Nach 35 Jahren ist Schluss. Bill Miller, einer der letzten großen Namen in der Fondsbranche, trennt sich von Legg Mason. Der Altmeister kauft seine Firma LMM aus dem Firmenverbund heraus. Er kauft die Hälfte der Anteile, die Legg Mason gehörten. Die Höhe des Kaufpreises ist nicht bekannt, dürfte aber nicht allzu hoch sein. Denn LMM verwaltet gerade einmal 1,8 Milliarden US-Dollar. Miller wird den Opportunity Trust auch in Zukunft managen und er will sogar neue Produkte auf den Markt bringen. Es wird das erste Mal sein, dass der 66-Jährige das Fondsgeschäft alleine bestreitet. Obwohl LMM in Baltimore ansässig ist und dort auch seine Co-Managerin Samantha McLemore arbeitet, verbringt er die meiste Zeit in Vero Beach, Florida. Allerdings gibt er sich hier nicht dem Müßiggang hin, sondern tauscht sich stets aktiv mit seiner Kollegin aus. Zudem hat Miller jüngst damit begonnen, seinen ersten Hedgefonds zu managen. Dabei setzt Miller Computermodelle ein, die sonst Erdbeeben vorhersagen. Sie sollen ihm Prognosen liefern, um festzustellen, wann es zu Kursstürzen an den Aktienmärkten kommt.
Millers Vergangenheit ist von Hochs und Tiefs geprägt. Denn auch Legenden können mal daneben greifen. Miller passierte dies, nachdem er mit dem Legg Mason Value Trust von 1991 an 15 Jahre in Folge den US-Aktienindex S&P 500 übertraf. In der Zeit stieg auch das Volumen von 650 Millionen US-Dollar auf nahezu 20 Milliarden im Jahr 2005 an. Im Krisenjahr 2008 allerdings geriet der Fonds massiv unter Druck und verlor 55 Prozent an Wert. Derzeit ist er noch knapp 2,4 Milliarden Dollar schwer. Im April 2012 trat er als Manager des Value Trust zurück und konzentriert sich auf den US-Aktienfonds Legg Mason Opportunity Trust. Seine Strategie hat sich nie geändert. Nach wie vor ist er ein überzeugter Value-Investor. Er sucht nach Aktien, deren wahrer Wert von den Märkten noch nicht erkannt worden ist. Dabei setzt er auf Unternehmen, um die andere Anleger einen großen Bogen machen. Daher finden sich in den Top Ten oft unbekannte Namen. Warum er so handelt, bringt Miller klar auf den Punkt: "Um zu gewinnen, muss man etwas anders machen als die anderen." Zudem versucht er bei Trends oder technologischen Umbrüchen möglichst früh dabei zu sein. Wenn er etwa glaubt, dass ein Unternehmen einen weit größeren Markt hat als der Aktienkurs anzeigt, steigt er ein. So gut auch die zeitweilige Performance des Opportunity Trust ist, in diesem Jahr liegt er mit dem Fonds noch im Minus. Daher dürfte der Abschied von Miller nicht ganz freiwillig gewesen sein. Denn im Vergleich sind die von LMM verwalteten Fonds nicht sehr groß. Joseph Sullivan, Chef von Legg Mason, äußerte sich auch so, dass diese Vermutung nahe liegt. Er sagte, dass die Mitteilung des Kaufs von LMM durch Bill Miller in die Strategie von Legg Mason passe. Die Firma wolle sich vielmehr auf die neun anderen Fondsboutiquen unter dem Dach von Legg Mason konzentrieren, die sie über ihre Größe und Skaleneffekte weltweit vertreiben könne.