein Händler. Da jetzt auch noch die Bilanzsaison als Impulsgeber abflaue, fehle den Anlegern eine klare Orientierung. "Wir gehen in die nachrichtenarme Sommerphase, auch wenn das Wetter nicht danach aussieht."
Da der Iran seine Ölproduktion nicht drosseln will, wachsen zudem wieder die Befürchtungen über ein weiterhin hohes Überangebot an Öl. Ein Fass (159 Liter) Brent aus der Nordsee verbilligte sich somit um 1,8 Prozent auf 47,85 Dollar. Sollten die Preise ihre Talfahrt vom Jahresanfang wiederaufnehmen, könnte das schnell Befürchtungen über die Folgen neuer Pleiten im Energiesektor schüren.
AIXTRON-AKTIONÄRE HOFFEN AUF ENDE DER TALFAHRT
Schwächster Wert im Dax wie im EuroStoxx50 waren Bayer, die um vier Prozent auf 85,83 Euro absackten. Das war der niedrigste Kurs seit Oktober 2013. Die Monsanto-Offerte wird von vielen als kostspielig bewertet. Analystin Marietta Miemietz von Equinet betonte, es sei nicht auszuschließen, dass das Angebot noch weiter erhöht werde. Schon in der vorigen Woche hatten viele Anleger aus Furcht vor einer zu teuren Übernahme Bayer-Aktien verkauft und die Titel damit ins Minus gedrückt. Viele Börsianer zweifelten nicht nur, dass der Konzern die Übernahme ohne Kapitalerhöhung stemmen kann. Sie vermuteten auch, dass die Leverkusener schneller als bislang gedacht ihre Anteile an der Kunststoff-Tochter Covestro verkaufen dürften. Die im MDax gelisteten Papiere fielen um 4,2 Prozent. Freudensprünge dagegen bei Monsanto: Im frühen US-Handel lagen die Aktien fast zehn Prozent im Plus.
Strahlende Gesichter auch bei den Aktionären von Aixtron im TecDax. Der angeschlagene Chipanlagenbauer hat mit dem chinesischen Investmentfonds FGC einen Käufer gefunden. Nach vier verlustreichen Jahren hoffen die Investoren auf Licht am Ende des Tunnels. Die Papiere kletterten um bis zu 17,2 Prozent auf 5,61 Euro.
Unter den größten Verlierern in Europa waren die Aktien von Fiat Chrysler, die wegen der Ausweitung der Abgaskrise um bis zu 5,9 Prozent fielen. Einem Medienbericht zufolge droht das Bundesverkehrsministerium dem italienischen Autobauer mit einem Verkaufsstopp in Deutschland, sollte sich die dauerhafte Missachtung von Abgaswerten bestätigen.
Reuters