Nach nur zwei Impfdosen zeigte er sich dagegen deutlich weniger wirksam. Daher hält Biontech-Chef Ugur Sahin frühere Booster-Impfungen für ratsam, womöglich schon nach drei Monaten.
"Großflächige Impf- und Auffrischungskampagnen auf der ganzen Welt könnten uns dabei helfen, Menschen weltweit besser zu schützen und durch den Winter zu kommen", sagte Sahin. Biontech und Pfizer arbeiten bereits an einem angepassten Impfstoff gegen Omikron. Sie gehen davon aus, diesen bis Ende März auf den Markt bringen zu können, sollte eine Anpassung für einen höheren sowie langanhaltenderen Schutz notwendig sein.
Die Mainzer Biotechfirma und ihr US-Partner Pfizer fanden in Laborstudien heraus, dass ihr Impfstoff nach zwei Dosen deutlich geringere Neutralisierungstiter gegen Omikron aufweist und damit weniger wirksam ist. Drei Dosen konnten die Variante aber neutralisieren. Die Daten hätten außerdem gezeigt, dass eine Auffrischungsimpfung die neutralisierenden Antikörpertiter im Vergleich zu zwei Dosen um das 25-fache erhöht. Blutproben von Personen, die vor einem Monat ihre dritte Booster-Impfung erhielten, neutralisierten die Omikron-Variante demnach in etwa so wirksam wie Blutproben von zweifach Geimpften den ursprünglichen Wuhan-Stamm.
FRÜHERER BOOSTER RATSAM
Eine zweifache Impfung könne vermutlich aber immer noch gegen eine schwere Erkrankung schützen, wohl aber nicht gegen eine Infektion mit Omikron. Biontech-Chef Sahin sagte auf einer Pressekonferenz, dass die neuen Daten zur Wirksamkeit des Covid-19-Impfstoffs zu Diskussionen über ein Vorziehen der dritten Dosis führen werden. "Wir glauben, dass dies der richtige Weg ist." Damit sei bei einer weiteren Verbreitung der Variante im Winter ein besserer Schutz gewährleistet.
Sahin verwies dabei auf jüngste Maßnahmen von Ländern wie Großbritannien, die den Booster auf drei Monate nach der zweiten Impfung vorziehen statt wie bisher nach sechs Monaten. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission bisher allen Erwachsenen eine Auffrischungsimpfung sechs Monate nach der letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung.
Die Omikron-Variante, die erstmals in Südafrika und Hongkong entdeckt wurde und nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen in fast 60 Ländern auftritt, hat weltweit Alarm ausgelöst. Wissenschaftler sind vor allem besorgt über die hohe Zahl der Mutationen am Spike-Protein. Die WHO hatte Omikron am 26. November als "besorgniserregende Variante" eingestuft. Bisher gebe es jedoch keine Hinweise auf eine nötige Anpassung der bestehenden Covid-19-Impfstoffe auf die Variante.
"SIEHT NICHT GUT AUS FÜR ZWEIFACH GEIMPFTE"
Studien am Afrika Health Research Institut berichteten am Dienstag von einem 41-fachen Rückgang der neutralisierenden Antikörper gegen die Omikron-Variante. Die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt hält die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs für notwendig, wie sie auf Twitter schrieb. Sie veröffentlichte am Mittwochmorgen Daten zur Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die neue Variante. Der Charite-Virologe Christian Drosten sprach von sehr wichtigen Daten. "Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis notwendig." Neue Impfstoffe sieht er erst nach der Winterwelle. "Nicht warten, sondern boostern", schrieb Drosten auf Twitter.
Selbst drei Monate nach einer Booster-Impfung mit Biontech sieht Ciesek bei ihrer Untersuchung aber nur eine Neutralisation von 25 Prozent bei Omikron im Vergleich zu 95 Prozent bei der noch vorherrschenden Delta-Variante und spricht von einer bis zu 37-fach reduzierten neutralisierenden Wirkung der Antikörper im Vergleich zur Delta-Variante. Bei einer sechs Monate zurückliegenden zweifachen Impfung mit Biontech, Moderna sowie einer Kreuzimpfung von AstraZeneca/Biontech sei eine Antikörperreaktion nicht einmal messbar gewesen.
"Da es noch andere Komponenten des Immunsystems gibt, bin ich trotzdem optimistisch, dass durch die Immunität eine gute Schutzwirkung vor schweren Verläufen bestehen bleibt", erklärte Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. "Eine Auffrischung der Impfimmunität ist aktuell umso wichtiger, da dadurch auch die zelluläre Immunität geboostert wird, was sicher gegen Omikron wichtig ist." Auch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, hält angepasste Impfstoffe für nötig. "Ein Booster mit einem angepassten Impfstoff würde genau die Gedächtniszellen stimulieren, die Antikörper produzieren, die auch Omikron neutralisieren können."
rtr