Der australisch-britische Primus der Minenbetreiber profitiert von den hohen Preisen für Kohle. Anteilseigner werden fürstlich beteiligt. Der Einstieg in den Düngermarkt und mehr Metalle zahlen sich langfristig aus. Von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Es war ein außergewöhnliches Jahr, das der weltweit größte Minenbetreiber BHP Group Ende Juni beendet hat. Im Januar hatte Chef Mike Henry, seit 2020 an der Spitze des australisch-britischen Konzerns, mit einem deutlichen Votum der Aktionäre die Vereinfachung der komplexen Strukturen des Unternehmens und der Aktiengattungen durchgesetzt.
So wurde die Zentrale in Großbritannien zugunsten des Headquarters in Australien aufgegeben. Das Öl- und Gasgeschäft wurde an Woodside Petroleum verkauft. Den Erlös investierte BHP in das Kaliminen- Projekt in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Chef Henry will BHP in dem für den Rohstoffriesen neuen Düngermarkt groß aufstellen. Gleichzeitig will er auch die Präsenz des Konzerns bei Metallen wie Kupfer und Nickel, die von der Elektromobilität und dem Schub der erneuerbaren Energien profitieren, ausbauen. Anfang August nutzte BHP deshalb die Preisrückgänge bei Nickel und Kupfer für eine Übernahmeofferte des Minenkonzern Oz Minerals. Allerdings wiesen die Australier das Angebot über 5,8 Milliarden Dollar in bar, einen Aufschlag von 32 Prozent auf den Börsenwert, umgehend zurück. Diese Schlappe für den neu sortierten Minenriesen kann Henry jedoch gut verkraften.
Dividende auf Rekordniveau
Denn dank des starken Gewinnanstiegs um 26 Prozent auf 21,32 Milliarden Dollar im fortgeführten Geschäft und des Spartenverkaufs an Woodside Petroleum kann der Konzern seine Aktionäre mit Rekordausschüttungen für das abgeschlossene Geschäftsjahr belohnen.
Einschließlich der Dividende von 1,75 US-Dollar pro Aktie für das vierte Quartal summieren sich die Ausschüttungen auf 16,5 Milliarden Dollar. Es ist die höchste jährliche Dividendensumme in der 137-jährigen Geschichte des Unternehmens. Doch damit nicht genug: Aktionäre bekamen zudem anteilig Papiere von Woodside Petroleum ins Depot gebucht, die BHP für den Verkauf seines Öl- und Gasgeschäfts erhalten hatte. Insgesamt belaufen sich die Ausschüttungen nach Angaben des Unternehmens damit auf außergewöhnliche 36 Milliarden Dollar.
Der Gewinnbringer im Geschäftsjahr 2021/22 war das australische Business mit Thermalkohle zur Verstromung und für die Stahlproduktion. Nach knapp 580 Millionen Dollar Verlust im Vorjahr lieferte die Sparte des Weltmarktführers in diesem Bereich dank der hohen Kohlepreise 8,7 Milliarden Dollar Gewinn. In dem mit rund 70 Prozent der Erlöse dominierenden Geschäft mit Eisenerz ging der Gewinn indes von 24,3 Milliarden im Vorjahr auf 19,5 Milliarden Dollar zurück.
Aus 24 Milliarden Dollar freien Mittelzuflüssen konnte BHP seine Nettoschulden deutlicher als geplant reduzieren - auf 333 Millionen. Prognostiziert waren fünf bis 15 Milliarden Dollar.
Während große Konkurrenten wie Rio Tinto wegen einer möglichen Rezession weniger verdienten und deshalb die Dividenden kürzen mussten, sind Konzerne mit einem signifikanten Kohlegeschäft die Gewinner. Der Krieg in der Ukraine schränkt den Kohleexport von dort und aus Russland stark ein. BHPs Mount-Arthur-Kohlemine lieferte 1,8 Milliarden Dollar operativen Gewinn und dürfte diesen Wert im laufenden Geschäftsjahr übertreffen.
Vorteil: Der größte Minenkonzern ist besser aufgestellt als viele Konkurrenten. Auch die hohe Dividendenrendite beflügelt.