Die britisch-südafrikanische Anglo American stoppte den geplanten Verkauf großer Minen, weil der nun nicht mehr nötig sei. Die britisch-australische BHP warnte jedoch, die Rally bei den Eisenerzpreisen könnte bald vorbei sein.
Das schmeckte den Anlegern eher weniger: Zwar lagen die Aktien der beiden Konzerne in London am Vormittag zunächst im Plus, gegen Mittag verloren die BHP-Papiere jedoch rund 0,3 Prozent, die Anglo-Aktien 1,3 Prozent.
BHP verdiente in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2016/17 (Ende Dezember) 3,2 Milliarden US-Dollar (3 Mrd Euro) - nach 5,7 Milliarden Dollar Verlust ein Jahr zuvor. BHP ist der weltgrößte Rohstoffkonzern und insbesondere abhängig von den Eisenerzpreisen. Seit ihrem Tiefpunkt gegen Ende 2015 sind die Notierungen im wichtigen chinesischen Markt auf über das Doppelte geklettert, alleine in diesem Jahr um rund ein Drittel. Grund für den Tiefflug waren Befürchtungen, ob die langsamer wachsende chinesische Wirtschaft als größter Verbraucher noch so viel Rohmaterial für die Stahlherstellung brauchte.
Doch die Nachfrage kletterte weiter, BHP verdient wieder gutes Geld. Der Umsatz zog um rund ein Fünftel auf knapp 19 Milliarden Dollar an, die Schulden sanken um 6 Milliarden auf 20 Milliarden Dollar. Nachdem der Konzern zuletzt die Investitionen stark gedrückt hatte, sollen sie im kommenden Geschäftsjahr wieder leicht anziehen. Die Zwischendividende je Aktie soll von 16 Cent vor einem Jahr auf 40 Cent steigen.
Die Konzerne steuerten in der Krise auch mit Sparprogrammen gegen, die sich nun bemerkbar machen - vor allem bei Anglo American. Für das Jahr 2016 konnte Anglo mit 1,6 Milliarden Dollar wieder einen Gewinn ausweisen. 2015 steckte der Konzern noch mit 5,6 Milliarden US-Dollar Verlust tief in den roten Zahlen. Im Jahresvergleich gingen die durchschnittlichen Preise bei Anglo zwar etwas zurück, dennoch verdiente das Unternehmen im laufenden Geschäft und vor Sonderposten gut ein Viertel mehr. Anglo ist stärker auf die Förderung von Edelsteinen und -metallen spezialisiert und profitierte neben gesunkenen Kosten auch von Währungseffekten.
Die Schulden fuhr das Unternehmen bis Ende 2016 unter anderem wegen eines großen Verkaufsprogramms um ein Drittel auf 8,5 Milliarden Dollar herunter. Eine Dividende soll es aber erst Ende 2017 wieder geben.
Der Konzern verdient das meiste Geld immer noch mit Kohle, Eisenerz und Diamanten. Eigentlich wollte sich das Unternehmen künftig auch auf Diamanten, Kupfer und Platin konzentrieren, um sich unabhängiger von starken Preisschwankungen zu machen. Produktionsstätten für Kohle, Eisenerz und Nickel, die zuvor zum Verkauf standen, sollen nun aber Teil von Anglo bleiben, weitere Verkäufe zum Schuldenabbau seien nicht nötig. Konzernchef Mark Cutifani will in diesem Jahr die Gunst der Ratingagenturen zurückgewinnen und die Kreditwürdigkeit wieder aus dem spekulativen "Ramsch"-Bereich herausführen./men/she/stb