Für Kleinkinder gibt es bislang keinen medizinischen Schutz vor Covid-19. In den USA dürfte sich das bald ändern - der Kinderimpfstoff von Biontech und seinem US-Partner Pfizer könnte einem Bericht der "Washington Post" zufolge möglicherweise bereits Ende Februar zur Verfügung stehen.
Es werde erwartet, dass die beiden Impfstoffhersteller bereits am Dienstag einen Antrag auf eine Notfallzulassung für die Zweifachimpfung für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einreichen werden, berichtete die US-amerikanische Tageszeitung unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die FDA habe die Unternehmen aufgefordert, den Antrag einzureichen, damit die Behörde mit der Prüfung der Daten beginnen könne. Eine Biontech-Sprecherin wollte sich auf Anfrage von boerse-online.de am Dienstag dazu nicht äußern. Bei Pfizer war keine Stellungnahme erhältlich.
Die Mainzer Biontech-Firma und ihr US-Partner hatten Mitte Dezember mitgeteilt, dass sie ihre Studie zum Einsatz des Impfstoffs bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter fünf Jahren um die Verabreichung einer dritten Impfdosis mindestens zwei Monate nach Erhalt der zweiten Dosis erweitern werden. Grund dafür waren erste Daten, wonach die Wirksamkeit nach zwei Dosen bei sechs bis 24 Monate alten Kindern zwar vergleichbar war zu der bei 16- bis 25-Jährigen. Bei Kindern von zwei bis unter fünf Jahren war dies aber nicht der Fall, weshalb nun eine dritte Dosis zur Erhöhung der Wirksamkeit getestet wird.
Bei erfolgreichem Verlauf der Studie mit drei Dosen wollen Biontech und Pfizer den Behörden in der ersten Hälfte dieses Jahres Daten zur Unterstützung einer Notfallzulassung für Kinder unter fünf Jahren vorlegen, wie die beiden Hersteller angekündigt hatten. Die FDA drückt dem Bericht zufolge aber aufs Tempo. "Wir wissen, dass zwei Dosen nicht ausreichen, und wir verstehen das", zitierte die "Washington Post" einen Insider. "Die Idee ist, dass wir mit der Überprüfung von zwei Dosen beginnen sollten." So könnte man mit der Impfung schon früher starten, als wenn man warte, bis die Daten zur dritten Dosis vorlägen. Es werde erwartet, dass die Berater der FDA Mitte Februar über den Antrag mit zwei Dosen beraten werden.
In der Studie erhalten die Babys und Kleinkinder eine geringere Dosis von drei Mikrogramm pro Impfung. Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren bekommen zwei Dosen von je zehn Mikrogramm. Ab zwölf Jahren liegt die Dosierung wie bei Erwachsenen bei 30 Mikrogramm pro Dosis. In der EU wurde der Einsatz des Vakzins ab zwölf Jahren im vergangenen Mai freigegeben und im November ab fünf Jahren.
Klinische Studie zu Omikron-Impfstoff
Auch bei den Corona-Impfstoffen für Erwachsene tut sich gerade einiges. In der vergangenen Woche hatten Biontech und Pfizer bekanntgegeben, dass sie mit einer klinischen Studie für einen Impfstoff gegen die Omikron-Variante des Coronavirus begonnen haben. Dieser soll eigenen Angaben zufolge bis März ausgeliefert werden, sofern die behördlichen Genehmigungen vorliegen.
Mehr Infos zum Omikron-Impfstoff von Biontech lesen Sie hier.
Impfquote weltweit: 61 Prozent mindestens einmal geimpft
Unterdessen steigt die weltweite Impfquote weiter. Der Datenanalyse-Website ourworldindata.org zufolge sind 61 Prozent der Weltbevölkerung mindestens einmal geimpft. 53 Prozent gelten mit zwei Dosen als vollständig geimpft. 10,1 Milliarden Dosen wurden insgesamt verabreicht.
Biontech und Pfizer planen, in diesem Jahr bis zu vier Milliarden Impfdosen zu produzieren. Im vergangenen Jahr waren es weltweit bereits drei Milliarden.
Der Marktanteil wurde für Dezember 2021 auf 80 Prozent in Europa und 74 Prozent in den USA geschätzt. Für das Geschäftsjahr 2022 schätzt Biontech den Umsatz allein durch den Corona-Impfstoff auf 13 bis 17 Milliarden Euro, für das Geschäftsjahr 2021 auf 16 bis 17 Milliarden. Diese Summe entspricht der Anfang November vorgelegten Umsatzprognose für 2021. Die Zahlen für das vierte Quartal liegen noch nicht vor.
So reagiert die Biontech-Aktie
Die Biontech-Aktie hat am Dienstag als Reaktion auf den Medienbericht der Washington Post vorbörslich rund 2,7 Prozent auf 154,80 Euro zugelegt.
Die Aktie hat eine Achterbahnfahrt hinter sich. Von ihrem Allzeithoch im August vergangenen Jahres bei fast 400 Euro halbierte sich der Kurs bis Anfang November nahezu. Im November legte das Papier dann eine Rally bis auf 326 Euro hin. Mit Auftreten der Omikron-Variante und den entsprechenden Unsicherheiten, sowie dem allgemeinen Stimmungswechsel an der Börse - weg von Pandemiegewinnern, hin zu vernachlässigten Werten - stürzte der Kurs dann bis auf fast 120 Euro ab.
Einen Überblick über den Kursrückgang lesen Sie hier.
Wir halten die Biontech-Aktie indes weiter für attraktiv. Die Aussichten - gerade im Onkologie-Bereich - sind vielversprechend. Anleger sollten die aktuell niedrigen Kurse zum Einstieg nutzen. Kaufempfehlung.
Mit Material von Reuters und dpa-AFX