Vor Steuern stand ein Gewinn von 158 Millionen Euro zu Buche, das war deutlich mehr als Analysten vorhergesagt hatten. Vorstandschef Christian Sewing hält trotz der wieder steigenden Unsicherheiten in der Pandemie an seinem Ziel fest, im Gesamtjahr zumindest vor Steuern in den schwarzen Zahlen zu bleiben.
"Unsere Entscheidung, die Deutsche Bank auf ihre Stärken zu konzentrieren, zahlt sich aus", schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. "Die Früchte dieses Umbaus werden mehr und mehr sichtbar." Die Risikovorsorge für faule Kredite stieg im zweiten Quartal zwar um 600 Millionen auf 761 Millionen Euro, sie habe damit aber ihren Höhepunkt erreicht, bekräftigte Sewing. Zudem stellte er "unveränderte" Erträge für 2020 in Aussicht, nachdem er bislang von einem "leichten Rückgang" ausging.
Europäische Wettbewerber wie die britische Barclays und die spanische Santander haben deutlich mehr mit der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu kämpfen als die Deutsche Bank. Die Institute mussten im vergangenen Quartal teils mehrere Milliarden Euro an Risikovorsorge verkraften, ihre Gewinne brachen ein. Santander wies einen Rekordverlust von 11,1 Milliarden Euro aus.
"Es scheint als ob die Deutsche Bank dem Tod von der Schippe gesprungen ist", sagte Analyst Octavio Marenzi vom Vermögensverwalter Opimas. Mit dem Investmentbanking habe sie eine schwächere Entwicklung im Privatkundengeschäft ausgleichen können. Allerdings sei fraglich, ob diese Entwicklung anhalte. Auch die Ratingagentur Moody's fand lobende Worte. Die Bank habe Fortschritte gemacht bei ihrem Umbau, erklärte Analyst Michael Rohr. Sie habe die Erträge gesteigert und die Kosten im Griff. "Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die Deutsche Bank durch die Umstrukturierung widerstandsfähiger geworden ist, um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu überstehen." Die Aktien legten zeitweise zwei Prozent zu, rutschten dann aber ins Minus.
GESCHÄFT MIT PRIVAT- UND FIRMENKUNDEN ZEIGT SCHWÄCHEN
Finanzchef James von Moltke räumte ein, dass sich die Lage in den kommenden Monaten an den Kapitalmärkten voraussichtlich wieder eintrüben werde. Die Erträge im Investmentbanking würden sich normalisieren. Im vergangenen Quartal waren die Erlöse in der Sparte, die im Zuge des Umbaus verkleinert wurde, um fast die Hälfte auf 2,7 Milliarden Euro in die Höhe gesprungen. Wie die meisten US-Banken profitierten die Frankfurter von einem florierenden Handel mit Anleihen, Währungs- und Zinsprodukten. Wegen der Corona-Krise hatten Kunden mehr Beratungsbedarf und waren aktiver an den Kapitalmärkten.
In der Privatkundenbank kämpfte die Deutsche Bank dagegen mit den Folgen der Pandemie in Spanien und Italien sowie den anhaltend niedrigen Zinsen. Auch das Geschäft mit Firmenkunden schwächelte. Ohne Erstattungen für Kreditausfälle und Maßnahmen zur Portfoliosteuerung seien die Erträge hier im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht zurückgegangen, hieß es.
Konzernweit steigerte die Deutsche Bank ihre Erlöse um ein Prozent auf 6,29 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 6,1 Milliarden Euro gerechnet. Unter dem Strich, also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen, war die Bilanz des Geldhauses mit 77 Millionen Euro nach wie vor negativ. Im Vorjahresquartal stand wegen des Umbaus noch ein Nettoverlust von mehr als drei Milliarden Euro zu Buche.
rtr