An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Bayer-Aktie legte am Morgen zeitweise um fast drei Prozent zu. Um die Mittagszeit lag sie noch mit 0,96 Prozent im Plus auf 55,63 Euro, war damit aber noch zweitstärkster Wert im Dax. Branchenexperte Ulrich Huwald vom Analysehaus Warburg Research wertete die Fortschritte im Glyphosatstreit als bedeutend. "Der entscheidende Punkt wird aber sein, wie man mit potenziellen zukünftigen Ansprüchen umgehen wird", schrieb er am Morgen.
Ein Aktienhändler zeigte sich von der vorzeitigen Vertragsverlängerung für Baumann überrascht. Immerhin sei der Manager für das Desaster um die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto verantwortlich, durch die sich Bayer auch den Ärger rund um die Glyphosat-Frage eingefangen hat. Seit Baumann im Mai 2016 die Konzernführung übernommen hat, hat sich der Kurs der Bayer-Aktie in etwa halbiert.
Dem Börsianer zufolge dürften nun aber Spekulationen ein Ende finden, dass Baumann seinen Posten nach der Beilegung des der Glyphosat-Streitigkeiten möglicherweise abgeben muss. Als möglicher Nachfolger sei Gerüchten zufolge Lanxess-Chef
Im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat steuert Bayer unterdessen nach eigenen Angaben auf einen Kompromiss mit US-Klägern zu. Es seien Fortschritte bei den Verhandlungen um einen überarbeiteten Vergleich erzielt worden, hieß es in der Mitteilung. Die Details sollen demnach in den kommenden Wochen endgültig vereinbart und dann dem zuständigen US-Gericht zur vorläufigen Genehmigung vorgelegt werden.
Eigentlich hatten sich Bayer und die Klägeranwälte bereits Ende Juni auf eine Lösung zur Beilegung der Rechtskonflikte verständigt. Doch ein wichtiger Teil des milliardenschweren Vergleichspakets wurde vom Bundesrichter Vince Chhabria als problematisch eingestuft und muss deshalb überarbeitet werden.
Stein des Anstoßes ist die geplante Handhabung zur Beilegung möglicher künftiger Glyphosat-Klagen. Dieser Teil des Vergleichs ist für Bayer von großer Bedeutung, um beim Thema Glyphosat künftig Rechtssicherheit in den USA zu erreichen.
Baumann hat sich nach eigener Darstellung selbst gewünscht, dass sein Vertrag nicht um die maximal möglichen vier Jahre verlängert wird. Er begründete dies mit seiner persönlichen Lebensplanung. Der Manager arbeitet seit 1988 für Bayer, wurde 2010 in den Vorstand berufen und rückte im Mai 2016 an die Spitze des Gremiums auf.
Laut Bayer-Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann geht es für Baumann in den kommenden mehr als dreieinhalb Jahren darum, den Konzern in einem sehr herausfordernden Umfeld erfolgreich weiterzuentwickeln. Dabei müsse Bayer die Auswirkungen der Corona-Krise bewältigen und die Weichen für profitables Wachstum nach Ablauf der Patente wichtiger Pharma-Produkte stellen. Zudem gelte es, die führende Position des Agrarchemiegeschäfts auszubauen, das Wachstum der Sparte Consumer Health zu beschleunigen und die Effizienz- und Strukturprogramme konsequent fortzusetzen.
dpa-AFX