Der Konsumgüter-Konzern Beiersdorf konnte im Sommer überraschend gute Geschäfte verbuchen. Daraufhin hebt der Dax-Konzern nun seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr deutlich an. Die Aktie – im laufenden Jahr einer der wenigen Gewinner im Leitindex – rutscht jedoch ans Ende der Tagesperformer. Sell on good News?
Dank einer weiterhin robusten Geschäftsentwicklung wird der Beiersdorf-Konzern optimistischer und erhöht seine Umsatzprognose. Für 2022 werde nun mit einem organischen Wachstum in einer Spanne von neun bis zehn Prozent gerechnet, teilten die Hamburger mit. Ausgeklammert sind darin Währungs- und Portfolio-Effekte. Bisher war Beiersdorf von einem Umsatzplus von bis zu sechs Prozent ausgegangen.
Wegen des anhaltenden Kostendrucks bleibt der Ergebnisausblick allerdings 'nur' bestehen. Die operative Rendite ohne Sondereffekte werde auf dem Niveau des
Vorjahres von 13 Prozent liegen. In den ersten neun Monaten legten die
Erlöse organisch um elf Prozent auf 6,7 Milliarden Euro zu. Gewinnzahlen
veröffentlicht Beiersdorf nur zum Halbjahr und Gesamtjahr.
Schwächeres viertes Quartal bereits impliziert
In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um 16,9 Prozent auf 6,7
Milliarden Euro. Dabei wirkten sich auch Währungseffekte günstig aus.
Organisch lag das Plus bei 11,1 Prozent. Damit beschleunigte sich das
Wachstum im dritten Quartal mit einem organischen Plus von 12,3 Prozent,
nachdem im ersten Halbjahr noch plus 10,5 Prozent zu Buche standen. "Im
dritten Quartal haben wir die starke Wachstumsdynamik des ersten
Halbjahres beibehalten und erzielten zweistellige Wachstumsraten auf
breiter Basis", kommentierte Konzernchef Vincent Warnery.
Die neue Prognose impliziert dabei eine sich abschwächende Entwicklung im Schlussabschnitt. Beiersdorf sei sich der wirtschaftlichen Unsicherheiten im vierten Quartal bewusst, erläuterte Warnery.
Amerika-Geschäft brummt
Das Unternehmen profitierte Im dritten Quartal vor allem von einer guten Nachfrage seiner Hautpflege-Produkte – insbesondere in der Dermatologie – sowie Preiserhöhungen. Die anhaltend starke Entwicklung bei Derma-Produkten wie Eucerin oder Aquaphor sowie Nivea ist insbesondere auf ein starkes Wachstum in der Region Amerika zurückzuführen. In Westeuropa habe sich die Dynamik hingegen zuletzt etwas abgeschwächt, bemerkte Warnery. Die Luxuspflege-Marke La Prairie erholte sich im dritten Quartal nach den Beeinträchtigungen durch die Teillockdowns in China in den ersten sechs Monaten. In dem für die Marke wichtigen chinesischen Markt konnte La Prairie im dritten Quartal um 41 Prozent zulegen. Aber auch die zuletzt hinterher hinkende Klebstoff-Sparte Tesa konnte ihr Wachstum beschleunigen.
Das Quartal sei auf Umsatzebene besser als gedacht ausgefallen, notierte JPMorgan-Analystin Celine Pannuti. Beide Sparten hätten sich stark entwickelt. Die Anhebung des Ausblicks sei bereits erwartet worden. Auch Emma Letheren von der kanadischen Bank RBC sieht die Erhöhung schon eingepreist: Das neue Unternehmensziel liege bereits auf Höhe der Markterwartung.
Die im September in den Leitindex Dax zurück gekehrte Beiersdorf-Aktie kann daher auch nicht profitieren und bis zum Mittag als Index-Schlusslicht zeitweise um 2,6 Prozent nach.
Einschätzung zur Beiersdorf-Aktie
Der Blick auf den Beiersdorf-Chart zeigt zwar eine insgesamt positive Entwicklung im laufenden Jahr. Doch die Seitwärtsbewegung seit Juli ist für Aktionäre wenig spektakulär. Erst ein deutlicher Ausbruch über die 50-Tage-Linie bei 101,34 Euro beziehungsweise über die bisherigen Jahreshöhen bei 106 Euro hinaus, würde neues Aufwärtspotenzial öffnen. BÖRSE ONLINE hält die Beiersdorf-Aktie für kaufenswert und hat ein Kursziel von 112 Euro ausgegeben. Eine Stop-Loss-Order sollte bei 82 Euro platziert werden.