Durch die Zusammenarbeit steigt der Konzern in das Gebiet der so genannten CAR-T-Zelltherapien ein und sichert sich unter anderem den Zugriff auf eine vielversprechenden Krebs-Immuntherapie von Atara. Dem kalifornischen Unternehmen winken im Gegenzug Zahlungen von bis zu 670 Millionen Dollar von Bayer.
CAR-T-Zelltherapien können dafür sorgen, dass T-Zellen den Tumor als solchen - und als Bedrohung für den Körper - erkennen könnten. Ärzte entnehmen dem Patienten bei dieser Therapie T-Zellen des Immunsystems, modifizieren sie mit dem Ziel, dass sie die Krebszellen als feindlich erkennen, und verabreichen sie dem Patienten zurück. Auf diesem Gebiet forschen auch Unternehmen wie Novartis oder Johnson & Johnson. Zusammen wollen Bayer und Atara nun neuartige Therapien für schwer zu behandelnde Krebserkrankungen entwickeln. Atara erhält von Bayer zunächst eine Vorauszahlung von 60 Millionen Dollar und Meilensteinzahlungen von bis zu 610 Millionen Dollar beim Erreichen bestimmter Ziele bei der Entwicklung, Zulassung und Vermarktung, sowie gestaffelte Lizenzgebühren bis zu einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz.
Bayer hatte zuletzt eine Reihe von Deals zur dringend benötigten Stärkung seines Pharmageschäfts eingefädelt. Ende Oktober hatte der Konzern die bis zu vier Milliarden Dollar schwere Übernahme der US-Biotechfirma AskBio im vielversprechenden Geschäft mit Gentherapien angekündigt. Dieser Deal ergänzt den Zukauf des US-Biotechunternehmens Blue Rock Therapeutics aus dem vergangenen Jahr. Im August hatte sich Bayer zudem ein neues Medikament mit Milliarden-Umsatzpotenzial gesichert, einen Wirkstoff der britischen Biotechfirma Kandy Therapeutics zur Linderung menopausaler Probleme.
Der Leverkusener Konzern muss seine Pharma-Pipeline stärken, da die Patente seiner Kassenschlager - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - Mitte des Jahrzehnts auslaufen. Dann drohen durch Konkurrenzprodukte erhebliche Umsatzeinbußen. Um dem entgegenzusteuern, hatte Bayer zuletzt besonderes Augenmerk auf Zell- und Gentherapien gelegt, diese zählen derzeit zu den teuersten Arzneien der Welt.
Gentherapien zielen darauf ab, Krankheiten zu heilen, indem die fehlende oder defekte Version eines Gens in den Zellen eines Patienten durch ein intaktes Gen ersetzt wird. Bayer hatte erst in der vergangenen Woche angekündigt, seine Forschung und Entwicklung in diesem Bereich mit einer neuen Zell- und Gentherapieplattform vorantreiben zu wollen. Das bereits bestehende Portfolio in diesem Bereich, das fünf Projekte in der fortgeschrittenen Entwicklung umfasst, soll dadurch in den kommenden Jahren um jährlich mindestens drei neue Projekte in der klinischen Entwicklungsphase ergänzt werden.
rtr