Der Bondkönig hat seinen Hut genommen. Bill Gross, Pimco-Gründer und Vordenker, warf vergangenen Freitag den Bettel hin. Nach internen Querelen, mieser Performance und massiven Abflüssen von rund 70 Milliarden US-Dollar allein aus dem Pimco Total Return Fonds zog Gross wohl die Notbremse bevor
es jemand anders getan hätte. Er heuerte sogleich bei der Konkurrenzfirma Janus an. Er wird dort den kürzlich aufgelegten Janus Global Unconstrained Bond Fund und die damit verbundenen Strategien verwalten. Er schließt sich dem Team an, das die globale Asset Allocation von Janus verantwortet und
dem auch der Wirtschaftsnobelpreisträger Myron Scholes angehört. "Bill Gross wird einen außerordentlichen Ansatz für die Navigation in den immer riskanteren Märkten der heutigen Zeit mitbringen, wobei sein Schwerpunkt auf Macro-Unconstrained-Strategien liegen wird. Das ermöglicht Janus, Strategien anzubieten, die das Angebot unseres auf Unternehmensanleihen konzentrierten
Rententeams hervorragend ergänzen", sagt sich Richard M. Weil, Chef von Janus. "Ich freue mich, dass ich mich wieder ganz auf die Rentenmärkte und Anlagen konzentrieren kann und mich nicht mehr mit
den vielen komplexen Aspekten des Managements einer großen, vielschichtigen Struktur belasten muss", erklärt Gross. Er wird von einem neu eingerichteten Büro in Newport Beach in Kalifornien aus arbeiten und den Ausbau der Janus-Strategien im Bereich Global Macro Fixed Income verantworten.
Nach diesem etwas überhasteten Abgang von Gross herrscht im kalifornischen Newport Beach Alarmstimmung. Gleich nach Bekanntgabe der Personalie zogen Anleger laut "Wallstreet Journal" Gelder in Höhe von zehn Milliarden Dollar ab. Damit dürfte 2014 ein noch schlechteres Jahr für Pimco werden als es 2013 war. Im Vorjahr verloren sie rund 40 Milliarden Dollar. Das war das schlechteste Jahr seit 1994. Aber im Vergleich zu den Schätzungen des Analysehauses Sanford Bernstein wären dies Peanuts. Sie rechnen mit Abflüssen von 200 bis 600 Milliarden Dollar. Das ist eine Menge, obwohl Pimco
derzeit rund zwei Billionen Dollar verwaltet. Gleichwohl könnten die Zahlen schon realistisch
sein.
Morningstar hat auch sogleich die von Gross verwalteten Fonds herabgestuft und auch Pensionskassen und Consultants werden sich in den kommenden Monaten sicher überlegen, ob sie das Geld bei Pimco lassen oder sich nach Alternativen umsehen. Und die gibt es in den USA zur Genüge. Etwa profitierte Pimcos Dauerrivale Double Line sofort. Allein am Tag des Abgangs flossen Jeffrey
Gundlach rund 400 bis 500 Millionen Dollar zu. Überdies rechnet Gundlach damit, dass nach dem
Abgang von Gross möglicherweise Mohammed El-Erian zu Pimco zurückkehren wird. Dies sagte er zumindest zu Reuters. El-Erian, der vermeintliche Gross-Nachfolger, wurde von eben diesem zu Jahresanfang rausgeekelt. Bis dato ist El-Erian Wirtschaftsberater für die Pimco-Mutter Allianz.
Pimco hat die Nachfolge erst einmal geregelt. Einer der bisherigen Gross-Vizes, Daniel Ivascyn, wurde zum Group Chief Investment Officer ernannt. Zudem wurden die anderen fünf Anfang des Jahres berufenen Gross-Stellvertreter ebenfalls befördert. Andrew Balls wird CIO für den Bereich globale
Anleihen, Mark Kiesel übernimmt den Bereich globale Unternehmensanleihen, Virginie Maisonneuve wird Aktienchefin, der frühere Europa-Statthalter Scott Mather, CIO für den Bereich US-Kernstrategien und Mihir Worah für den Bereich Real Return und Asset Allocation. Douglas Hodge, Pimcos Chief Executive Officer, und Lew Jacobs, President, werden als Führungsteam weiterhin Pimcos Geschäftstätigkeit, Kundenservice und operationelle Einheiten leiten.
Scott Mather, Mark Kiesel und Mihir Worah wurden zu Portfoliomanagern von Pimcos Total-Return-Strategie ernannt. Saumil Parikh, Mohsen Fahmi und Dan Ivascyn werden als Portfoliomanager die Pimco-Unconstrained-Bond-Strategie verantworten. In seiner Funktion als Group CIO wird Dan Ivascyn weiterhin Pimcos Anlagelösungen in den Bereichen Income, alternative Investments und strukturierte Kredite leiten. Zudem wird Chris Dialynas, Managing Director und Portfoliomanager, im vierten Quartal dieses Jahres nach einer Auszeit zurückkehren. Douglas Hodge sagt: "Im Rahmen unserer Verantwortung für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und unsere Eigentümer haben wir seit längerer Zeit einen detaillierten Nachfolgeplan entwickelt, um den reibungslosen Übergang innerhalb des Portfoliomanagements sicherzustellen."
Innerhalb der neuen Struktur werden Andrew Balls und Mihir Worah zusätzliche Verantwortung für Pimcos globale Portfoliomanagementteams und Handelsaktivitäten übernehmen. Andrew Balls wird dabei für Europa und den asiatisch-pazifischen Raum verantwortlich sein, Mihir Worah wird das Portfoliomanagement in den USA leiten.