Sehr selbstsicher ist er im Dezember letzten Jahres gestartet, der Berenberg-1590-Aktien Mittelstand. Doch dann lief er direkt in die verhagelte Börsenphase zu Jahresbeginn und sackte im Wert von über 100 auf unter 85 Euro ab. Die anschließende Erholung brachte den Anteilswert wieder an die 100-Euro-Linie heran, um im Juni erneut auf 95 Euro zurückzufallen. Anlegern führte das drastisch vor Augen, was volatile Märkte bedeuten: die Möglichkeit spürbarer Wertverluste ebenso wie rasche Aufholmanöver. Klar ist, wer solche Bewegungen nicht aushält, sollte keine Aktien respektive Aktienfonds kaufen.
Allerdings gibt es nicht wirklich Alternativen. Denn nicht nur der Mittelstandsfonds aus dem Hause Berenberg hat im Juni nachgegeben, auch die Renditen erstklassiger Zinspapiere sind in den Keller gerutscht. Bestes Beispiel sind die überaus beliebten zehnjährigen Bundesanleihen, die Anfang Juni ebenfalls in den Minusbereich absackten, wie zuvor schon die Bundespapiere mit kürzeren Restlaufzeiten. Anleger müssen faktisch dafür zahlen, Bundesanleihen im Depot zu haben. Eine verkehrte Welt, deren Entwicklung aber offenbar nicht aufzuhalten ist, denn es werden unverdrossen weiter Bundesanleihen und ähnliche Papiere geordert.
Nicht wenige sehen ihr Heil inzwischen darin, das frei verfügbare Kapital einfach auf dem Girokonto zu belassen, oder es aufs Sparbuch zu legen. Ok, dafür müssen sie zumindest derzeit noch keine Strafzinsen zahlen. Aber ob das auf Dauer so bleiben wird, steht angesichts der Ernsthaftigkeit, mit der die EZB die Zinsen nach unten drückt, abzuwarten. Ganz sicher ist aber, dass die Anleger mit Girokonto oder Sparbuch nichts verdienen.
Eine echte Renditechance bieten hingegen Aktieninvestments wie eben jener Berenberg-1590-Aktien Mittelstandsfonds, der sich auf "börsennotierte mittelständische Unternehmen" konzentriert, wie Fondsmanager Ingo Koczwara betont. "Mit diesen Unternehmen war in den vergangenen zehn Jahren für Aktionäre mehr Geld zu verdienen als mit den großen Konzernen", erklärt er den Ausgangspunkt seines Fonds. Sein Maß der Dinge ist der MDAX, das Börsenbarometer, das die Kursentwicklung der mittelgroßen deutschen Aktienwerte widerspiegelt. Koczwara hat nachgerechnet und herausgefunden, dass in sieben von zehn Jahren der MDAX besser gelaufen ist als sein großer Bruder, der DAX, der die 30 größten deutschen Unternehmen umfasst.
Obwohl die Ergebnisse seit Jahresbeginn nicht gerade einladen, in den Fonds zu investieren, hat sich in der längeren Frist jedoch gezeigt, dass kleinere und mittelgroße Werte weniger stark im Kurs schwanken als die ganz Großen. "Viele Anleger denken, kleine Unternehmen sind volatiler als große, und halten sich deshalb von ihnen fern", weiß Koczwara aus Erfahrung. Doch das sei ein Trugschluss, denn gerade die großen Unternehmen würden deutlich größere Kursschwankungen aufweisen. Die Erklärung hierfür ist recht einleuchtend: "Die DAX-Konzerne sind die Spielbälle der großen Investoren", erklärt Koczwara. Deshalb würde ihre Kursentwicklung sehr stark von politischen und makroökonomischen Themen bestimmt - etwa die Sorgen um Chinas zukünftiges Wachstum, den möglichen Brexit oder andere politische Unsicherheiten.
Zudem würden insbesondere Großinvestoren Futures und Optionen nutzen, um ihre Portfolios wahlweise abzusichern oder gegebenenfalls zu hebeln, was sich ebenfalls auf die Kurse der Indextitel - in diesem Fall der DAX-Werte - auswirkt. Ein Effekt, den es für Unternehmen aus der zweiten Reihe nicht gibt, wie Fondsmanager Koczwara betont. Auch die Anfälligkeit bei "globalen Unsicherheitsfaktoren" sei deutlich geringer. Die Kurse kleiner und mittelgroßer Unternehmen würde vielmehr von der Geschäftstätigkeit, den Produkten, Umsatz und Ertrag abhängen. Idealerweise würden sie sich in einer Marktnische einnisten und könnten damit "über Jahre hinweg ein strukturelles Wachstum" erreichen. Und genau solche Unternehmen sucht Koczwara für seinen Fonds, insbesondere in Deutschland.
"Die deutsche Wirtschaft wächst", stellt er fest - und hält die derzeitige Lage für deutlich besser als die Stimmung. "Viele Unternehmen in unserem Fonds weisen ein zweistelliges Gewinnwachstum auf", berichtet Koczwara, beispielsweise weil sie auf strukturelle Wachstumstrends setzen, "wie die fortschreitende Technologisierung, die den Bedarf an Halbleitern weiter steigern wird." Ein anderes Beispiel ist der Bereich E-Commerce. Hier investiert Koczwara in Firmen, "die die Logistikkette bedienen und sich den damit verbundenen Herausforderungen erfolgreich stellen". Auch hält er es für einen Irrglauben, dass die deutsche Wirtschaft den Trend zur Digitalisierung verschlafen habe. Im Gegenteil gebe es etliche Firmen aus dem Bereich Internet oder Software-Entwicklungen, die weltweit führend seien.
Letztlich würden auch Übernahmeaktivitäten immer wieder für Kursphantasien sorgen. "Die Nebenwerteindizes gelten als eine Art Durchlauferhitzer", sagt er. "Entweder die Firmen wachsen aus eigener Kraft und steigen in den DAX auf, oder sie werden aufgekauft." In beiden Fällen ist mit Kurssteigerungen zu rechnen.
Für seinen Fonds sucht Koczwara gezielt nach solchen Unternehmen, nach sogenannten Hidden Champions, die noch nicht im Fokus der großen Anleger stehen. Sie sollten ein überzeugendes Geschäftsmodell mitbringen, eine gute Marktpositionierung sowie hohe Markteintrittsbarrieren für Konkurrenten. Um diese Firmen ausfindig zu machen, wurde bei Berenberg - im Gegensatz zu anderen Finanzhäusern - das Analyseteam aufgestockt, sodass 80 Analysten mit Schwerpunkt "Nebenwerte" daran arbeiten, Koczwara und seinem Fonds einen Informationsvorsprung zu verschaffen.
Fazit: Ingo Koczwara hat gezeigt, dass er in der Lage ist, attraktive Aktienwerte auszuwählen und mit seinem Fonds auch starke Rückschläge wieder aufzuholen. Das lässt optimistisch in die Zukunft schauen. Der Berenberg-1590-Aktien Mittelstand (die Zahl 1590 steht für das Gründungsjahr der Privatbank Berenberg) verlangt einen maximalen Ausgabeaufschlag von 5,5 Prozent, die laufenden jährlichen Kosten belasten den Fonds mit 1,90 Prozent. Ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die laufenden Erträge werden nicht ausgeschüttet, sondern regelmäßig reinvestiert (ISIN: DE000A14XN59).