TEIL 2: Aktivseite der Bilanz
TEIL 3: Passivseite der Bilanz
TEIL 4: Kapitalflussrechnung
TEIL 5: Kennzahlenanalyse I
TEIL 6: Kennzahlenanalyse II
Die grundlegende Informationsquelle über Aktiengesellschaften sind ihre Geschäftsberichte. Diese erscheinen jährlich und enthalten den Jahresabschluss, also die Bilanz sowie die Gewinnund Verlustrechnung -abgekürzt GuV - für das vergangene Geschäftsjahr.
Ist die Aktiengesellschaft Obergesellschaft eines Konzerns, was bei großen Unternehmen regelmäßig der Fall sein dürfte, so werden auch die konsolidierte Bilanz und die Gewinn-und Verlustrechnung des gesamten Konzerns veröffentlicht. Im Anhang werden weitere Informationen über die Bewertungsansätze, Abschreibungsmethoden et cetera gegeben. Ohne diese Zusatzinformationen sind Bilanz und GuV wenig aufschlussreich.
Der Geschäftsbericht enthält zudem einen Lagebericht, in dem der Vorstand die Aktionäre über die Entwicklung des Unternehmens unterrichtet. Der Lagebericht bezieht sich auf den Zeitraum seit dem Bilanzstichtag, zu dem die Bilanz aufgestellt wurde. Er soll aber auch die absehbare Entwicklung im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres darstellen. Der Wirtschaftsprüfer teilt in seinem Bericht, der ebenfalls im Geschäftsbericht abgedruckt wird, mit, ob das Rechnungswesen der Unternehmung den gesetzlichen Anforderungen entspricht und ob der Jahresabschluss ordnungsgemäß erstellt wurde.
Die Erfahrungen in den vergangenen Jahren haben aber auch deutlich gezeigt, dass mit dem Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers keine Aussage über die Vorteilhaftigkeit einer Investition verbunden ist, sondern nur die Information, ob die Buchführung ordnungsgemäß ist.
Der Geschäftsbericht enthält neben diesen Pflichtinformationen im Regelfall weitere nach Ansicht des Vorstands für die Leser interessante Angaben wie etwa Informationen über die Geschäftszweige, in denen die Gesellschaft aktiv ist, über die Mitarbeiter und die Aktie, eventuell auch über die Aktionärsstruktur, über Forschungsaufwendungen oder Anstrengungen im Umweltschutz. Mehrjährige Übersichten und Informationen über den Beteiligungsbesitz der Aktiengesellschaft runden den Geschäftsbericht ab.
Obwohl die meisten Geschäftsberichte inzwischen mit einem "Brief an die Aktionäre" beginnen, sind neben den Anteilseignern noch einige andere Gruppen wichtige Adressaten dieser Publikation. Auch Arbeitnehmer, Kunden, Lieferanten, Journalisten, Finanzanalysten und selbstverständlich Konkurrenzunternehmen nutzen den Geschäftsbericht. Daher sind in diesem auch keine vertraulichen Informationen zu erwarten. Da der Vorstand für den Geschäftsbericht verantwortlich ist, wird er hier den Gang der Unternehmung aus seiner Sicht schildern. Dies sollte man bei der Lektüre berücksichtigen und daher immer wieder zwischen den Zeilen zu lesen versuchen.
Die Bilanz ist eine auf einen Stichtag bezogene Gegenüberstellung. Zum einen werden alle Vermögensgegenstände aufgeführt (Aktivseite), zum anderen die Herkunft der Mittel, mit denen dieses Vermögen finanziert wurde (Passivseite). Beide Seiten der Bilanz sind per Definition immer gleich groß, denn jeder Vermögensgegenstand muss irgendwie -sei es durch Eigenkapital oder durch Fremdkapital -finanziert werden. Wurden etwa mehr Finanzmittel aufgenommen als unmittelbar für Investitionen benötigt werden, so steigt der Zahlungsmittelbestand des Unternehmens - und da auch dieser auf der Aktivseite ausgewiesen wird, ist die Bilanz in diesem Fall ebenfalls ausgeglichen.
Für die meisten Aktiengesellschaften stimmen Geschäftsjahr und Kalenderjahr überein. Die normale Bilanz wird meist zum 31. Dezember aufgestellt. Das ist aber kein Muss. So hat Gerry Weber beispielsweise den Geschäftsjahresschluss am 31. Oktober. Oft ist der Stichtag so gewählt, dass die Bilanz am optimalsten ist.
Doch was bedeuten die einzelnen Positionen der Bilanz? Auch wenn dieses betriebswirtschaftliche Rechenwerk für ungeübte Leser zunächst wie ein "Buch mit sieben Siegeln" aussieht- mit ein wenig Konzentration erhält man ein recht detailliertes Bild des Unternehmens.
Beginnen wir mit der Aktivseite der Bilanz: Zunächst wird die Bilanz nach Fristigkeiten aufgestellt, sodass zwischen langfristigen und kurzfristigen Vermögensgegenständen unterschieden werden kann. Bei Fristigkeiten von mehr als einem Jahr wird von langfristig gesprochen.
Die Position langfristige Vermögenswerte (Anlagevermögen und sonstige Aktiva) enthält alle ihrem Verwendungszweck nach länger im Vermögen des Unternehmens befindlichen Gegenstände und Rechte. Es wird unterteilt in Immaterielle Vermögensgegenstände (etwa Patente und Lizenzen), Sachanlagen (Grundstücke, Gebäude, Fahrzeuge und Maschinen) und Finanzanlagen (dauerhaft im Besitz befindliche Wertpapiere). Im Anhang des Geschäftsberichts werden dann weitere Informationen zu den einzelnen Positionen und vor allem zu den verwendeten Bewertungs-und Abschreibungsmethoden gegeben und Besonderheiten näher beschrieben.
Zum Umlaufvermögen eines Unternehmens gehören alle Güter, die ihrem Verwendungszweck nach nur vorübergehend im Betrieb sein sollen, also Vorräte (Roh-,Hilfs-und Betriebsstoffe, halb fertige und fertige Produkte etc.), Forderungen, die das Unternehmen aus Lieferungen und Leistungen gegenüber Kunden hat, sowie sonstige Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände.
Auch hier gibt der Anhang weitere Informationen über die Struktur der verschiedenen Positionen und die angewandten Bewertungsmethoden. Bei den übrigen Forderungen werden im Anhang zum Beispiel die Schuldnerstruktur und die Laufzeitstruktur wiedergegeben. Die flüssigen Mittel setzen sich aus Wertpapieren, Schecks, Guthaben bei Kreditinstituten und natürlich dem Kassenbestand zusammen.
Nach der Darstellung der Aktivseite werden in den nächsten Ausgaben die Darstellung der Passivseite der Bilanz, der Gewinn-und Verlustrechnung sowie der Kapitalflussrechnung folgen, um im letzten Teil der Serie im Rahmen einer Kennzahlenanalyse mit praktischen Beispielen bilanzanalytische Konsequenzen für den Anleger aufzuzeigen.