Mit den Aktien von Coronavirus-Impfstoffherstellern wie Biontech, Moderna und Curevac verknüpfen viele Anleger große Hoffnungen. Zumindest die Anteilsscheine der beiden zuerst genannten Gesellschaft zählten seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie auch lange zu den ganz großen Höhenfliegern.

Doch jüngst hat sich der Wind gedreht und die Kurse sind spürbar unter Druck gekommen. Zur Begründung verweist die Unicredit Bank auf nachlassende Wachstumsfantasie. Die Zahl der Geimpften habe derzeit in vielen westlichen Ländern wie Deutschland und den USA nur noch schleppend zugelegt. Zwar seien Zulassungen der Impfstoffe für Kleinkinder und Jugendlichen geplant. Ob ein mögliches Impfangebot von den Eltern allerdings auch angenommen werde, bleibe offen.

Gleichwohl seien Impfstoff-Bestellungen in dreistelliger Millionenhöhe für 2022 bei den Herstellern bereits eingegangen. Dies sichere entsprechende Einnahmen für Biontech & Co und die Finanzierung anderer vielversprechender Forschungsprojekte.

Gleichzeitig forschen aber große Pharmakonzerne an antiviralen Medikamenten. So durchlaufen Pfizer, Merck & Co. und Roche allesamt klinische Studien im Spätstadium für experimentelle orale antivirale Behandlungen. Pfizer prüft seinen Kandidaten bei Hochrisiko- und Niedrigrisikopatienten, die noch nicht ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Dagegen zielt die Studie von Merck & Co. darauf ab, Coronavirus-Infektionen bei Mitgliedern desselben Haushalts zu verhindern, in dem ein Patient mit der Krankheit diagnostiziert wurde. Roche untersucht in Zusammenarbeit mit Atea Pharmaceuticals sein Medikament an Patienten, die ins Krankenhaus mussten.

Studienerfolge hatte in dieser Hinsicht in der Vorwoche Merck zu vermelden. Während das diesem Titel half, setzte es die Notierungen von Biontech & Co. wegen der drohenden Konkurrenz zusätzlich unter Druck. Es tut sich somit einiges in dem Bereich und es macht daher Sinn, mit Biontech, , Moderna, Curevac und Merck & Co. vier Aktien einem umfassenden BÖRSE ONLINE-Anlage-Check zu unterziehen, die mit dem Thema Covid-19-Medikamente an vorderster Front zu tun haben. Wir werfen dazu jeweils Blicke auf die Charttechnik, die Bewertung sowie auf die Aufstellung/Strategie dieser Unternehmen.

Moderna-Aktie



Mit Moderna macht gleich der erste vorgestellte Titel deutlich, wie volatil es bei den Aktien der Impfstoff-Hersteller zugeht. Denn während sich auf Jahressicht ein Plus von gut 393 Prozent ergibt, beläuft sich die Bilanz auf Wochensicht auf ein Minus von mehr als 20 Prozent.

Charttechnik: Noch viel eindrucksvoller als auf Sicht von zwölf Monaten fällt die Kursbilanz von August 2019 bis August 2021 aus. Denn da stieg die Notiz von 12,27 Euro auf 484,47 Euro. Das bedeutet einen Anstieg von gut 3.848 Prozent.

Als Folge davon ergibt sich ein starker Aufwärtstrend, der durch die jüngsten Verluste aber langsam in Gefahr gerät. Viel weiter sollten die Kurse jedenfalls nicht mehr abrutschen, um nicht einiges an charttechnischem Porzellan zu zerschlagen.

Mut macht dabei, dass es in der Vergangenheit auch immer wieder einmal Schwächephasen gab, der Wert diese letztlich aber immer wieder ausbügeln konnte. Wie es dieses Mal ausgeht, erscheint uns offen zu sein- Verflüchtigen würden sich die charttechnischen Gefahren im Grunde aber erst dann, wenn es gelingen sollte, neue Bestmarken zu erklimmen.



Aufstellung/Strategie: Moderna ist ein Biotech-Unternehmen im kommerziellen Stadium, das im Jahr 2010 gegründet wurde und im Dezember 2018 an die Börse ging. Die mRNA-Technologie des Unternehmens wurde schnell mit dem Impfstoff COVID-19 validiert, der im Dezember 2020 in den USA zugelassen wurde.

Anfang 2021 hatte Moderna laut Morningstar 24 mRNA-Entwicklungsprogramme, von denen sich 13 in der klinischen Erprobung befanden. Die Programme umfassen ein breites Spektrum von Therapiegebieten, darunter Infektionskrankheiten, Onkologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und seltene genetische Krankheiten.

Angesichts der überwältigenden weltweiten Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen und der Tatsache, dass Moderna keine kommerziellen Therapien anbietet, ist der größte Teil des Aktienwerts von Moderna nach Meinung des US-Finanzdienstleisters CFRA an das Covid-Mittel mRNA-1273 gebunden. Die dortigen Analysten gehen davon aus, dass die anfängliche Nachfrage nach mRNA-1273 trotz des Wettbewerbs das Angebot deutlich übersteigen wird. Infolgedessen werden die Einnahmen von MRNA im Jahr 2021 und möglicherweise 2022 wahrscheinlich davon abhängen, wie viele Impfstoffdosen das Unternehmen herstellen und vertreiben kann.

Moderna scheint dabei zuversichtlich zu sein, dank seiner Partnerschaft mit der Schweizer Lonza mindestens 700 Millionen Dosen im Jahr 2021 und 1,4 Milliarden Dosen im Jahr 2022 liefern zu können. Die Wettbewerbsdynamik werde wahrscheinlich Ende 2022 und darüber hinaus deutlich an Bedeutung gewinnen, wenn die weltweiten Impfkampagnen abgeschlossen sind. CFRA ist der Meinung, dass mRNA-1273 aufgrund seiner hohen Wirksamkeit ein starker Konkurrent ist.

Gleichwohl stuft man bei CFRA das Risiko als hoch ein. Denn obwohl Moderna in der Regel über eine beträchtliche Nettoliquidität verfüge, sei zu bedenken, dass das Unternehmen bisher nur ein einziges Produkt auf den Markt gebracht habe und erhebliche Ausgaben für die Entwicklung und Vermarktung seiner Produkte tätige.

Beim US-Finanzdienstleister Morningstar wiederum ist man der Ansicht, dass die Gesellschaft noch keinen wirtschaftlichen Schutzgraben innehat. Das hervorragende Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil des COVID-19-Impfstoffs von Moderna habe die mRNA-Technologie des Unternehmens zwar rasch validiert, und man geht davon aus, dass die Renditen auf das investierte Kapital ab 2025 im Basisfall und ab 2027 im Bärenfall nachhaltig über den angenommenen Kapitalkosten von neun Prozent liegen werden.

Man sieht jedoch die Gefahr einer größeren Wertvernichtung, was die Analysten daran hindert, dem Unternehmen ein "Moat"-Rating zu geben. Moderna spiele bereits jetzt eine entscheidende Rolle bei der Impfung von Millionen von Menschen während der Pandemie und hat mehrere potenzielle erstklassige Impfstoffe in der Testphase, die einen erheblichen ungedeckten Bedarf decken könnten.

Zudem verfüge das Unternehmen sowohl über die finanziellen Mittel als auch über die technologischen Fähigkeiten, um die meisten dieser Programme auf den Markt zu bringen. Man wittert aber Unsicherheiten in Bezug auf die Verteidigung gegen andere neuartige mRNA-Impfstoffe, die in den Markt eintreten, und man glaubt, dass das Unternehmen noch dabei ist, einen Burggraben zu bauen, wobei man davon ausgeht, dass während und nach der Pandemie mehrere neue Wettbewerber in den Impfstoffmarkt eintreten werden.

Bewertung: In Sachen Ergebnisschätzungen ist es so, dass der Analystenkonsens für dieses Jahr mit einem Gewinn je Aktie von 29,76 Dollar rechnet. Für 2022 betragen die Schätzungen dann 27,94 Dollar. Die Prognosen für die Jahre 2023 bis 2025 sehen 11,57 Dollar, 3,92 Dollar und 10,76 Dollar vor. Zu beachten ist, dass diese Schätzungen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sein dürften.

Aufgrund der hauseigenen Erwartungen billigen Morningstar und CFRA den Moderna-Aktien aber nur Kursziele von 159 Dollar bzw. von 259 Dollar zu. Auf Basis der durchschnittlichen Schätzung von zwölf Analysten ergibt sich ein Kursziel von 349,33 Dollar, was sich unwesentlich über der Schlussnotiz vom Freitag von 341,09 Dollar bewegt.





Curevac-Aktie



Beim zweiten Titel Curevac gibt es anders als bei Moderna schon längere Zeit Kursprobleme. Als Folge davon tritt die Notiz hier seit einem Jahr letztlich nur auf der Stelle, nachdem der Titel in der vergangenen Woche fast 19 Prozent an Wert verloren hat.

Charttechnik: Die Aktien von Curevac haben in ihrem noch relativ kurzen Börsen-Dasein (der Gang an die New Yorker Nasdaq erfolgte im August 2020) bereits eine relativ breite Handelsspanne gesehen. Denn während das Schlussrekordhoch am 09. Dezember 2020 bei 112,86 Euro lag, bewegte sich die Notiz im Rekordtief am 24. September 2020 nur bei 37,56 Euro. Daraus ergibt sich eine Spannbreite von rund 200 Prozent.

Durch die zuletzt erlittenen neuen Kursverluste ist es so, dass die Notiz dicht an das zuvor erwähnte bisherige Schlussrekordtief gerückt ist. Ein Fall darunter würde das Chartbild weiter verschlechtert. Wobei dieses aber auch aktuell schon zur Vorsicht mahnt. Der seit Juni ausgebildete Abwärtstrend ist jedenfalls uneingeschränkt intakt.



Aufstellung/Strategie: Curevac mit Hauptsitz in Tübingen ist ein globales biopharmazeutisches Unternehmen auf dem Gebiet der mRNA-Technologie mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Optimierung dieses vielseitigen biologischen Moleküls für medizinische Zwecke. Das Prinzip von Curevacs proprietärer Technologie basiert auf der Nutzung von optimierter mRNA als Datenträger, um den menschlichen Körper zur Produktion der entsprechend kodierten Proteine anzuleiten, mit welchen eine Vielzahl von Erkrankungen bekämpft werden können.

Auf der Grundlage seiner firmeneigenen Technologie hat das Unternehmen eine umfangreiche klinische Pipeline in den Bereichen der prophylaktischen Impfstoffe, Krebstherapien, Antikörpertherapien und zur Behandlung seltener Krankheiten aufgebaut. Im Juli 2020 ging CureVac eine Partnerschaft mit GlaxoSmithKline plc (GSK) ein, um gemeinsam neue Produkte im Bereich der prophylaktischen Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten auf Basis der mRNA-Technologie der zweiten Generation von CureVac zu entwickeln. Im Februar 2021 wurde die Zusammenarbeit für die Entwicklung von COVID-19-Impfstoffkandidaten der zweiten Generation erweitert.

Die zuvor erwähnten Kursverluste seit Juni sind vor dem Hintergrund der damals veröffentlichten Meldung zu sehen, dass der Coronavirus-Impfstoff von Curevac laut abschließenden Auswertungen nur eine geringe Wirksamkeit aufweist. Das Vakzin zeige "in allen Altersgruppen über 15 Virusvarianten hinweg" insgesamt eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen Covid-19-Erkrankungen jeglichen Schweregrades, hieß es damals in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur Dow Jones.

Jüngst folgte dann zwar die Nachricht, dass beim hauseigenen Coronavirus-Impfstoffkandidat der zweiten Generation in einer präklinischen Studie eine verbesserte Immunantwort und Schutzwirkung nachgewiesen werden konnten. Die Daten zeigten demnach eine hohe Schutzwirkung des Impfstoffkandidaten an nichtmenschlichen Primaten. Dabei sei der Impfstoff in der Lage gewesen, eine stärkere Antikörperneutralisierung aller ausgewählten Varianten zu erreichen, darunter die Beta-, Delta- und die Lambda-Variante. Für eine nachhaltige Kurswende nach oben reichte das aber nicht aus.

Auf die Stimmung der Anleger dürfte auch die gleichzeitig veröffentlichte Mitteilung gedrückt haben, wonach der operative Verlust im zweiten Quartal 147,8 Millionen Euro betrug, nachdem es im Vorjahreszeitraum nur ein Minus von 3,2 Millionen Euro war.

Positiv zu sehen ist ansonsten allgemein die breite Anwendbarkeit der RNA-Optimierungsplattform. Ähnlich wie bei anderen mRNA-basierten Unternehmen hängt die Bewertung aber auch von Curevac stark von der mRNA-Therapieplattform ab. Diesen treffend einzuschätzen dürfte speziell für Laien derzeit ein Ding der Unmöglichkeit sein. Folglich sind die Risiken rund um diesen Wert als sehr hoch einzustufen. Die vorhandenen Barmittel beliefen sich zum Ende des zweiten Quartals auf rund 1,36 Milliarden Euro. Laut Schätzungen der US-Investmentbank Jefferies sollte das Geld noch mindestens bis 2023 reichen.

Bewertung: Wie groß die Unsicherheiten sind, lässt sich auch anhand der nachfolgenden Schätzungstabelle des Analystenkonsensus ablesen. Denn die darin enthaltenen Daten sind unvollständig und auch nicht unbedingt schlüssig. Das stärkt die bereits vertretene These, dass es sich bei dieser Aktie zum jetzigen Zeitpunkt für Privatanleger noch um eine schwarze Box handelt. Erwähnenswert ist aber, dass sich das auf vier Stimmen basierende durchschnittliche Kursziel der Analysten auf 72,20 Dollar beläuft. Eine Vorgabe, die sich deutlich über dem Schlusskurs von 49,63 Dollar vom Freitag bewegt.



Biontech-Aktie



Bei Biontech und damit der dritten in diesem Beitrag besprochenen Aktie beträgt das Minus auf Wochensicht rund 23 Prozent. Doch selbst nach diesem herben Rückschlag steht für die vergangenen zwölf Monate immer noch ein starkes Plus von fast 255 Prozent zu Buche.

Charttechnik: Der Kurs von Biontech bewegte sich in Frankfurt in der Zeit der noch kurzen Existenz bisher bereits in einer extrem breiten Spanne. Das Schlusskurstief stammt dabei vom 16. Oktober 2019 mit 11,70 Euro und das Schlussrekordhoch vom 09. August 2021 mit 377,00 Euro. Das heißt, zwischen Tief und Hoch ist eine Differenz von 3.122 Prozent.

Der Aufwärtstrend ist noch intakt, wackelt aber wegen der jüngsten Kursverluste inzwischen. Die Chartampeln stehen folglich auf Gelb. Auf Rot würden sie bei einem nachhaltigen Bruchs des Aufwärtstrends springen. Grünes Licht gibt es dagegen erst wieder, bei einem Sprung über das Zwischenhoch von 311,30 Euro vom 16. September und natürlich erst Recht bei neuen Kursrekorden.



Aufstellung/Strategie: Der Corona-Impfstoff von Biontech basiert laut der Unicredit Bank auf der mRNA-Technologie. Der Mainzer Biotechnologiekonzern nutzt diesen Ansatz auch für zahlreiche weiter Projekte im Bereich der Krebsmedikamentenforschung und seltenen Krankheiten. Aktuell hat Biontech drei Krebsmedikamente in der zweiten klinischen Phase, die Entwicklung von mRNA-basierten Impfstoffen gegen Malaria, HIV und TBC wurden kürzlich gestartet.

In der Selbstbeschreibung bezeichnet sich Biopharmaceutical New Technologies als ein Immuntherapie-Unternehmen der nächsten Generation, das neue Therapien für Krebs und andere schwere Krankheiten entwickelt. Das Unternehmen nutzt demnach eine breite Palette von computergestützten Entdeckungs- und therapeutischen Arzneimittelplattformen für die schnelle Entwicklung neuartiger Biopharmazeutika. Das breite Portfolio an onkologischen Produktkandidaten umfasst individualisierte und standardisierte mRNA-basierte Therapien, innovative chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen, bispezifische Checkpoint-Immunmodulatoren, zielgerichtete Krebs-Antikörper und kleine Moleküle.

Auf der Grundlage von umfassender Expertise in der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen und den eigenen Produktionskapazitäten entwickeln Biontech und seine Partner neben seiner vielfältigen Onkologie-Pipeline auch mehrere mRNA-Impfstoffkandidaten für eine Reihe von Infektionskrankheiten. Man hat eine breite Palette von Beziehungen zu mehreren globalen pharmazeutischen Kooperationspartnern aufgebaut, darunter Genmab, Sanofi, Bayer Animal Health, Genentech, ein Mitglied der Roche-Gruppe, Regeneron, Genevant, Fosun Pharma und Pfizer. Der Anspruch lautet, das weltweit führende Biotechnologieunternehmen für individualisierte Krebsmedizin zu werden.

Als aufstrebendes Biotechnologieunternehmen ohne kommerzialisierte Medikamente verfügt Biontech nach Meinung von Morningstar nicht über einen wirtschaftlichen Burggraben. Man ist der Ansicht, dass das Unternehmen über ein starkes, aber unbewiesenes Portfolio an immateriellen Vermögenswerten in seiner Pipeline verfügt, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, so dass die Zulassung sehr unsicher ist.

Die Konzentration von Biontech auf Indikationen und Medikamentenklassen, die einen Burggraben verdienen, und die behördliche Zulassung von Comirnaty sein ein vielversprechendes Zeichen, aber man sucht noch nach Beweisen für langfristiges Cashflow-Potenzial, bevor man dem Unternehmen einen Burggraben zuspricht. Die Gesellschaft verfüge über eine sehr umfangreiche, aber frühe Pipeline mit mehr als 22 bekannten Arzneimittelkandidaten und einigen weiteren, die noch nicht veröffentlicht worden seien. Etwa die Hälfte davon befinde sich in der klinischen Phase, meist in Phase 1.

Personalisierte und handelsübliche Krebsimpfstoffe seien der Schwerpunkt des Unternehmens, aber die Pipeline umfasse auch andere Krebstherapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. Die Technologieplattformen von Biontech hätten das Vertrauen mehrerer großer Biopharmaunternehmen gewonnen, was auch zu Partnerschaften geführt habe.

Insgesamt ist Morningstar der Meinung, dass das Unternehmen mehrere vielversprechende Kandidaten hat, die eines Tages einen Burggraben stützen könnten, aber sie befinden sich zu früh im Entwicklungsprozess, um einen engen Burggraben zu rechtfertigen. Man gibt den klinischen Medikamentenkandidaten des Unternehmens derzeit eine Zulassungswahrscheinlichkeit zwischen 20 Prozent und 70 Prozent, wobei diese Therapien nicht vor 2023 zugelassen werden dürften.

Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sehen diese bei Biontech beim Gewinn je Aktie für dieses Jahr 34,81 Euro vor. Im kommenden Jahr sollen dann sogar 37,28 Euro herausspringen, bevor es dann aber in 2023 wieder auf 24,97 Euro nach unten gehen soll.

Die Prognosen für 2024 und 2025 betragen noch tiefere 12,42 Euro bzw. 14,71 Euro, aber selbst auf dieser Basis wäre dieser Wert optisch betrachtet gemessen an der offenbar sehr aussichtsreichen Aufstellung nicht zu hoch bewertet. Passend dazu taxiert der Analystenkonsens das Kursziel auf 331,38 Dollar, was sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 254,79 Dollar vergleicht.



Merck & Co.-Aktie



Beim vierten Titel handelt es sich mit Merck & Co. um einen etablierten Pharmakonzern. Als Folge dieser Stellung geht es beim Aktienkurs zumeist gemächlicher zu als bei dem zuvor besprochenen Trio. In der Vorwoche führte der eingangs erwähnte Studienerfolg rund um eine Covid-19-Pille aber zu einem ansehnlichen Plus von 10,58 Prozent. Auf Sicht eines Jahres tritt die Notiz allerdings nur auf der Stelle.

Charttechnik: Bei genauer Hinsicht ist beim Aktienkurs von Merck & Co. sogar schon seit Ende November 2018 Stagnation angesagt und nicht erst seit zwölf Monaten. Streng genommen ist die Notiz aber sogar schon seit 1998 nicht mehr vorwärts gekommen.

Ein Hoffnungsschimmer stellt aber die Tatsache dar, dass der Titel dank der Gewinne aus der Vorwoche gerade am Abwärtstrend knabbert, der seit dem im Januar 2020 bei 92,04 Euro aufgestellten Schlussrekordhoch ausgebildet wurde. Ein nachhaltiger Sprung über diese Hürde würde das Chartbild aufhellen, wobei ein prozyklisches Kaufsignal allererster Güte insbesondere bei neuen Bestmarken generiert würde. Ganz langfristig gesehen stimmt die Kursbilanz übrigens immer noch. Denn im März 1978 handelt dieser Wert noch bei 1,27 Dollar.



Aufstellung/Strategie: Der US-Konzern Merck & Co. ist ein global operierendes Pharmaunternehmen, das eine breite Palette an Human- und Tiermedizinprodukten (Medikamente und Impfstoffe) entwickelt, produziert und vertreibt. Der Erfolg der mittlerweile eher ungewöhnlichen zweigleisigen Aufstellung gibt dem Management laut DZ Bank ein ums andere Mal Recht.

Das Unternehmen tritt außerhalb der USA und Kanada aus rechtlichen Gründen als MSD (Merck Sharp & Dohme Corp.) auf, was mit dem Ursprung zusammenhängt. Es war ursprünglich die amerikanische Tochter des deutschen Pharmakonzerns Merck KGaA, die im Rahmen des ersten Weltkrieges konfisziert wurde und seitdem unabhängig arbeitet. Durch die Übernahme des Konkurrenten Schering¬Plough ist einer der größten Pharmakonzerne der Welt entstanden. Den größten Skandal in der Firmengeschichte gab es laut Landesbank Baden-Württemberg durch den verspäteten Rückzug des Schmerzmittels Vioxx. Es musste vom Markt genommen werden, weil es das Herzinfarkt¬ und Schlaganfallrisiko erhöhte.

Aus dem starken Produktportfolio ragt für die DZ Bank das immunonkologische Medikament Keytruda heraus, das zum dominierenden Krebsmedikament aufgestiegen ist. Mit Molnupiravir schicke sich Merck & Co nun an, das erste direkt wirkende Corona-Medikament in Tablettenform auf den Markt zu bringen. Denn den jüngsten Angaben zufolge reduziert dieses bei Risiko-Patienten einer klinischen Studie zufolge deutlich die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe.

Die Daten der Zwischenauswertung lassen erwarten, dass das medizinische Arsenal zur Bekämpfung von Covid-19, das bislang "nur" aus vorbeugenden Impfstoffen und einem bedingt wirksamen intravenös zu verabreichenden Medikament sowie Medikamenten gegen "Begleiterkrankungen" besteht, nun auch um ein wirksames direkt wirkendes Medikament bereichert, das in Tablettenform verfügbar sein wird. Damit bestätigt sich im Nachhinein die unternehmensstrategische Entscheidung zur Aufgabe des eigenen Impfstoffprojekts zugunsten der Entwicklung derartiger Medikamente, so die DZ Bank-Analysten.

Aus der Sicht von Morninstar stützen Patente, Größenvorteile und eine starke intellektuelle Basis das Geschäft von Merck und schirmen es gut gegen die Konkurrenz ab. Der Patentschutz, der die Grundlage für Mercks breiten wirtschaftlichen Schutzgraben bildet, dürfte die Wettbewerber auch weiterhin in Schach halten, während das Unternehmen sich um die Einführung der nächsten Generation von Medikamenten bemüht, so das Urteil.

Darüber hinaus unterstütze der enorme Cashflow des Unternehmens einen starken Vertrieb, der nicht nur die derzeit vermarkteten Medikamente verkauft, sondern auch als Abschreckung für in der Entwicklung befindliche Arzneimittelhersteller dient, die versuchen, konkurrierende Produkte auf den Markt zu bringen. Infolgedessen biete Merck die Möglichkeit einer starken Partnerschaft für extern entwickelte Medikamente. Die Cashflows versetzten das Unternehmen auch in die seltene Lage, die durchschnittlich 800 Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung aufzubringen, die für die Markteinführung eines neuen Medikaments erforderlich seien.

Bewertung: Der Analystenkonsens rechnet bei Merck & Co. für 2021 mit einem Gewinn je Aktie von 5,55 Dollar. Bis 2025 sehen die Prognosen dann eine stetige Verbesserung bis auf 8,68 Dollar vor. Auf dieser Basis errechnet sich ein einstelliges KGV, was diesen Titel fast schon zu einem Schnäppchen machen würde, sofern sich die Vorhersagen als richtig erweisen sollten.

Nicht uninteressant ist der Wert auch als Dividendenbringern. Denn anders als bei den drei zuvor erwähnten Biotechfirmen leistet Merck & Co. Ausschüttungen. Derzeit beträgt der auf ein Jahr hochgerechnete Satz 2,60 Dollar je Aktie, woraus sich immerhin eine Rendite von etwas mehr als drei Prozent ergibt. Analysten sehen zudem die Zahlungen in den Folgejahren weiter kontinuierlich steigen. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 92,42 Dollar. Der Schlusskurs am Freitag belief sich auf 81,40 Dollar.