Die Konjunktur entwickelt sich robust und das wichtigste Schwellenland zeigt einen immensen Hunger nach Metallen. Beispielsweise importierte das Land im September 93 Millionen Tonnen Eisenerz - die zweitgrößte Menge in einem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen. Zusammen mit der starken US-Wirtschaft schiebt diese Entwicklung die Metallpreise an (siehe "Auf einen Blick"). Zu den Nutznießern der skizzierten Gemengelage zählt BHP Billiton. Zwar schrumpfte die Produktion beim australisch-britischen Branchenschwergewicht im dritten Quartal in drei von fünf Geschäftsfeldern. Gleichwohl äußerte sich Konzernchef Andrew Mackenzie zuversichtlich: "Wir haben frühe Anzeichen dafür gesehen, dass die Märkte wieder ins Gleichgewicht kommen." Außerdem betonte er, dass die Preise für Eisenerz und Hüttenkohle zuletzt höher waren als erwartet. Dank strikter Kosteneinsparungen ist BHP Billiton gut für die Zukunft gewappnet. Mackenzie möchte den freien Cashflow im laufenden Geschäftsjahr mehr als verdoppeln. Geht seine Rechnung auf, dürfte die Kurserholung des Minenriesen weitergehen.
Eine Fortsetzung des Aufwärtstrends erwarten wir auch bei Rio Tinto. Vor Kurzem schraubte der Konzern die für 2016 erwartete Fördermenge bei Eisenerz leicht zurück. Dennoch dürfte der Preisaufschwung bei dem Stahlrohstoff voll auf die Zahlen des weltgrößten Produzenten durchschlagen. Schon jetzt macht sich die Schlankheitskur bezahlt: Gegenüber dem Niveau von 2012 hat Rio Tinto die Kosten um 6,8 Milliarden US-Dollar gesenkt. Laut Deutsche-Bank-Analystin Anna Mulholland hebt sich der Konzern mit den höchsten Barmittelzuflüssen von den anderen Branchengrößen ab.
Skandinavier mit globaler Präsenz
Ein weiterer aussichtsreicher Vertreter des Sektors kommt aus Norwegen. Gerade hat der Aluminiumproduzent Norsk Hydro Quartalszahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lagen. Bei dem für viele Industriezweige zentralen Metall decken die Skandinavier die gesamte Wertschöpfungskette ab. Ihr globales Netzwerk spannt sich vom Bauxitabbau in Brasilien über die Herstellung von Aluminiumwalzen im Rheinland bis zu Recyclingaktivitäten in Norwegen. Mit dem Zwischenbericht präsentierte Norsk Hydro einen aktualisierten Marktausblick. Darin geht der Konzern davon aus, dass die weltweite Aluminiumnachfrage 2016 um bis zu fünf Prozent steigt und damit das Angebot übertrifft. Zwar dürften die gestiegenen Preise dazu führen, dass neue Produktionsanlagen hochgefahren werden. Trotzdem rechnet Unternehmenschef Svein Richard Brandtzæg auch im kommenden Jahr nicht mit einem Überschuss.
Während die Norsk-Aktie dem Sektor 2016 mit einem Kursplus von 16 Prozent noch hinterherhinkt, verdient sich Arcelor-Mittal das Prädikat "Outperformer". Bis dato legte der Börsenwert des Stahl- und Minenkonzerns um fast 90 Prozent zu. Obwohl das Unternehmen für den Zeitraum Juli bis September den höchsten Quartalsgewinn seit 2014 meldete, zeigten sich Investoren enttäuscht. Grund: ArcelorMittal blieb leicht hinter den Erwartungen zurück und erwartet im Schlussquartal sinkende Margen. Konzernchef Lakshmi Mittal verweist auf die unerwartet stark steigenden Kosten für Kohle. Allerdings rechnet er damit, dass die Stahlpreise nachziehen und die Belastung entsprechend vorübergehend ist. Da ArcelorMittal zudem bei der Schuldentilgung Fortschritte macht, sehen wir den Kursrücksetzer als Einstiegschance.
Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass es sich bei den Aktien des Minensektors um sprichwörtlich "heiße Eisen" handelt. Wer sie anfasst, sollte Risikobereitschaft und ein positives Konjunkturszenario mitbringen.