Anleger reagierten mit einer gewissen Erleichterung: Die Lira baute ihre Kursgewinne aus, die sie im Vorfeld der Präsentation gemacht hatte.

Turkey has taken advantage of the United States for many years. They are now holding our wonderful Christian Pastor, who I must now ask to represent our Country as a great patriot hostage. We will pay nothing for the release of an innocent man, but we are cutting back on Turkey!

- Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 16. August 2018


Neues Ungemach droht der Regierung in Ankara aber aus den USA, weil im Streit um einen in der Türkei festgesetzten US-Pastor zusätzliche Sanktionen ins Gespräch gebracht wurden. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte, sein Land wolle keine Probleme mit den USA.

Albayrak habe genügend Zuversicht verbreitet, sagte Anlagestratege Richard Segal vom Vermögensverwalter Manulife. Die Frage sei allerdings, wie er seine Ziele - etwa eine einstellige Inflationsrate - erreichen könne. Andere Experten zeigten sich vor allem zufrieden mit der Absage des türkischen Finanzministers an Kapitalkontrollen.

Das Interesse an der Telefonkonferenz war mit rund 3000 Teilnehmern immens, die türkische Währungskrise hatte zuletzt die Märkte weltweit in Atem gehalten: Seit Jahresbeginn hat die Lira rund 40 Prozent zum Dollar verloren und fiel am Montag auf ein Rekordtief. Seitdem hat eine Erholung eingesetzt. Auch die milliardenschweren Investitionszusagen Katars stützten die Währung.

INSIDER: ERDOGAN SPRICHT MIT MACRON ÜBER BEZIEHUNGEN



Auf taube Ohren stößt Erdogan bislang mit seinen Aufrufen zum Umtausch von Fremdwährungen in heimische Lira. Lokale Investoren bauten in der Woche bis zum 10. August ihre Einlagen in ausländischen Devisen sogar um 0,8 Prozent auf 159,9 Milliarden Dollar aus, wie aus Daten der Zentralbank hervorgeht.

Zum Streit mit den USA erklärte Erdogans Schwiegersohn, viele Staaten seien mit US-Sanktionen konfrontiert. Die Türkei werde durch diese Phase zusammen mit Ländern wie Deutschland, Russland und China navigieren. Aus türkischen Präsidialamtskreisen verlautete, Erdogan habe mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über den Ausbau von Handelsbeziehungen gesprochen. Am 21. September wird Albayrak zudem zu einem Treffen mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz in Berlin erwartet.

Allerdings wurden die Beziehungen Deutschlands zur Türkei gerade durch eine weitere Verhaftung eines deutschen Staatsbürgers belastet. Der 46-jährige Hamburger wurde im kurdischen Teil der Türkei bei einem Besuch seiner Mutter festgenommen, wie Tagesschau.de unter Berufung auf den Anwalt des Mannes berichtete. Ihm werde vorgeworfen, sich kritisch über die türkische Regierung geäußert zu haben.

TRUMP: DIE TÜRKEI HAT SICH NICHT ALS GUTER FREUND GEZEIGT



Gerade am Donnerstag verschärfte sich für die Türkei abermals der Konflikt mit Washington. US-Finanzminister Steven Mnuchin erklärte, die Regierung habe bereits weitere Sanktionen gegen die Türkei vorbereitet, wenn der US-Pastor Andrew Brunson nicht bald freikomme. Türkische Ermittler werfen Brunson Verbindungen zu dem in den USA lebenden Geistlichen Fethullah Gülen vor, der nach Darstellung der Regierung in Ankara hinter dem Putschversuch vor zwei Jahren steckt. US-Präsident Donald Trump sagte mit Blick auf den US-Pastor, die Türkei habe einen "großartigen christlichen Pastor" in der Hand. Er sei ein unschuldiger Mann. "Sie (die Türkei) hat sich nicht als guter Freund gezeigt."

Der türkische Außenminister kritisierte das Verhalten der USA. "Wir können unsere Probleme mit den USA ganz leicht lösen, aber nicht mit dieser Einstellung", sagte er am Donnerstagabend vor Journalisten in Ankara.

rtr