Man hatte sich im April eigentlich schon auf eine Übernahme geeinigt. Investor Silver Lake sollte die Darmstädter Software AG bekommen. Doch nun zeichnet sich ein Bieter-Wettkampf ab. Finanz-Investor Bain Capital will mit seiner Firma Rocket Software mit einem deutlich erhöhten Angebot mitmischen. Auch Silver Lake erhöht seine Offerte. Anleger können sich freuen.
US-Finanzinvestor Bain Capital hat ein "vorläufiges, unverbindliches" Übernahmeangebot für den Darmstädter SDax-Konzern vorgelegt. Die Bain-Firma Rocket Software bietet 34 Euro je Software-Aktie. Das sind satte 4 Euro mehr als Silver Lake vor knapp zwei Wochen auf den Tisch gelegt hat.
Angesichts eines drohenden Konkurrenzangebots für das Unternehmen bessert nun auch Silver Lake seine Offerte um zwei Euro auf 32 Euro je Aktie nach, insgesamt knapp 2,4 Milliarden Euro, wie der US-Investor am Donnerstagabend mitteilte. Damit bleibt Silver Lake jedoch unter dem Angebot von Bain.
Der Vorstand und der Übernahmeausschuss des Aufsichtsrats der Software AG stellten sich trotzdem hinter Silver Lake. Der US-Investor, der sich bereits 30,1 Prozent der Anteile gesichert hat, betonte, er wolle sie "als unabhängiges Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland" erhalten und nicht an einen Rivalen aus dem Ausland mit den "damit verbundenen nachteiligen sozialen Auswirkungen" verkaufen.
Die Software AG hatte sich von Silver Lake weitreichende Garantien geben lassen. Der Agentur Bloomberg zufolge will Bain sie dagegen mit Rocket Software fusionieren. Die Finanzierung sei bereits gesichert.
Die im SDax notierte Aktie der Software AG lag am Ende des Xetra-Hauptgeschäfts mit 35,24 Euro deutlich über beiden Offerten. Am Freitag gibt die Software-Aktie nun auf unter 34 Euro nach.
Bain hat sich über die eigene Softwarefirma mittelbar den Zugriff auf gut zehn Prozent der Anteile an den Darmstädtern ergattert, davon 4,51 Prozent der Aktien direkt. Auf weitere 5,5 Prozent der Stimmrechte hat sich der Investor über Finanzinstrumente den Zugriff gesichert. Es könnte eine Spekulation auf ein schnelles Geschäft sein, müsste Silver Lake doch eventuell mehr zahlen, um das Paket zu bekommen.
Der Investor könne sich am Ende auch mit Silver Lake zusammentun, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider. Silver Lake will jedoch davon nichts wissen. Man sei "weder auf eine Partnerschaft mit einer anderen Partei angewiesen, noch hat das Unternehmen Interesse daran", hieß es in der Mitteilung. Ein alleiniges Gebot sei "die beste Option".
Die Software-Aktionäre können sich über den Bieterwettkampf freuen. Ob es jedoch auf die 34 Euro je Aktie hinausläuft, muss angezweifelt werden. Analyst Hannes Müller von Warburg Research hat sein Votum für die Software AG heue von "Sell" auf "Hold" hochgestuft und das Kursziel von 23 auf 32 Euro angehoben.
BÖRSE ONLINE hatte engagierten Anteilsinhabern empfohlen, auf das offizielle Andienungsangebot zu warten oder die Aktie auf dem erreichten Niveau zu verkaufen.
(Mit Material von Reuters)