Das Pharmageschäft muss 2024 allerdings eine Delle hinnehmen, da Bayers Blockbuster-Arzneien mit Milliardenumsätzen - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - ihren Patentschutz verlieren. Auch die Glyphosat-Klagewelle in den USA, die sich der Konzern mit der milliardenschweren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt hatte, kann noch nicht zu den Akten gelegt werden. Zahlreiche neue Produkte sollen dem Agrargeschäft aber Schub geben.

"Wir beschleunigen jetzt die Transformation, die wir vor zwei Jahren begonnen haben", sagte Baumann. Er räumte ein, dass die Ziele, die auf dem letzten Kapitalmarkttag im Dezember 2018 ausgegeben wurden, nicht erreicht wurden. Dafür gebe es keine Ausreden, sagte der Manager. Vor allem mit der Entwicklung des Agrargeschäfts in Nordamerika, von dem der Konzern durch Monsanto stärker abhängt, sei er nicht zufrieden. Bayer wolle sich deshalb nun auf eine Verstärkung seines Produktangebots konzentrieren.

"Wir haben große Fortschritte in der digitalen Landwirtschaft und bei den jüngsten Zulassungen für Mais, Soja und Baumwolle gemacht. Beides trägt zum stärkeren Wachstum bei", sagte Baumann. Im Bereich Pflanzenschutz plant Bayer acht neue Formulierungen pro Jahr. Nach 2021 sind zahlreiche neue Produkte geplant, "darunter jährlich mehrere hundert neue Sorten bei Mais, Soja und Gemüse." Noch länger in der Schwebe hängt allerdings ein wichtiger Teil des Glyphosat-Vergleichs.

Bayer hatte im Februar eine neue Einigung mit Klägeranwälten erzielt, bei der es um die Handhabung möglicher künftiger Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters geht. Der zuständige Richter Vince Chhabria muss dieser noch grünes Licht geben, Baumann rechnet damit nun aber erst gegen Ende des zweiten Quartals. Denn eine für den 31. März geplante Anhörung verschiebt sich auf den 12. Mai, da es Einwände von Kanzleien gegen die Einigung gab.

BAYER HAT NEUE BLOCKBUSTER IM KÖCHER


Für die Rendite des Agrargeschäfts geht es trotz des juristischen Gegenwinds aufwärts: Bis 2024 peilt Baumann eine bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von 27 bis 29 Prozent an nach gut 24 Prozent im vergangenen Jahr. Im Pharmageschäften drücken die Patentabläufe indes auf die Rendite. Sie soll bis 2024 über 30 (2020: knapp 35) Prozent liegen. Pharmachef Stefan Oelrich hat aber neue Blockbuster-Medikamente im Köcher, von denen er sich ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als drei Milliarden Euro verspricht. Große Hoffnungen setzt er zudem auf den Bereich der Zell- und Gentherapien, den Bayer zuletzt mit einigen Deals gestärkt hatte.

Dem einstigen Sorgenkind Consumer Health, das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten wie Bepanthen, gelang die Trendwende. "Bei Consumer Health geht es nun vor allem darum, die starke Wachstums- und Margenentwicklung der vergangenen 18 Monate zu verstetigen. Wir wollen nachhaltig stärker wachsen als der Markt und an der Spitze der Branche stehen", sagte Baumann. Dabei sollen auch Zukäufe helfen.

BAYER WILL AN DIVIDENDENPOLITIK FESTHALTEN


Bis 2024 strebt Bayer nun einen Umsatz von 43 bis 45 Milliarden Euro an. Die bereinigte operative Rendite soll sich auf rund 28 Prozent verbessern, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bis dahin zwischen 7,00 und 7,50 Euro erreichen. Die geplanten Zuwächse vergleichen sich mit einem Umsatz von 40 bis 41 Milliarden Euro, den Bayer für dieses Jahr erwartet - basierend auf den Wechselkursen zum Jahresende 2020. Noch Ende Februar war allerdings von etwa 41 Milliarden Euro Umsatz die Rede gewesen. Beim Ergebnis je Aktie peilt der Konzern auf dieser Basis in diesem Jahr 5,60 bis 5,80 Euro an, die operative Marge soll etwa 26 Prozent betragen.

Zur Stärkung der Ertragskraft soll auch das im September angekündigte Sparprogramm beitragen, von dem Baumann von 2024 an jährliche Einsparungen von mehr als 1,5 Milliarden Euro erwartet. Der frei verfügbare Mittelzufluss (Free Cash-Flow) soll sich bis 2024 auf rund fünf Milliarden verbessern, nachdem Bayer für dieses Jahr noch mit einem negativen Cash-Flow von bis zu vier Milliarden Euro rechnet. Das soll dem Konzern auch helfen, seine Dividendenpolitik beizubehalten: 30 bis 40 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie sollen an die Aktionäre gehen.

rtr