König Fußball muss sich wohl keine Sorgen um seinen Thron machen: Platz 1 in der Rangliste der weltweit meistgesehenen Sportveranstaltungen ist für die Fußball-WM reserviert. Doch mit Rugby hat sich bei Einzelübertragungen ein ernst zu nehmender Herausforderer auf Rang 2 vorgekämpft. Der bis Ende Oktober laufende World Cup in England stößt dank äußerst emotionsgeladener Spiele auf großes Interesse.
Ausgerechnet das englische Team schied bereits in der Vorrunde aus und sorgte für eine Riesenenttäuschung bei den heimischen Fans, schließlich hatte die Mannschaft zum Kreis der Favoriten gezählt. Dagegen stiegen die japanischen Spieler mit zwei Siegen zu Volkshelden auf. Japan war zuvor erst einmal im Jahr 1991 als Sieger vom Platz gegangen. Die Begeisterung lässt sich an rekordverdächtigen 25 Millionen japanischen Zuschauern ablesen, die den zweiten Sieg über Samoa vor ihren Fernsehbildschirmen mitverfolgten.
Angesichts solcher Ergebnisse ist es kein Wunder, dass der Rugby World Cup ein Fest für Zocker ist. Sie versuchen, auf den Ausgang einzelner Spiele zu wetten oder ein paar Euro zu verdienen, indem sie auf den mutmaßlichen Sieger des World Cups setzen. Das Match zwischen England und Australien brachte sogar einen neuen Rugby-Wetteinsatzrekord. Und hätte Außenseiter Japan das Turnier gewonnen, hätte sich das bei Quoten von 100 : 1 bis 750 : 1 richtig gelohnt - die Mannschaft überstand indes die Gruppenphase nicht. Die meisten Wetten gehen eben bekanntlich nicht auf. Lukrativer war es da in der Vergangenheit schon, an der Börse auf Vertreter aus dem boomenden Sportwettensektor zu setzen.
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Wie gut es hier lief, lässt sich am Solactive-Sportwetten-Index ablesen, der die Kursentwicklung internationaler Unternehmen abbildet, die als Buchmacher für Sportwetten agieren oder Sportwetten über Plattformen vermarkten. Mit einem Plus von rund 34 Prozent seit November 2014 stimmt die Performance. Auch während der jüngsten Marktkorrektur haben sich die Notierungen hier gut gehalten.
Auf Einzelwerteebene ist die im Bereich Online-Gaming und Online-Sportwetten tätige Bet-at-home.com interessant, nicht zuletzt weil das Unternehmen nach guten Halbjahreszahlen die Gesamtjahresprognosen angehoben hat. Zudem stimmen Bewertung und Chartbild. Ähnliches gilt auch für Opap. Der griechische Lotto- und Sportwettenanbieter hat gerade den mittelfristigen Abwärtstrend geknackt. Das erhöhte Länderrisiko könnte sich auch dann schon lohnen, wenn die Kurse nur stabil bleiben: Es winkt eine Dividendenrendite von fast acht Prozent.
Besonders bedeutend für die Konzernaktivitäten ist der Rugby World Cup indes für den kommerziellen britischen Fernsehsender Independent Television (ITV), der hier die Übertragungsrechte besitzt. Dem FTSE-100-Mitglied spielt das frühe Aus der Engländer nicht in die Hände. Beim Vorrundenspiel gegen Wales saßen noch 11,6 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher - kurzzeitig war das ein Marktanteil von 49 Prozent. Diesen Wert bis zum Turnierende zu toppen, dürfte nun schwierig werden. Doch im Zuge einer Ausverkaufswelle bei US-Fernsehaktien hat der Titel bereits zuvor spürbar korrigiert und ist wieder vertretbar bewertet.
Laut einer Studie von Ernst & Young werden die erwarteten fast 500 000 Besucher bis zu 2,2 Milliarden Pfund auf der Insel lassen. Ausgeben werden die Besucher ihr Geld nicht nur in den Stadien, sondern auch für Unterkünfte, Essen und Trinken, Souvenirs - und für Rugby-Jerseys.
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Nettes Nebengeschäft
Letzteres bringt Adidas, einen der Hauptsponsoren, ins Spiel. Der deutsche Sportartikelhersteller stattet seit mehr als 60 Jahren Rugby-Teams aus, unter anderem die "All Blacks". Die Mannschaft aus Neuseeland ist nicht nur Titelverteidiger, sondern mit einem Anteil von 78 Prozent an den gewonnenen Spielen seit 1903 die klare Nummer 1 im Rugby. Am Gesamtumsatz des DAX-Vertreters hat Rugby zwar nur einen geringen Anteil, das Zusatzgeschäft nehmen die Herzogenauracher aber sicherlich gern mit. Wir erhöhen hier unser Kursziel.
Als Inhaber der Ausschanklizenz in den Stadien und den angrenzenden Bars wird sich Heineken über den Verkauf aller 2,4 Millionen Tickets freuen. Zwar werden die Fans nicht so viel Bier trinken können, um das Jahresergebnis des niederländischen Brauereikonzerns entscheidend zu beeinflussen, doch es dürfte den ohnehin hohen Bekanntheitsgrad noch weiter steigern. Zudem ist der Konzern geografisch vorteilhaft aufgestellt, wie die besser als bei der Konkurrenz ausgefallenen Zahlen zum zweiten Quartal zeigen.