Dank der wirtschaftlichen Dynamik in ihren Ländern haben Asiens Bürger im Vergleich zu früheren Jahren deutlich mehr Geld zur Verfügung. Die Mittel fließen nicht nur in den Konsum, auch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen steigt. Zum einen leben die Menschen immer länger und benötigen daher auch mehr medizinische Versorgung - im Jahr 2050 werden in Asien bis zu einer Milliarde Menschen über 60 Jahre alt sein. Zum anderen ist der Aufholprozess nicht frei von Nebenwirkungen. Die Übernahme westlicher Arbeits-, Freizeit- und Essgewohnheiten macht zunehmend krank.
"In China leiden bereits 120 Millionen Menschen an Diabetes. Auch Herz-Kreislauf-Beschwerden und Fettleibigkeit nehmen deutlich zu", weiß Oliver Kubli, Manager des BB Adamant Asia Pacific Healthcare. Der 2017 von der Schweizer Gesellschaft Bellevue Asset Management aufgelegte Fonds investiert in Unternehmen, die ihren Sitz im asiatisch-pazifischen Raum haben oder dort überwiegend tätig sind. 300 Werte sind für den Manager interessant. 40 bis 50 Titel erfüllen die Kriterien für die Aufnahme ins Portfolio. Chinesische Firmen sind mit rund 40 Prozent gewichtet. Auf japanische Aktien entfallen 30, indische und südkoreanische Gesundheitswerte bringen es auf neun beziehungsweise acht Prozent.
"Chinesische Unternehmen wie etwa Sino Biopharmaceuticals sind vor allem auf den heimischen Markt konzentriert und sind daher von Handelssanktionen seitens der USA nicht betroffen", sagt Kubli. Sie seien zunehmend in der Lage, hochwertige Produkte zu erstellen. Das Know-how haben sich die Firmenchefs und Mitarbeiter nicht selten in westlichen Unternehmen erworben. Bisweilen arbeiten sie auch mit Firmen aus den Industriestaaten eng zusammen. So besteht eine Forschungskollaboration zwischen dem chinesischen Unternehmen Innovent und dem Schweizer Konzern Roche zur Entwicklung bispezifischer Antikörper zur Krebsimmunologie. "Auf dem Gebiet digitale Gesundheit oder Telemedizin sind chinesische Unternehmen oft schon weiter entwickelt als Unternehmen in den Industriestaaten", sagt Kubli. Zu den führenden Anbietern zählt etwa Alibaba Health, Tochter des Technologieunternehmens Alibaba. Die Aktie legte innerhalb eines Jahres um 196 Prozent zu.
Autarke Schlüsselindustrie
Allerdings sind chinesische Unternehmen in der Preisgestaltung nicht völlig frei. Peking will einen zu starken Anstieg der Gesundheitskosten verhindern. Mittel zur Förderung von Innovationen sind aber reichlich vorhanden. "Gesundheit zählt zu den Schlüsselindustrien, in denen China völlige Unabhängigkeit erreichen will", sagt Kubli. Trotz des ambitionierten Ziels mangelt es nicht an der notwendigen Vorsicht. Chinas Gesundheitsbehörden legen ähnlich strenge Maßstäbe bei der Zulassung eines Medikaments an wie die in Europa oder den USA.
Im Gegensatz zu chinesischen Firmen beliefern japanische Unternehmen den Weltmarkt. Daiichi Sankyo etwa zählt zu den führenden Herstellern von Krebstherapien. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von rund acht Milliarden Dollar. Im April dieses Jahres stellte Daichii Sankyo eine Taskforce zur Entwicklung einer Therapie gegen Covid-19 zusammen.
Bei der Beurteilung der Wirkstoffe, die von den Firmen entwickelten wurden, erhält Kubli Unterstützung von Medizinern und Pharmakologen aus dem Hause Bellevue. Die Kombination aus Investment- und Gesundheitsexpertise macht sich bezahlt. Innerhalb eines Jahres hat der Fonds um 48 Prozent zugelegt. Angesichts der gestiegenen Bewertungen will Kubli vermehrte Schwankungen in den kommenden Monaten nicht ausschließen. Der langfristige Trend zeige jedoch klar nach oben.