von Sven Krause, Leiter Aktienfondsmanagement bei der LBB-INVEST
Der Markt für Wachstumstitel ist gespalten. So boomen beispielsweise
Social-Media-Aktien. Diese sind jedoch ambitioniert
bewertet; manche Gesellschaften schreiben sogar
Verluste. Einige Marktteilnehmer akzeptieren dies zurzeit. Sie
messen diese Unternehmen mehr am Umsatzwachstum oder
sogar an Nutzerzahlen und weniger an den Erträgen. Die Gewinne
werden sich mit zunehmender geschäftlicher Expansion schon
einstellen, so die Erwartung. Spontan fühlt man sich an die Jahrtausendwende
erinnert. Damals legten die Investoren ähnliche
Bewertungskriterien zugrunde - und wurden herb enttäuscht.
Das Gegenstück sind etablierte Konzerne mit erprobten Geschäftsmodellen,
einer breiten Kundenbasis und teilweise oligopolistischer
Marktstellung. Die Namen sind bekannt: Apple,
Microsoft,
Google, IBM, SAP und einige andere große IT-Konzerne
gehören dazu. Auch ihre Kurse befinden sich im Steigflug. Der Unterschied
zu den Newcomern: Die Marktführer behaupten sich
teilweise bereits seit Jahrzehnten. Sie generieren Milliardenumsätze,
haben eine starke Marke aufgebaut, zahlen respektable
Dividenden und verfügen über Unmengen Cash. Mit 2015er-KGVs
von zwölf bis 16 sind sie zudem kaum höher bewertet als der
Gesamtmarkt.
Warum also nicht hier investieren? Manche Privatanleger lassen
die ertragsstarken Technologieunternehmen jedoch links liegen
und steigen lieber bei den vermeintlichen Überfliegern ein. Als
Investoren versprechen sie sich schnelle Gewinne, werden aber
vermutlich verlieren. Denn die Erfahrungen aus vergangenen
Haussen zeigen, dass nur ein Bruchteil der damals an den Start
gegangenen jungen Companys reüssierte. Schwächt sich bei
einem Hoffnungsträger nur das Umsatzwachstum ab, folgen
prompt massive Kurseinbrüche. Versuche, die zwei oder drei
"richtigen" Papiere zu erwischen, haben daher mit langfristigem
Investieren nichts zu tun.
Auf Seite 2: Warum Growth-Titel attraktiv bleiben
Das riskanteste aller Wachstumssegmente sollte institutionellen
Aggressive-Growth-Investoren vorbehalten bleiben, die sehr
schnell auf Stimmungsumschwünge reagieren. Zu bedenken ist
auch, dass nach den Börsenerfolgen von Facebook & Co längst
Nachahmer um das Kapital der Börse werben. Bei ihnen ist die
Fallhöhe hoch, sollten sich die bisweilen optimistischen Prognosen
aus den Zulassungsprospekten nicht erfüllen.
Junge Internetunternehmen weisen derzeit also ein eher unvorteilhaftes
Chance-Risiko-Verhältnis auf. An der grundsätzlichen
Attraktivität von Growth-Titeln ändert dies jedoch nichts. Für uns
sind diese Unternehmen ein Kauf, wenn sie gleichzeitig eine niedrige
Bewertung und ein hohes Gewinnwachstum aufweisen. Darüber
hinaus berücksichtigen wir auch klassische Qualitätskennziffern
wie Eigenkapitalverzinsung und Verschuldung der Unternehmen.
Sind diese Daten nicht zufriedenstellend, sehen wir uns
nach aussichtsreicheren Titeln um.
Auf Seite 3: Welcher Strategie Sie folgen können
Den oben beschriebenen Investmentstil nennen wir Quality
Growth. Auf Qualitätsaktien zu setzen zahlt sich vor allem langfristig
aus. Wer in der Vergangenheit Unternehmen mit einer
überzeugenden Historie und Bewertungsvorteilen erwarb, erwischte
sicherlich keine Wertpapiere, die sich innerhalb von
sechs Monaten verdoppelten. Allerdings überstanden die meisten
Branchenführer aus dem Technologiesektor die vergangenen
beiden Rezessionen letztendlich unbeschadet und setzten ihren
Siegeszug fort. Der Börsenwert einiger Titel erklomm in diesem
Jahr sogar neue Rekordmarken. Die in der Zwischenzeit gezahlten
Dividenden, die bei etablierten Wachstumsunternehmen
mittlerweile zum guten Ton gehören, vergrößerten den Anlageerfolg
zusätzlich. Mein persönlicher Rat: Überlassen Sie das Spekulieren
anderen. Setzen Sie im Wachstumssegment stattdessen
auf preisgünstige Qualitätsaktien, die auch künftig so schnell
nichts umwirft.
Sven Krause
Krause leitet seit dem Jahr 2007 das Aktienfondsmanagement
der LBB-INVEST. Er verfolgt einen wachstumsorientierten
Investmentstil.
Zu den von ihm gemanagten Fonds zählen
unter anderem der Deutschland-Invest und der international
anlegende
WachstumGlobal-
Invest. Die LBB-INVEST ist eine
100-prozentige Tochtergesellschaft der DekaBank und betreut
derzeit ein Anlagevolumen von gut zehn Milliarden Euro.