Immer noch kämpft der Agrarchemie- und Pharma-Konzern in den USA mit den Nachwirkungen der Glyphosat-Klagen. Vielleicht auch, um das Image aufzupolieren will Bayer dort nun sehr viel Geld in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente investieren. Den Aktienkurs von Bayer stabilisiert das, während das Umfeld schwächelt.
Bayer will in diesem Jahr eine Milliarde Dollar für die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente in den USA ausgeben. Bis Ende dieses Jahrzehnts wolle das Unternehmen so seinen Umsatz in den USA verdoppeln, sagte der Leiter des Pharmageschäfts von Bayer in Nord- und Südamerika, Sebastian Guth, der Nachrichtenagentur Reuters.
Künftig wolle Bayer die vom Unternehmen eigenständig entwickelten Medikamente selbst in den USA verkaufen, anstatt wie in der Vergangenheit Partnerschaften mit US-Unternehmen einzugehen, bekräftigte Guth.
Chance auf Verdoppelung des US-Umsatzes
Bayer hatte vor kurzem die Prognose für das Spitzenumsatzpotenzial seiner vielversprechendsten Blockbuster-Medikamenten-Kandidaten auf mehr als zwölf Milliarden Euro angehoben – Guth erwartet, dass mehr als die Hälfte dieser Verkäufe aus den USA stammen werden. "Wenn man sich anschaut, was wir in den USA vor uns haben, sehe ich eine sehr reale Chance, dieses Geschäft zu verdoppeln."
Die Anfang März vorgelegten Jahreszahlen enttäuschten allerdings die Börsianer. Der eigentlich als weniger zinssensibel geltende Pharma-Wert rutschte auf etwa 56 Euro ab, nachdem die Bayer-Aktie zuvor bereits zeitweilig deutlich über der 60-Euro-Marke notierte. Der Ausblick mit weniger schwungvollen Geschäften im laufenden Jahr enttäuschte. Auch die angekündigte Dividenden-Erhöhung tröstete wenig.
Charttechnisch ist die Bayer-Welt trotz des Kursabtauchers am Freitag-Vormittag im allgemein abgeschwächten Umfeld auf etwa 57 Euro noch in Ordnung. Ende Februar bildeten die gleitenden 50- und 200-Tage-Durchschnitte ein "Golden Cross", was meist ein Zeichen für mittelfristig weiter aufwärts tendierende Kurse ist. Dazu sollte die Kurs-Zone bei 55 bis 56 Euro nicht mehr nachhaltig unterschritten werden.
Einschätzungen zur Bayer-Aktie
Mehrere Analysten äußerten sich nach dem bescheidenen Jahres-Ausblick verhalten optimistisch (BÖRSE ONLINE berichtete). Die DZ Bank ist derweil zuversichtlich für die Bayer-Aktie gestimmt. Analyst Peter Spengler sieht einen fairen Wert von 75 Euro. Das bereinigte operative Ergebnis des Pharma- und Agrarchemie-Konzerns habe im Rahmen der Erwartungen gelegen, schriebSpengler in einer Studie vor zehn Tagen. Gleichwohl senkte der Experte seine Gewinnschätzungen für 2023.
Auch das US-Analysehaus Bernstein Research stutzte seine Gewinnschätzungen, bleibt aber bei der Einstufung "Outperform" und prognostiziert gar ein Kursziel von 94 Euro.
Neuer CEO könnte Pharma-Bereich weiter stärken
Anfang Juni wird Bill Anderson den wenig glücklosen Werner Baumann als Vorstandsvorsitzender ablösen. Der erfahrene Pharma-Manager hat das Zeug dazu, die Causa Glyphosat endlich nachhaltig in den Griff zu bekommen und Bayer neu zu beleben. Anleger können darauf setzen, dass dies gelingt.
BÖRSE ONLINE hält die Bayer-Aktie daher längerfristig für kaufenswert und hat ein erstes Kursziel von 80 Euro ausgegeben. Gelingt der Sprung über den Widerstand bei 59,40 Euro, wäre die Aktie auch für Trader interessant.
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(Mit Material von Reuters und dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.
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