Die Bilanzpolizei habe unter anderem bemängelt, dass das Unternehmen die Werthaltigkeit seiner Einheit Kali- und Magnesiumprodukte nicht sachgerecht ermittelt habe. K+S hält das für unbegründet, die Prüfung durch die DPR dauert an.
An der Börse fielen die Aktien des MDax-Konzerns um rund neun Prozent. Auch eine neue Strategie, die K+S ankündigte, und ein Ergebnissprung im dritten Quartal stimmten Anleger nicht um. Ein optimistischer Ausblick für 2022, den Vorstandschef Burkhard Lohr auf einem Kapitalmarkttag vor Investoren verkündete, brachte nur etwas Entlastung für den Kurs. "Es stehen keine Vermögenswerte in Frage", sagte Lohr mit Blick auf die DPR-Prüfung und beschwichtigte, das Verfahren habe keine wirkliche wirtschaftliche Bedeutung.
K+S war wegen milliardenschwerer Abschreibungen ins Visier der Bafin geraten. Die Finanzaufsicht hatte die Prüfung der Bilanzen des Kasseler Unternehmens angeordnet, da sie konkrete Anhaltspunkte dafür sah, dass das Unternehmen Vermögenswerte zu hoch bemessen haben könnte und der Wertminderungsbedarf bereits zu einem früheren Zeitpunkt hätte erfasst werden müssen. Das hatte K+S zurückgewiesen und auf ein uneingeschränktes Testat für den Abschluss von den Wirtschaftsprüfern von Deloitte verwiesen.
Die Wertberichtigungen fielen an, da sich das Unternehmen bei der langfristigen Entwicklung der Kalipreise verschätzt hatte. Das brockte K+S 2020 einen Verlust von rund 1,8 Milliarden Euro ein. Inzwischen ist K+S wegen gestiegener Kalipreise wieder deutlich optimistischer für das Geschäft gestimmt. Daraus ergibt sich eine Wertzuschreibung der Einheit Kali- und Magnesiumprodukte, die das Konzernergebnis im dritten Quartal mit rund 1,4 Milliarden Euro positiv beeinflusste. Zusammen mit weiteren Wertaufholungen, die in den Vorquartalen vorgenommen wurden, würden damit die Wertminderungen des Vorjahresquartals vollständig aufgeholt, erklärte K+S.
Die Bilanzpolizei DPR hat nach Angaben von K+S die von der Firma getroffenen langfristigen Kali-Preisannahmen zwar nicht beanstandet. Sie sei jedoch vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass wesentliche Annahmen für die Bewertung nicht sachgerecht gewesen seien. Zudem seien die Änderungen teilweise nicht plausibel und die mit den Vermögenswerten verbundene Unsicherheit nicht ausreichend berücksichtigt worden. Damit sei der Nutzungswert nicht verlässlich und wesentlich zu hoch ermittelt und die Werthaltigkeit nicht nachgewiesen worden.
Die Bafin und die DPR lehnten eine Stellungnahme ab. Beide schauen seit dem Bilanzskandal beim Zahlungsanbieter Wirecard besonders genau hin. Den Behörden wird vorgeworfen, zu spät auf Hinweise über Ungereimtheiten in der Wirecard-Bilanz reagiert zu haben. Im Juni 2020 meldete der Dax-Konzern Insolvenz an und inzwischen ist klar, dass Wirecard jahrelang seine Bilanzen geschönt hat. Anleger, Kunden und Banken verloren Milliarden.
K+S LEGT SCHWERPUNKT KÜNFTIG AUF DÜNGEMITTELGESCHÄFT
Im dritten Quartal fuhr K+S wegen der Wertzuschreibung einen Konzerngewinn von 1,28 Milliarden Euro ein, nach einem Verlust von 1,76 Milliarden vor Jahresfrist. Der operative Gewinn (Ebitda) legte dank höherer Kalipreise um 50 Prozent auf 121 Millionen Euro zu, der Umsatz stieg um 32 Prozent auf 746 Millionen Euro. Die operative Rendite (Ebitda-Marge) lag bei gut 16 Prozent. Mit einer neuen Strategie will Vorstandschef Lohr über einen Zyklus von fünf Jahren eine Marge von mehr als 20 Prozent erreichen.
Für das kommende Jahr sieht Lohr ein operatives Ergebnis von einer Milliarde Euro in Reichweite trotz Gegenwind durch höhere Energie- und Rohstoffkosten. Dieses Jahr sollen es rund 630 (Vorjahr: 267) Millionen Euro werden. "Wir glauben, dass uns das positive Marktumfeld bis weit ins Jahr 2022 tragen wird." Der freie Mittelzufluss soll deutlich positiv sein und K+S helfen, sich wieder einem Investment-Grade-Rating anzunähern. Gegenwärtig wird K+S von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) mit B+ und damit im Ramsch-Bereich bewertet - vier Stufen unter dem Investment Grade.
Künftig will der Salz- und Düngemittelhersteller seinen strategischen Fokus auf das Kerngeschäft mit Kali- und Magnesiumprodukten legen. Es soll ausgebaut und neue Geschäftsfelder aufgebaut werden. Am europäischen Salzgeschäft, in dem K+S Marktführer ist, soll zwar festgehalten werden. Es wird aber nicht mehr als Kerngeschäft angesehen und soll keine strategischen Investitionen oder Zukäufe mehr erhalten. Sein amerikanisches Salzgeschäft hat der Konzern bereits im vergangenen Jahr verkauft.
rtr