Es ist der weltweit größte Deal in der Branche der Zahlungsabwickler: Fidelity National Information Services, kurz FIS, kauft für 34 Milliarden US-Dollar Worldpay. Inklusive Schulden summiert sich der Kaufpreis auf 43 Milliarden Dollar. "In unserer sich schnell wandelnden Branche kommt es auf die Skalierung an", kommentiert FIS-Chef Gary Norcross den Kauf. "Du musst dorthin gehen, wo das Wachstum ist", resümiert Worldpay-­Lenker Charles Drucker.

Worldpay ist seit über 40 Jahren im Zahlungsmarkt tätig und wickelt jährlich 40 Milliarden Transaktionen ab, es unterstützt mehr als 300 Zahlungsweisen und 120 Währungen. Firmen wie Worldpay sind meist unsichtbar für Verbraucher, sie ermöglichen eine stetig steigende Zahl von Onlinetransaktionen und Einkäufe über kontaktlose Dienste wie Apple Pay.

Ein neuer Titan entsteht

Die umsatzstärkere FIS hat in 130 Ländern 20.000 Kunden. Für diese steuert der Konzern Kreditkarten-Transaktionen und andere Bankdienste. Abgerundet wird der Service von Betrugs- und Risikomanagement, Krediten sowie Altersvorsorge. Die Hauptaufgabe der Software von FIS ist im Prinzip, eine Bank zum Laufen zu bringen. Dazu gehört auch, die Interaktion mit Kunden in der Filiale, am Geldautomat, im Internet oder im Callcenter zu verbessern.

Zusammen mit Worldpay entsteht ein neuer Titan, der auf einen Jahresumsatz von zwölf Milliarden Dollar kommt. Zum Vergleich: Die wegen ihrer Bilanzierung in der Kritik stehende deutsche Wirecard ist dagegen ein kleiner Spieler, der DAX-Konzern dürfte 2018 geschätzte zwei Milliarden Euro Umsatz erzielt haben.

Doch der Preis für FIS ist hoch. World­pay wird, berücksichtigt man die acht Milliarden Dollar Schulden, mit dem 10,5-fachen Umsatz taxiert. "Wir wollen die Zukunft der Finanzen und des ­Handels beschleunigen", sagt FIS-Chef Norcross. Der Deal schaffe "ein leistungsfähiges Zahlungsunternehmen und verwandelt FIS in ein schneller wachsendes Unternehmen", urteilt ­Cowen-Analyst George Mihalos. Der ­Zusammenschluss werde das gesamte Unternehmenswachstum erheblich beschleunigen. Er sieht FIS als künftigen Outperformer an der Wall Street.

Die Konsolidierungswelle unter den Bezahldienstleistern läuft schon eine Weile. Worldpay schloss sich vor zwei Jahren mit dem Kreditkartenabwickler Vantiv zusammen. Im Januar schluckte Rivale Fiserv den Datenabwickler First Data für 22 Milliarden Dollar. First Data übernahm davor im Sommer 2017 Card Connect für 750 Millionen Dollar. Konkurrent Global Payments riss sich den Wettbewerber Active Networks unter den Nagel. Der Grund für die Shoppingwelle: Die Masse macht’s - je mehr Transaktionen die Unternehmen über ihre Plattformen schleusen, desto lu­krativer wird das Geschäft.

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Gefragt sind innovative Apps

Doch nicht nur die Betriebswirtschaft spielt den Herrschern über die Geldströme in die Hände. Die Unternehmen profitieren überdies vom sich beschleunigenden Trend zur Digitalisierung der Finanztransaktionen in allen Sektoren und Vertriebskanälen. Das Geschäft wächst dank Onlinehandel prozentual zweistellig. Ob große Handelsketten oder Mittelständler - alle brauchen maßgeschneiderte Bezahllösungen.

Auch die großen Banken greifen inzwischen nach Fintechs. Bestes Beispiel ist Wepay, das Start-up, das von der US-Großbank JP Morgan 2017 gekauft wurde. Es hilft kleinen Betrieben und Mikrohändlern, digitale Bezahldienste zu realisieren. JP Morgans 300-Millionen-Dollar-Kauf zahlt sich aus, glauben Analysten. Die Bank experimentiert ­bereits auf allen Ebenen mit neuen Bezahlformen. Ist ein Konsument in der Arztpraxis, im Restaurant oder an der Tankstelle, begleicht er seine Rechnung neuerdings über die App Chase Pay.

Die digitale Goldgräberstimmung in der Finanzbrache hat auch die Börse ­erfasst. Die Aktien sind heiß begehrt. Gewöhnlich geben die Papiere von Unternehmen nach teuren Übernahmen nach. Die von FIS aber stiegen an der Wall Street nach dem Deal und sind auf dem Weg zu neuen Kursrekorden.

Investor-Info

Fidelity National
Im Geldstrom

Durch den Kauf von Worldpay nimmt FIS eine führende Rolle unter den globalen Bezahldienstleistern ein. Das Unternehmen profitiert vom boomenden Onlinehandel. Der ­Umsatz soll laut Vorstand bis 2021 organisch von zwölf auf 15 Milliarden Dollar steigen. Durch Synergien sollen Kosten wegfallen. Die Fusion soll überdies mehr als vier Milliarden Dollar Cashflow freisetzen. Auch charttechnisch attraktiv, die Aktie nimmt Anlauf auf ihr Allzeithoch.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 115,00 Euro
Stoppkurs: 73,00 Euro