Am deutschen Aktienmarkt setzt sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre in diesem Jahr bisher nicht fort. DAX & Co. weisen verglichen mit dem Stand Ende 2014 inzwischen sogar Verluste auf. Und nach den jüngsten Einbußen spricht charttechnisch eher wenig für einen baldigen Ausbruch aus der zuletzt gültigen breiten Seitwärtsrange.
Wer in diesem Umfeld Gewinne mit Aktien erzielen will, der muss bei der Titelauswahl ein glückliches Händchen beweisen. Denn wenn die Story stimmt, dann können sich ausgewählte Einzelwerte natürlich immer gegen einen allgemeinen Seitwärts- oder sogar einen Abwärtstrend stemmen. Das gilt insbesondere für Aktien, bei denen sich ein positiver Kurskatalysator und positive Unternehmensnachrichten abzeichnen.
Die Analysten der Deutschen Bank rund um Head of Research Andreas Neubauer glauben solche Aktien auf dem deutschen Kurszettel gefunden zu haben. Zumindest haben sie für den Monat Oktober fünf ausgewählte deutsche Titel auf das Favoritenschild gehievt. Auf den nachfolgenden Seiten werden diese Werte vorgestellt, die zu den Kurszielen der Deutschen Bank ein Potenzial von 32 Prozent bis 75 Prozent aufweisen.
Deutsche Bank Oktober-Favorit Nummer eins: Continental AG (WKN: 543900, 147,10 Euro)
Der erste Kandidat auf der Oktober-Favoritenliste der Deutschen Bank ist die Continental AG. Charttechnisch betrachtet macht der Titel allerdings derzeit wie der Gesamtmarkt nicht den allerbesten Eindruck. Sollte sich das Unterschreiten der Marke von 150 Euro als nachhaltig erweisen, wäre jedenfalls eine wichtige Unterstützung gefallen. Die jüngste Kursschwäche ist auch deswegen bedenklich, weil der Autozulieferer selbst nach einem Gewinnplus im zweiten Quartal noch optimistischer auf das Gesamtjahr geblickt hat. Die Ergebnisprognose hob der Dax-Konzern damals bei der Zahlenvorlage noch einmal an. Beim Free Cashflow vor Akquisitionen rechnet der Vorstand aufgrund der guten Entwicklung im ersten Halbjahr nunmehr mit mehr als 1,5 Milliarden Euro, nach mehr als 1,2 Milliarden Euro im Vorjahr.
Die Notierungen standen zuletzt dennoch unter Druck, weil die Marktteilnehmer die europäische Autobranche als Verlierer der Russland-Sanktionen einstuft und sich allgemein etwas Sorgen um die Aussichten der Automobilbranche macht. Doch bei der Deutschen Bank geht Analyst Tim Rokossa, dass sich die beiden Hauptgeschäftsbereiche weiterhin gut entwickeln werden. Der Bereich Auto-Zulieferung sollte von Trends wie Abgasreduzierung, verschärfte Sicherheitsvorschriften, mehr Infotainment sowie einem zunehmenden Einsatz von Elektronik in den Fahrzeugen profitieren. Das Reifensegment dürfte dank bestehender Wettbewerbsvorteile ein verlässlicher Gewinnbringer bleiben.
Auf Basis der hauseigenen Gewinnschätzungen von 13,81 Euro je Aktie für 2015 wird das KGV hier auf 10,7 beziffert und das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf rund 1,8. Die im kommenden Jahr voraussichtlich erwirtschaftete Eigenkapitalrendite wird mit 18,4 Prozent angegeben. Bei der Dividende werden für 2014 und 2015 Erhöhung auf 3,50 und 4,00 Euro je Aktie erwartet. Daraus errechnen sich Dividendenrenditen von 2,37 Prozent und von 2,7 Prozent. Das Kursziel beträgt hier 195 Euro, woraus sich gemessen an der aktuellen Notiz ein theoretisches Potenzial von 32,2 Prozent ergibt.
Deutsche Bank Oktober-Favorit Nummer zwei: Klöckner & Co. SE (WKN: KC0100, 9,82 Euro)
Etwas höher als bei Continental liegt nach den Verlusten der vergangenen Tage das theoretische Kurspotenzial beim zweiten Deutschen Bank-Aktienfavoriten für Oktober. Konkret geht es dabei um Klöckner & Co. SE. Europas größtem Herstellerunabhängigen Stahlhändler wird ein Kursziel von 13,50 Euro zugebilligt, woraus sich im Idealfall ein Aufwärtspotenzial von 36,9 Prozent errechnet.
Der MDAX-Vertreter wird von Analyst Matthias Pfeifenberger als Kauf eingestuft, weil der in einem langfristigen Seitwärtstrend steckende Titel im Vergleich zum Gesamtmarkt in den beiden vergangenen Jahren deutlich hinterherhinkte, das Unternehmen gleichzeitig aber viele Hausaufgaben abgearbeitet hat. Die ergriffenen Umstrukturierungsmaßnahmen umfassten dabei einen Arbeitsplatzabbau, Kosteneinsparungen, den Verkauf von margenschwachen Geschäften und einen Abbau der Verschuldung. Dank dieser Fitness-Maßnahmen wird Klöckner von einem Konjunkturaufschwung deutlich profitieren.
Allerdings hat Klöckner-Vorstandschef Gisbert Rühl zu Monatsbeginn die Entwicklung der Stahlnachfrage in Europa wegen einem Stimmungsumschwung in der Wirtschaft etwas pessimistischer als zuletzt beurteilt. Dafür sieht es auf dem wichtigen US-Markt positiv aus und Rühl sieht Klöckner vor diesem Hintergrund nach wie vor auf einem guten Weg, das Profitabilitätsziel zu erreichen, das darin besteht, die bereinigte EBITDA-Marge von zwei Prozent im Jahr 2013 auf fünf Prozent im Jahr 2017 zu steigern.
Bei der Eigenkapitalrendite kalkuliert die Deutsche Bank für 2015 mit einem Wert von 4,8 Prozent. Beim Gewinn je Aktie wird mit einem Dreh ins Plus gerechnet. Konkret sollen 0,25 Euro je Aktie herausspringen und 2015 sollen es dann 0,70 Euro werden. Für das kommende Jahr würde sich das KGV auf dieser Basis bei 14,1 bewegen. Die Relation Kurs-Buchwert bewegt sich für 2015 demnach bei 0,7, was günstig erscheint und es wird zudem für das Geschäftsjahr 2014 auch mit einer Wiederaufnahme der Ausschüttung gerechnet. Bei erwarteten Dividendensatz von 0,25 Euro je Aktie würde sich eine Rendite von 2,53 Prozent ergeben.
Deutsche Bank Oktober-Favorit Nummer drei: XING AG (WKN: XNG888, 80,45 Euro)
In einer ähnlichen Größenordnung wie die beiden zuerst vorgestellten Titel sieht die Deutsche Bank in Sachen Kurspotenzial auch den dritten Oktober-Favoriten. Das Kursziel der XING AG wird mit 110 Euro angegeben, woraus sich ein Potenzial von 34,9 Prozent ergibt.
Obwohl wachstumsstark, hat auch das Karriere-Netzwerk in diesem Jahr Probleme, weiteres Aufwärtspotenzial beim Aktienkurs zu erschließen. Obwohl der Umsatz im ersten Halbjahr um 16 Prozent auf 47,1 Millionen Euro gestiegen ist, tritt der Kurs per Saldo auf der Stelle. Der nach sechs Monaten ausgewiesene Nettogewinn liest sich mit einem Rückgang von 4,69 Millionen auf 3,81 Millionen Euro zwar nicht so toll, aber das war wegen Sondereffekten aus dem Kauf des Arbeitsgeberportals Kununu auch weitgehend so erwartet worden.
Positiv war aber, dass das Online-Netzwerk mit Mitgliederzahl um 456.000 auf mehr als 14 Millionen Nutzer erhöhen könnte und somit das höchste Wachstum seit sechs Jahren verbuchte. Außerdem wird nach wie vor für den Zeitraum 2012 bis 2016 eine Verdoppelung der Erträge angestrebt. Deutsche Bank-Analyst Benjamin Kohnke beurteilt dabei sowohl die Aussichten im Premiumgeschäft positiv, bei dem die Mitglieder mehr Geld für Zusatzfunktionen bezahlen als auch den Bereich E-Recruiting, bei dem sich Arbeitgeber potenziellen Jobinteressenten vorstellen.
Was Kohnke gefällt, ist die gute Skalierbarkeit der Erträge sowie die Fähigkeit des Unternehmens, einen hohen Cash Flow zu generieren. Obwohl zuletzt 23 Millionen an Dividenden gezahlt worden seien, habe bei einem Börsenwert von 456,54 Millionen Euro die Nettobarmittel-Position Ende Juni immer noch hohe 50,9 Millionen Euro betragen. Für 2015 taxiert Kohnke die Eigenkapitalrendite auf hohe 35,7 Prozent, beim Gewinn je Aktie rechnet er außerdem in diesem Jahr mit 2,61 Euro je Aktie nach 1,99 Euro und für das kommende Jahr dann mit 3,18 Euro. Für 2015 ergibt sich daraus ein KGV von 25,6.
Deutsche Bank Oktober-Favorit Nummer vier: Heidelberger Druckmaschinen AG (WKN: 731400, 1,99 Euro)
Während Xing eine Wachstumsstory ist, handelt es sich bei Heidelberger Druckmaschinen AG wieder um eine waschechte Restrukturierungswette. Dem Aktienkurs nach zu urteilen, hat der Glaube der Börsianer an einen Erfolg der Umbauarbeiten zuletzt aber wieder nachgelassen, zumindest hat der Aktienkurs nach einem Zwischenhoch in diesem Jahr wieder an Boden verloren. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Restrukturierung noch schon fünf Jahre hinzieht.
Auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2014/15 hielt die Umsatzschwäche bei dem Druckmaschinenhersteller mit einem Minus von 14 Prozent auf 435 Millionen Euro weiter an. Aber wenigsten ist es dem SDAX-Vertreter gelungen, operativ schwarze Zahlen zu schreiben. Übersehen werden darf dabei aber nicht der unter dem Strich angefallen Verlusts von 34 Millionen Euro nach 38 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Nachdem es im abgelaufenen Geschäftsjahr gelungen war, erstmals seit Jahren wieder einen kleinen Gewinn zu erwirtschaften, soll im laufenden Geschäftsjahr eine weitere Steigerung der operativen Profitabilität erreicht werden.
Geht es nach Deutsche Bank-Analyst Adrian Rott, dann wird das Erholungspotenzial beim Weltmarktführer HeidelDruck (Marktanteil bei mehr als 40 Prozent) noch immer unterschätzt. Zumindest gelte dies dann, wenn man sich auf das Stammgeschäft konzentriere und anders als in der Vergangenheit weitere teure Expansionsversuche im Digital-Bereich unterlasse. Vertrauen hat Rott dabei in den Vorstandsvorsitzenden Gerold Linzbach, auch weil diese in der Vergangenheit seine Fähigkeiten als Sanierer bereits erfolgreich unter Beweis gestellt habe.
Beim Gewinn je Aktie rechnet die Deutsche Bank für 2014 nur mit einer kleinen Verbesserung von 0,05 Euro auf 0,06 Euro. 2015 soll es dann aber zu einem Ergebnissprung auf 0,32 Euro kommen. Auf dieser Basis ergibt sich ein niedriges KGV von 6,69. Mit einer Dividendenzahlung wird bis auf weiteres allerdings nicht gerechnet. Das Kursziel hat Rott unlängst zwar von 3,30 Euro auf 3,10 Euro gesenkt. Daraus errechnet sich rein theoretisch aber immer noch ein Kurspotenzial von 44,9 Prozent.
Deutsche Bank Oktober-Favorit Nummer fünf: Osram Licht AG (WKN: LED400, 28,81 Euro)
Zu größten Kracher unter den Oktober-Favoriten der Deutschen Bank könnte sich die Aktie der Osram Licht AG entwickeln. Zumindest dann, wenn das Kursziel von 51 Euro erreicht werden sollte. Denn das wäre dann ausgehend von der aktuellen Notiz gleichbedeutend mit einem Anstieg von 75,3 Prozent. Allerdings haben die meisten anderen Marktteilnehmer offenbar noch ihre Zweifel, ob der Münchener Lichtkonzern dieses Potenzial tatsächlich erschließen kann. Nach einer Gewinnwarnung hat der Kurs seit März erheblich an Wert verloren und aktuell versucht der Kurs noch ein Abrutschen auf neue Jahrestiefs zu vermeiden.
Die Zweifel der Anleger haben mit dem grundlegenden Technologiewandel in der Lichtbranche zu tun, der über die damit verbundenen Geschäftseinbußen im traditionellen Geschäft der Allgemeinbeleuchtung nicht nur Osram sondern auch anderen Sektor-Vertretern zusetzt. Weil der Wandel so rasant verläuft, war die abgespaltene Siemens-Tochter Ende Juli gezwungen, ein weiteres Restrukturierungsprogramm aufzulegen, das bis zum Ende des Geschäftsjahres 2017 rund 260 Millionen Euro an Einsparungen bringen soll und dem etwa 1.700 Beschäftigte in Deutschland zum Opfer fallen dürften.
Deutsche Bank-Analyst Uwe Schupp sieht Osram dank der ergriffenen Maßnahmen aber auf einem guten weg und in vielen Bereichen inzwischen auf besser aufgestellt als der größte Konkurrent Philips. Der Vorstand habe jedenfalls begriffen, dass man den Herausforderungen aktiv begegnen muss Die Ernennung eines neuen Vorstandschefs könnte sich als positiver Kurskatalysator erweisen, insbesondere falls dieser eine Aufspaltung des Unternehmens in zwei getrennte Geschäftseinheiten beschließen sollte.
Momentan sehen die Zahlen von Schupp einen Gewinnanstieg von 2,25 Euro auf 2,76 Euro in diesem Jahr und auf 2,95 Euro im kommenden Jahr vor. Für 2015 würde sich das KGV damit bei moderaten 9,86 bewegen. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis wird nur bei knapp über eins gesehen. Was die Ausschüttung angeht, so wird diese für dieses und das kommende Geschäftsjahr auf 0,73 und 1,03 Euro je Aktie taxiert. Das wäre gleichbedeutend mit Renditen von 2,5 Prozent und 3,54 Prozent.