Das Unternehmen, das in Deutschland bekannt ist durch den Online-Zahldienst Sofortüberweisung, ist nun mit weitem Abstand das am höchsten bewertete private Fintech in Europa. Mit dem eingesammelten Geld will Klarna auf Einkaufstour gehen und das Geschäft in den USA ausbauen.
Die Corona-Krise hat Klarnas ohnehin schon starkes Wachstum beschleunigt. Das Unternehmen profitiert davon, dass immer mehr Menschen im Internet einkaufen und im Supermarkt mit Smartphones und Karten bezahlen. Durch die Pandemie seien die Nutzungszahlen "signifikant" angestiegen, erklärte Klarna. "Der Online-Handel gewinnt immer mehr an Bedeutung und es gibt eine spürbare Veränderung im Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher", sagte Klarna-Chef und Mitgründer Sebastian Siemiatkowski. Allein Silver Lake habe bei der Finanzierungsrunde 500 Millionen Dollar beigesteuert und damit einen Anteil am Unternehmen von knapp fünf Prozent bekommen, sagte Siemiatkowski zu Reuters.
Das 2005 gegründete Unternehmen arbeitet inzwischen mit weltweit 205.000 Händlern wie H&M, Spotify und der Deutschen Bahn zusammen und zählt 90 Millionen Kunden. Im ersten Halbjahr 2020 wickelte Klarna Zahlungen im Volumen von 22 Milliarden Dollar über seine Plattform ab und erwirtschaftete einen Umsatz von 466 Millionen Dollar. Jedoch fiel ein Verlust von 63 Millionen Dollar an. Klarna führte das auf höhere Kreditausfälle und gestiegene Investitionen zurück. Durch die neue Finanzierungsrunde steht Klarna weltweit gesehen nun auf Platz vier der teuersten nicht-börsennotierten Fintechs nach Stripe, One97 und Robinhood.
NÄCHSTER SCHRITT BÖRSENGANG?
Den Gang an die Börse hat sich Siemiatkowski nach früheren Aussagen für die nächsten ein bis zwei Jahre vorgenommen. Die aktuelle Finanzierungsrunde sei wahrscheinlich die letzte vor einem möglichen Börsengang, sagte ein Insider kürzlich. Klarna werde wohl in einigen Monaten Gespräche mit Investmentbanken aufnehmen, die den Schritt aufs Parkett an der Wall Street begleiten sollen.
Bislang ist Deutschland der größte Markt für das Fintech, zu dessen Unterstützern auch der Rapper Snoop Dogg gehört. Doch die Bundesrepublik soll bald von den USA überholt werden. Bereits heute hat Klarna dort neun Millionen Nutzer. Nach Frankreich will Klarna in Kürze expandieren und das Geschäft in Spanien, Italien und Polen weiter ausbauen. In Europa konkurriert Klarna mit Anbietern wie Adyen aus den Niederlanden und Nets in Dänemark. Vor der Pleite gehörte auch Wirecard zu den Wettbewerbern.
rtr